Die überhängenden geschwungenen Terrassen verschatten die zurückgesetzten Fassaden auf natürliche Weise, Vakuumkollektoren auf dem Dach wandeln solare Gewinne mittels eines Wärmetauschers in Kälte um und ermöglichen eine umweltverträgliche Kühlung der Wohneinheiten. Preisträger BDA Hamburg Architektur Preis 2012 Wohnen dort, wo die HafenCity ihrem Namen auf das Eindrücklichste gerecht wird – so ist der Marco Polo Tower nicht nur eine neue Landmarke und damit einprägsames Wahrzeichen in der HafenCity, er ist auch exemplarisch für hochwertiges, aber auch hochpreisiges Wohnen in der verdichteten Innenstadt. Auf 17 gestapelten Ebenen lassen sich individuell gestaltete Wohnungsgrundrisse realisieren, die ihre große Qualität aus der Verbindung von Wohnraum und wohnungsbezogenen privaten Freiräumen auf den weit auskragenden Plattformen entwickeln. Dieses großzügige Angebot an privaten Außenräumen lässt die Verfasser von einer neuen Interpretation des Villentypus sprechen. Durch die Reduktion der äußeren Materialisierung auf Beton und Glas entsteht ein gut proportionierter, skulptural anmutender Baukörper, der seine Eleganz aus der feinen plastischen Bearbeitung der verwendeten Betonfertigteile bezieht.
Ganz oben im Marco Polo Tower, in der noch nicht verkauften rohen Penthouse-Wohnung, lehnen zur Zeit noch Plantafeln verschiedener Architekten für den Ausbau an der Wand. Ausgerechnet das Penthouse fordert von den Designern eine besondere Anstrengung, weil das heruntergezogene Dach des asymmetrischen Turms auf der Galerieebene einen großen blinden Raum entstehen lässt. Ansonsten aber haben die Wohnungen überall einen direkten Zugang auf die Balkone. Das Grundstück ist phantastisch, und der Blick ist es ebenfalls. Im Büro Behnisch hat man sich beim Entwerfen auf diesen Blick konzentriert und aus ihm heraus die Großform des Wohnturms entwickelt. Organisch, ausschwingend und mit nach oben immer weiter auskragenden Grundriss- und Balkonflächen. Dass die oberen Geschosse üppiger dimensioniert sind, ist schon deshalb sinnvoll, weil es weiter unten sowohl nach Westen, wie nach Osten und Norden künftig eine angrenzende Bebauung geben wird. Vor gut drei Jahren, in Heft 1–2. 08 über die HafenCity, haben wir auch die Planung für den Strandkai vorgestellt.
Der Verwaltungsbau ist eine Kombination aus Büroatrium und bunter Shopping-Mall, die luftgefüllten Membranen der Fassade erinnern ein wenig an Nicolas Grimshaws "Edenproject" in Cornwall. Für den Marco Polo Tower selbst ist das Motiv der sich wie Luftschlangen herauswölbenden Balkone dominant; sie verleihen dem Hochhaus den Charakter eines Aussichtsturms. Natürlich denkt man dabei auch an Scharoun, in Stuttgart stehen gleich drei seiner Türme, die den Architekten bestens bekannt sein dürften. Es sind aber mehr als 50 Jahre, die die im Inneren viel bescheideneren Stuttgarter Wohnbauten von der Hamburger Gegenwart trennen. Von einer Weiterentwicklung innovativer Wohntypologien kann beim Marco Polo Tower schon wegen des individuellen Ausgestaltungsprinzip nicht die Rede sein. Aber auch der Begriff einer organischen Architektur geht in Hamburg ins Leere, weil von den üppigen Schwüngen im Inneren nichts zu finden ist. Die Casco-Grundrisse lassen eine simple, wenn auch unterschiedlich große Addition von rechtwinkligen Flächen zu.
Das Datenschutzniveau nach der DSGVO kann hierbei nicht gewährleistet werden. Dies kann zum Beispiel bedeuten, dass amerikanischer Behörden (insbesondere Nachrichtendienste) Zugriff auf Ihre Daten erhalten. Hiergegen sind Rechtsschutzmöglichkeiten derzeit sehr begrenzt bis gar nicht möglich. Weitere Informationen hierzu finden Sie in unserer Datenschutzerklärung. Sie können diese Einwilligung jederzeit mit Wirkung für die Zukunft widerrufen. Auf unseren Seiten sind Angebote externer Anbieter, zum Beispiel von Social Media Plattform, eingebunden. Dieser Drittanbieter setzt eigene Cookies, welche ebenfalls datenschutzrechtlichen Auflagen unterliegen. Weitere Informationen finden Sie auf den entsprechenden Datenschutzseiten der externen Anbieter.
Kunsthistorisches Museum: Mädchen im Pelz Mädchen im Pelz um 1535, Künstler/in: Tiziano Vecellio, gen. Tizian Die unbekannte junge Frau hat Tizian wiederholt als Modell gedient. Alle sie zeigenden Gemälde entstanden für Francesco Maria della Rovere, den Herzog von Urbino und Neffen Papst Julius II. bzw. für seinen Sohn Guidobaldi – so wahrscheinlich auch dieses. Das Hauptmotiv ist die anregende Kombination von Pelz und Haut. Der bezaubernde, erotisch aufgeladene Auftritt der Unbekannten ist nicht als Porträt zu verstehen – vielmehr zelebriert Tizian hier einen Schönheitsbegriff, der von der zeitgenössischen, von Petrarca ausgehenden Liebeslyrik forciert wurde. Derzeit ausgestellt: Kunsthistorisches Museum Wien, Saal IV Objektbezeichnung Gemälde Kultur Italienisch, Venezianisch Material/Technik Leinwand Maße Bildmaß links und rechts etwas beschnitten: 95, 5 × 63, 7 × 2, 1 cm Rahmenmaße: 129, 5 × 96, 7 × 5, 5 cm Bildrecht Kunsthistorisches Museum Wien, Gemäldegalerie Inv. Nr. Kunsthistorisches Museum: Helena Fourment ("Das Pelzchen"). Gemäldegalerie, 89 Provenienz Slg.
Die KHM-Ausstellung zu Tizians Frauenbildern löst neue "Querelles des Femmes" aus. Teils zu Recht. Ein grausames Schicksal hielt Venedig für Angela del Moro bereit. Sie sagte "nein" zu einem Verehrer, wurde vergewaltigt, verleumdet. Am Ende verlieh die Stadt dieser Kurtisane Ewigkeit – durch Aretinos Hetären-Gespräche. Und Tizian, der an ihr wie keiner anderen sein Produkt der "Schönen Venezianerin" entwickelte. Genau um diese Frauenbilder geht es in der Herbstausstellung des KHM, an der sich heutige "Querelles des Femmes" entzünden (unter diesem Titel wurde schon in der Renaissance Protofeminismus geübt). Höhepunkt war ein Vorwurf der Münchner Kunsthistorikerin Lea Singer, die für ihren 2020 erschienenen Roman "La Fenice" die Biografie Angela del Moros recherchierte: Zensur, witterte ihr Verlag beim KHM. Titian maedchen im pelz 6. Singer sei von der Eröffnung wieder ausgeladen worden, weil ihr Frauenbild nicht das der Kuratorin sei. Was ein deutsches Medium begierig aufgriff - ohne rückzufragen.
In Tizians Frauenbildern geht es um die Zelebration der Frau als großartigstes Thema des Lebens, der Liebe und der Kunst. Die Prominenz der Frau in der Malerei Venedigs im 16. Tizian mädchen im pel et der. Jahrhundert hat vielerlei Ursachen, etwa die politisch-soziale Struktur der Serenissima, die der Frau bezüglich der Mitgift und des Erbes eigene Rechte zugestand, oder das kulturell aufgeschlossene und internationale Klima der Stadt: Einflußreiche Verlage zogen namhafte Poeten und Humanisten an – darunter Pietro Bembo, Sperone Speroni und Ludovico Dolce ‒, die in ihren Schriften der Frau und der Liebe besondere Aufmerksamkeit schenkten. Den entscheidenden Anstoß in der visuellen Umsetzung gab Tizian, der bedeutendste Maler, den die Stadtrepublik je hervorbrachte. Bartolomeo Veneto (? –1531), Idealbildnis einer jungen Dame als "Flora", Um 1520 © Städel Museum, Frankfurt am Main Lange Zeit dachte man, daß Frauen, die Tizian mit Blick auf den Betrachter – oder noch schlimmer: mit entblößter oder halbentblößter Brust – malte, nur Kurtisanen gewesen sein können.