1941 – zwei Jahre nach Else Lasker-Schülers Übersiedelung von der Schweiz nach Palästina – nahmen Schalom Ben-Chorin und Gerson Stern die Gedichte »Mein blaues Klavier« und »Herbst« in die Anthologie »Menora. Eine Auswahl literarischen Schaffens in Erez-Israel« (Tel Aviv) auf (hebr. Eretz Israel: Land Israel, Palästina). Die Herausgeber stellten beiden Gedichten einige begleitende Worte voran: »Else Lasker-Schüler ist die Dichterin der jüdischen Seele. Heute lebt sie in Jerusalem, der heiligen Stadt ihrer Lieder. In ihrem Palästinabuch: ›Das Hebräerland‹ hat sie eine farbenprächtige, von biblischer Schönheit erfüllte Schilderung Erez-Israels gegeben. Der Klang ihres Liedes ist aus den Stimmen der Völker nicht mehr wegzudenken. Mein blaues klavier analyse online. Auch mit Prosadichtung und Dramen trat sie hervor. « Gewidmet ist »Mein blaues Klavier« in der Anthologie dem Mitherausgeber Gerson Stern: »meinem lieben Heimatfreund«. In seinen »Erinnerungen an Else Lasker-Schüler«, die am 23. Februar 1945 im Tel Aviver »Mitteilungsblatt« (Jg.
Es wird in diesem Gedicht keine feste Strophenform eingehalten. Die erste Strophe beschreibt, dass das lyrische Ich ein blaues Klavier besitzt, dieses aber nicht spielen kann, weil es die Noten nicht beherrscht. In der zweiten Strophe erzählt das lyrische Ich, dass das Klavier seit dem Krieg im Keller steht. Die dritte Strophe handelt davon, dass die schöne Musik des Klaviers durch den Krieg zerstört wird. In der vierten Strophe wird die Trauer des lyrischen Ichs über die Zerstörung des Klaviers deutlich. In der letzten Strophe lässt sich ein Todeswille des lyrischen Ichs erkennen. Die Farbe blau dominiert das Gedicht wie ein Leitmotiv (V. 1, V. Else Lasker-Schüler: Mein blaues Klavier – Denkzeiten – Philosophische Praxis. 9). Es lässt sich vermuten, dass diese Farbe für Else Lasker-Schüler Unendlichkeit oder Sehnsucht nach etwas Unerreichbaren bedeutet, denn dieses Leitmotiv wird in vielen Gedichten von ihr in ähnlichen Zusammenhängen aufgeführt. Zu dem Zeitpunkt während des Krieges bedeutet es für sie wohlmöglich eine Sehnsucht nach Heimat und Frieden, die bedingt wird durch ihre Flucht ins Exil.
Zweite Strophe sowie siebter und achter Vers reflektieren die Jetztzeit des Exils: Niedergang der moralischen und ethischen Werte, der Kultur mit Auszug der Kulturschaffenden aus Deutschland sowie deren Berufsverbot. Die »Störstelle« des Gedichtes (v. 7) beschreibt die Unkultur der Nazis prägnant und mit beißender Ironie, indem Lasker-Schüler das Bild der »Juden-Ratten« aus Hipplers Nazifilm » Der ewige Jude « gegen die Urheber selbst als »Nazi-Ratten« wendet. Die finale Doppelstrophe (vv. 10–13) geht in die utopische Hoffnung auf eine gnädige Erlösung von diesem Exilübel. Mein blaues klavier analyse en. Dass die Bitte an die Engel eine ›unmögliche‹ ist, zeigt der vorletzte Vers: Es wird nicht etwa um den Tod und die Erlösung von diesem schweren Erdenschicksal gebeten, sondern um die lebende Aufnahme in den Himmel, also um die › leibliche Himmelfahrt ‹, die in den drei monotheistischen Religionen nur den Zentralfiguren gewährt wurde, also Elias, Moses, Christus, Maria und Mohammed. Die Assonanz Kellertür – Klaviatür – Himmelstür weist schließlich auf die drei "Unmöglichkeiten" in diesem Gedicht hin.