03. 07. 2001 – VI ZR 418/99; BGH Urt. 25, 10, 2011 – VI ZR 139/10″). Mit anderen Worten: Die Behandlung muss gegen elementare Behandlungsregeln und Erkenntnisse der medizinischen Wissenschaft verstoßen. Für die Diffenrenzierung ist die Betrachtung des Sachverhalts insgesamt maßgeblich. Liegen mehrere einfache Behandlungsfehler gehäuft vor, kann in der Gesamtschau ein grober Behandlungsfehler angenommen werden. Insoweit ist zu beachten, dass selbst bei Annahme eines solchen Fehlers der Arzt auch noch die Möglichkeit hat, die Vermutung des Zusammenhangs zwischen Fehler und Primärschaden zu widerlegen. Befunderhebungsfehler - Wann liegen Befunderhebungsfehler vor?. Der schwierigst Weg ist dabei für den Arzt den Gegenbeweis anzutreten, also zu beweisen, dass seine Behandlung gerade nicht zu dem geltend gemachten Schaden geführt hat. Alternativ hat er – je nach Fallgestaltung – auch die Möglichkeit, einzuwenden, dass der geltend gemachte Schaden höchstwahrscheinlich nicht auf seiner Behandlung beruht. Wann eine Behandlung "höchstwahrscheinlich nicht zu dem geltend gemachten Schaden geführt" hat ist im Einzelnen umstritten.
Was ist ein grober Behandlungsfehler? Behandlungsfehler können einfach oder grob sein. Die Unterscheidung spielt im Arzthaftungsrecht eine wichtige Rolle, da sie sich auf die Frage der Beweislast auswirkt – also auf die Frage, wer in einem Prozess vor Gericht was beweisen muss. Ärztepfusch • Die schlimmsten Fälle medizinischer Behandlungsfehler | WEB.DE. Ein Behandlungsfehler ist als grober Behandlungsfehler zu bewerten, wenn der Arzt oder die Ärztin eindeutig gegen grundlegende, bewährte ärztliche Behandlungsregeln oder gegen gesicherte medizinische Erkenntnisse verstoßen hat. Der BGH formuliert es so: "Grob ist ein Behandlungsfehler dann, wenn er aus objektiver ärztlicher Sicht bei Anlegung des für einen Arzt geltenden Ausbildungs- und Wissensmaßstabes nicht mehr verständlich und verantwortbar erscheint, weil ein solcher Fehler dem behandelnden Arzt aus dieser Sicht schlechterdings nicht unterlaufen darf. " Beispiele für einen groben Behandlungsfehler können sein: Übersehen einer Fraktur auf dem Röntgenbild, Krankenhauseinweisung bei Auffälligkeiten im EKG unterlassen, keine weitere Behandlung oder Bildgebung trotz Anzeichen eines Schlaganfalls, nicht mehr vertretbare Fehllage der eingebrachten Schrauben, keine CTG-Überwachung bei Risikogeburten.
In diesen Fällen liegt ein Verstoß gegen elementare Behandlungsregeln und wissenschaftliche Erkenntnisse. Welche Folgen hat das Vorliegen eines groben Behandlungsfehlers? Das Vorliegen eines groben Behandlungsfehlers führt zu einer Beweislastumkehr zugunsten des klagenden Patienten bzw. der klagenden Patientin. Im Regelfall muss der Kläger oder die Klägerin in einem Arzthaftungsprozess beweisen, dass ein Fehler in der Behandlung vorliegt und gerade wegen dieses Fehlers ein bestimmter Schaden eingetreten ist (sog. Kausalität). Dieser Beweis ist erst erbracht, wenn das Gericht zu der Überzeugung kommt, dass der Eintritt des konkreten Schadens bei richtiger Behandlung gänzlich unwahrscheinlich gewesen wäre. Dies lässt sich teilweise nur sehr schwierig zu beweisen. Grober behandlungsfehler beispiele von. Im Fall des groben Behandlungsfehlers kommt dem Patienten oder der Patientin jedoch eine Beweiserleichterung zugute. Liegt ein grober Behandlungsfehler vor, muss nicht mehr der Patient oder die Patientin die Kausalität des Fehlers für den Schaden beweisen.
Auf den Behandlungsfehler bertragen bedeutet dies: Ein Behandlungsfehler verstt zwar gegen die Regeln der rztlichen Kunst, kann jedoch fr den Patienten folgenlos bleiben. Erst wenn der Behandlungsfehler tatschlich Folgen in Gestalt eines Schadens hat und dieser Schaden bei einer fehlerfreien Behandlung nicht eingetreten wre, besteht ein Anspruch auf Schadensersatz und Schmerzensgeld. Welche Arten von Behandlungsfehlern gibt es?. Dabei muss der Schaden also eindeutig auf dem Behandlungsfehler beruhen. Wieder bildlich gesprochen heit dies: Htte sich der Unfall trotz der Geisterfahrt nachmittags um 17 Uhr aus anderen Grnden genauso ereignet, so fehlt es an der Kausalitt. Es ist also genau zu prfen, ob der Behandlungsfehler berhaupt einen Schaden beim Patienten nach sich gezogen hat und ob dieser Schaden nicht auch aus anderen Grnden eingetreten sein knnte.
Im Streitfalle nimmt die Rechtschprechung eine Abgrenzung nach dem "Schwerpunkt der Vorwerfbarkeit" vor. Da in Arzthaftungsangelegenheiten die Beweislast oft von entscheidender Bedeutung ist, hat die Abgrenzung oft streitentscheidende Einfluss auf das gerichtliche Verfahren. Dazu ein Beispiel ( BGH, Urt. v. 21. 12. 2010 – VI ZR 284/09″>BGH, Urt. Grober behandlungsfehler beispiele. 2010 – VI ZR 284/09), dass geradezu aus dem Schulbuch stammen könnte: Ein Anästhesist hatte zwecks Narkosevorbereitung für eine Meniskusoperation eine Röntgenaufnahme der Lunge vornehmen lassen. Auf dem Röntgenbild war ein Rundherd zu sehen. Rundherde in der Lunge sind aber Hinweise auf eine schwerwiegende Erkrankung, wie Tumore, Infektionen und Granulome (). Eine weitere Abklärung des Befundes wurde nicht vorgenommen. Tatsächlich wurde ein Jahr später aber ein entsprechendes Karzinom festgestellt. Die Patientin verstarb infolge des Karzinoms. Das Berufungsgericht hatte noch einen Befunderhebungsfehler angenommen, da der Anästhesist es versäumt habe, eine weitere Abklärung vornehmen zu lassen.