Doch obwohl alles vielversprechend aussah, starb das Projekt noch vor seiner eigentlichen Geburt: Walshs Priorität galt den Eagles, womit keine Zeit für ein weiteres Engagement blieb. Böse war Miller deswegen nicht. Er freute sich für Walsh – und besuchte diesen am 25. August 1994, als die Eagles in New York Station machten. Nach dem Ende der Show zog sich Frankie Miller auf sein Hotelzimmer zurück. Dort passierte es: Er erlitt eine Hirnblutung und fiel daraufhin ins Koma. Erst nach fünf Monaten erwachte Miller wieder. Die Ärzte hatten die Hoffnung schon fast aufgegeben: Die Überlebenschancen des Musikers schätzen sie extrem gering ein – sie lagen bei nur zwei Prozent. Und selbst im unwahrscheinlichen Genesungsfall, so die Mediziner, würde Frankie wohl nie wieder sprechen oder laufen können. Zudem starben in diesem Zeitraum weitere Freunde des Künstlers. Doch der gab nicht einfach so auf. Nachdem er wieder ansprechbar war, kämpfte sich Miller Stück für Stück zurück ins Leben. Mit schottischer Sturheit, wie seine Angehörigen heute schmunzelnd sagen.
Die zehn Songs (fünf davon zusammen mit dem 2015 verstorbenen FREE-Bassisten Andy Fraser geschrieben), wie das kraftvolle Titellied, der ungestüme Opener ´Danger, Danger´, das rockige ´It's All Coming Down Tonight´ (mein Lieblingslied früher vor dem freitäglichen Ritual-Biertrinken) oder die Megaballade ´Jealousy´, halten dem Vergleich mit jedem Rock Song stand. Die Platte strahlt all das aus, was guten Rock so unsterblich macht: Street credibility, Schweiß, Dreck, Härte und Machotum (über die textlichen "Unter-der-Gürtellinie"-Ausrutscher des auch saustarken ´Don't Stop´ sehen wir mal hinweg). Die Stimme Frankie Millers macht dann noch diesen kleinen entscheidenden Unterschied zur Unsterblichkeit aus. Und geniale Musiker aus der zweiten Reihe, die keiner kennt, die aber hochkarätig sind wie der Dauer-Geheimtipp Chris Spedding an der Gitarre oder Roger Hawkins und Dave Wood aus dem TRAFFIC-Umfeld. Zumindest wer eine gewisse Affinität zu hartem Rock und rauem Gesang hat, kann auch alle anderen Frankie Miller-Veröffentlichungen blind goutieren.