Die amerikanische Kulturwissenschaftlerin Sherry Turkle ist einfach eine wahnsinnig intelligente Frau. Hier Auszüge aus einem irrsinnig spannenden Interview auf, das zum Nachdenken anregt: " Was ist denn falsch daran, wenn Jugendliche ihre Kontakte übers Internet pflegen? Dass sie glauben, sie seien niemand, wenn sie es nicht tun. Die Devise lautet: »Ich teile mich mit, also bin ich. « Die digitale Kommunikation braucht keinen Inhalt, keine Botschaft. Vom »Ich habe ein Gefühl, ich möchte jemanden anrufen« geht es zum »Ich möchte ein Gefühl haben, also schicke ich eine SMS«. Teenager spüren ihr Gefühl nicht, wenn sie das nicht tun. Was einst als pathologisch gegolten hätte, ist heute der Stil einer Generation. Zusammen allein? | EVAPrinzip. " […] "Was wir Langeweile nennen, ist wichtig für unsere Entwicklung. Es ist die Zeit der Imagination, in der man an nichts Bestimmtes denkt, seine Vorstellung wandern lässt. " "Was Freundschaft und Intimität von einem fordern, ist kompliziert. Beziehungen sind schwierig, chaotisch und verlangen einem etwas ab, gerade in der Adoleszenz.
Und vor allem: Sherry Turkle verkennt ja offensichtlich die Grenzen der Kommunikation - hier ist die Luhmannsche Lektion überaus erhellend! Nicht alle Themen lassen sich zu jeder Zeit in Gesprächsform erörteren. Es gibt Tabus - grundsätzliche und temporäre. In meinem BLOG unterliege ich nur wenigen Beschränkungen, die etwa unter dem Sloterdijkschen Hinweis, dass diskret sei, wer wisse, was er nicht bemerkt haben soll, zusammenzufassen wären. Das Brechen von Tabus kann wiederum zu durchaus folgenreichen und manchmal sogar bereichernden Gesprächen führen. Digitale Einsamkeit – die verlorene Fähigkeit, Gespräche zu führen – Schule Social Media. So betrachte ich den BLOG, der ja keine Permanenzen erzwingt, wie die sozialen Netzwerke sie zur Folge haben, als eine außerordentliche Bereicherung. Nun: "Wir müssen reden" - das meinte bereits Gottfried Benn in: KOMMT Kommt, reden wir zusammen wer redet, ist nicht tot, es züngeln doch die Flammen schon sehr um unsere Not. Kommt, sagen wir: die Blauen, kommt, sagen wir: das Rot, wir hören, lauschen, schauen wer redet, ist nicht tot. Allein in deiner Wüste, in deinem Gobigraun – du einsamst, keine Büste, kein Zwiespruch, keine Fraun, und schon so nah den Klippen, du kennst dein schwaches Boot – kommt, öffnet doch die Lippen, wer redet, ist nicht tot.