Anonym 16. 03. 2021 15:04 Nr. 5571 Liebe Hannah, Es fällt mir schwer zu verstehen was damals geschehen ist. Ein "um die Ecke", wenige hundert Meter Weg, den man regelmäßig gegangen ist, mal mit Musik auf den Ohren, mal vor sich her summend, mal mit Freund:innen.. und doch war er an diesem Tag ganz anders. Aus einem "Nur mal eben" wurde ein "nie wieder". Unser Schicksal. Die Ungerechtigkeit schreit zum Himmel. Bisher, wenn ich in der 66 von Oberdollendorf Mitte in die Stadt fahre, saß ich meist da, las ein Buch, hörte ein Hörbuch/ Musik, starrte blind aus dem Fenster... Aber dann gibt es die Tage, an denen ich daran denke, wie schnell alles gehen kann. Wie unfair es ist. Ich denke an dich. Hast du Musik gehört in der Bahn? Hast du aus dem Fenster geschaut? Wie ungerecht ist das Leben... oft ist die Entscheidung ob man lebt oder stirbt eine Frage des Glücks, und eine Frage des Geschlechts... ich freue mich, dass du hier warst. Dass du Menschen begegnet bist, die dich kennenlernen durften, die deine Freundschaft geschenkt bekamen.
Saskia ging mittlerweile in eine Therapie. Die unterbrochen wurde, weil sich die Ämter nicht einig waren, wer die Kosten trägt. Doch ich kämpfte für Saskia auch das durch. Sie litt unheimlich unter ihren Ängsten, erzählte öfters am Tag was er mit ihr getan hat und fragte ob er wieder käme. Ich gab ihr all meine Liebe war für sie da, tröstete sie. Nach über einem Jahr lag die Sache endlich bei der Staatsanwaltschaft und wieder hieß es warten, bis eines Tages der Brief ins Haus flatterte, daß die Anzeige niedergeschmettert wurde. Begründung: Saskia könne sich nicht richtig ausdrücken und würde auch die Zeiten durcheinander bringen. Als Saskia am 30. 04. 2002 zur Welt kam, war sie vom ersten Augenblick der Sonnenschein in der Familie. Mit drei Monaten erkrankte sie schwer an Babyastma, unsere Zeit war geprägt von vielen Sorgen und Ängsten. Durch die schwere Atemnot bekam sie sehr früh schon Cortison. Doch trotz der Leidenszeit, die Saskia hatte, war sie ein fröhliches Kind und meisterte alles ganz toll.
Ihr wart es wert, so sehr geliebt zu werden. Ihr seid es wert, dass soviel Traurigkeit geblieben ist an Eurer Stelle. Auf dieser online Gedenkstätte sind die Schicksale der Kinder gewahrt, die deutschlandweit durch Misshandlung, Vernachlässigung, fahrlässige Tötung aber auch Mord ihr Leben verloren haben. Seit dem Jahr 2000 sind durch diesen Umstand 3337 Kinder gestorben. Wöchentlich werden 70 Kinder schwerst misshandelt, so dass häufig körperliche aber immer seelische Schäden zurückbleiben. Auch an die Geschichten der Kinder, die ein solches Martyrium überlebt haben, erinnern wir. Doch nicht nur in Deutschland, sondern auch Behind the Border, über die Grenzen unseres Landes hinaus, werden Kinder misshandelt und vernachlässigt. Viele dieser Schicksale wurden an unschlagbar e. V. mit der Bitte herangetragen, auch diese hier zu bewahren. Nehmt mit uns Anteil am Schicksal dieser Kinder und tragt dazu bei, dass ihre Namen und Geschichten nicht vergessen werden!