Text: Inga Dora Schwarzer Foto: Bei der diagonalen Hilfengebung treibt der Reiter sein Pferd mit dem inneren Schenkel an den äußeren Zügel heran. Aber warum eigentlich? Was bewirkt sie, und warum ist sie ein zentrales Element der Ausbildung? Mein Pferd gibt Antworten Jedes Pferd ist von Natur aus schief. Diese natürliche Schiefe ist individuell unterschiedlich stark ausgeprägt. Die meisten Pferde sind nach rechts schief und fußen mit dem rechten Hinterbein außen an der Spur des rechten Vorderbeins vorbei. Mit dem rechten Hinterbein können sie daher weniger Schub entwickeln als mit dem linken. Letzteres muss mehr Arbeit übernehmen, um den Pferdekörper nach vorne zu bringen. Dadurch jedoch wird das linke Vorderbein mehr belastet. Ein Ungleichgewicht im Pferdekörper entsteht. Hinzu kommt eine muskuläre Dysbalance. Bei nach rechts schiefen Pferden ist die rechtsseitige Muskulatur leicht verkürzt. Sie lassen sich deshalb lieber nach rechts stellen und biegen als nach links. Man spricht von der rechten, biegsameren Seite als "hohle Seite" und von der linken, weniger biegsameren als "Zwangseite".
Die Abstellung des Pferdes zur Bewegungsrichtung sollte nicht größer als 45° sein. Der Takt muss auch beim Schenkelweichen erhalten bleiben. Auf keinen Fall darf das Pferd eilig oder hektisch werden. Der innere Schenkel muss gegenenfalls etwas mehr treiben, damit das Pferd nicht auf die Idee kommt, abzuwenden. Wenn der äußere Zügel zu sehr angenommen wird und die Stellung nicht zulässt, wird das Pferd versuchen, dem Druck auszuweichen und sich im Genick verwerfen. Wenn der innere Zügel zu sehr angenommen wird, fällt das Pferd über die äußere Schulter aus. Dadurch wird das innere Hinterbein beim Untertreten behindert. Beispiele: Auf dem ersten Hufschlag, mit dem Kopf zur Bande, ist es für Pferd und Reiter am einfachsten, das Schenkelweichen zu lernen. Das Pferd hat durch die begrenzende Wirkung der Bande keine andere Möglichkeit, als der Hufschlaglinie zu folgen. Anfangs sollte man sich mit wenigen Schritten begnügen, das Pferd überschwänglich loben und es wieder wieder korrekt geradestellen.