Eine von Funktionalität und Emotionslosigkeit geprägte Ehe erfährt ihr Ende durch den plötzlichen Unfalltod der Ehegattin: Steif gefaltete Mienen: Ergebnis unnatürlicher Mühen, etwas fehlendes sichtbar zu machen: das Mitleid. Zu jedem dieser künstlich betroffenen Gesichter gehört unabdingbar eine ausgestreckte, zu mitfühlendem Druck bereite Rechte und eine gedämpfte Stimme, Kondolationen haspelnd betreffs des unerwarteten Ablebens der Gattin, der Gemahlin, der Else Schöngar, geborene Pilowski, deren Witwer das vorgetäuschte, vielleicht sogar echte Bedauern abkürzt durch Entzug seiner verlegenheitsfeuchten Hand und den Hinweis, die Beerdigung fände in aller Stille statt. Von Blumenspenden bitte man abzusehen. In tiefer Trauer - Konrad Schöngar. 6 [... ] 1 Keune, Manfred: Günter Kunert. Konturen seines literarischen Werkes. In: Kunert – Werkstatt. Hilfe....was bedeutet dieser Satz? (Deutsch, Interpretation). Materialien und Studien zu Günter Kunerts literarischem Werk. Hrsg. Von Manfred Durzak/ Manfred Keune. Bielefeld: Aisthesis Verlag 1995. S. 34.
D as Gedicht steht in Günter Kunerts letztem Lyrikband "Zu Gast im Labyrinth". Es ist schmucklos und einfach, ein Abgesang. Es sagt wenig, dieses Wenige und Endgültige aber mit ungeheurer Lakonie. Die alte barocke Metapher vom Leben als Reise wird mehrfach variiert, ungezählt die Meilen, endlos die Straßen. Die Wege Irrwege, große Vergeblichkeit. Der Tod steht vor der Tür, der neunzigjährige Kunert blickt ihm ins Auge. Und er tut das ein ganzes Buch lang. Der Ton des Gedichts erklärt sich aus den vielen anderen prosaischen Kurzgedichten des Bandes, in deren Atem es zu lesen ist. Etwa so – gnadenlos, mit Doktor Benn: "Jeder Mensch / eine Gruft seiner Erinnerungen / Fleischumkleidet / in Zellen gesperrt, verrotten sie / gewohnheitsgemäß. Sachtextanalyse „vom Reisen“ von Günter Kunert? (Schule, Deutsch, Sprache). " Oder, mit Heine gereimt: "Die Welt ist mir fremd geworden, / Kind einer vergangenen Stadt, / ein Gast im deutschen Norden, / von Geschichte satt. " Der 1929 in der "vergangenen Stadt" Berlin geborene Günter Kunert hatte sich 1979 aus der DDR verabschiedet, nachdem er 1976 zu den Verteidigern seines Freundes Wolf Biermann gehört und es sich mit der SED endgültig verdorben hatte.
Politycki, Matthias, "Goldener Oktober" ein Gedicht, das eine Art Lebensmüdigkeit präsentiert – ohne Ziele, ohne Antriebslust Wondratschek, Wolf, "In den Autos" Das Gedicht zeigt Menschen, die, wie die Beispiele zeigen, hohe Erwartungen haben, die entweder von vornherein falsch sind oder für die nicht genügend getan wird. Müller, Heiner, FAHRT NACH PLOVDIV. Günter kunert ein ausflug interprétation tarot. Straße der Kreuzfahrer" Insgesamt ein Gedicht, das Geschichte eher negativ sieht und sich für die Bewältigung von Gegenwartsaufgaben einsetzt. Tauchert-da Cruz, Clara, Insel Das Gedicht zeigt die Enttäuschen von jemand, der mit hohen Erwartungen in die Fremde aufgebrochen ist und am Ende feststellen muss, dass er nicht "Brücke", sondern "Insel" ist. Eine Übersicht über die Gedichte, die wir aus verschiedenen Epochen vorstellen, findet sich hier:
Deren Teilnehmer haben fast schon religiöse Bedürfnisse, folgen gehorsam ihren Hirten und bleiben am Ende doch "ohne Hoffnung auf Gnade". Nähere Infos dazu auf der Seite: Enzensberger, "Kleiner Abgesang an die Mobilität" Etwas oberflächlich wirkende Zusammenstellung von negativen Reise-Erfahrungen. Die führen am Ende dazu, dass man den eigenen Garten mit seinem Birnbaum vorzieht. Günter kunert ein ausflug interpretation. Dies hat uns dazu gebracht, ein Gegengedicht von Lars Krüsand auf der Seite mit den Anmerkungen zu Enzensbergers Gedicht zu präsentieren. Fels, Ludwig, "Fluchtweg" Der Titel geht von der Notwendigkeit einer Flucht aus und verweist auf einen Weg. Inhaltlich wird ein Projekt vorgestellt, vielleicht auch vorgeschlagen, bei dem man "einen Sommer lang" sich noch einmal ganz tief auf die Natur einlässt. Dazu passt übrigens gut das Gedicht "Konturen" von Lars Krüsand: Es macht auf andere Weise deutlich, wie man die Dinge um sich herum anders und damit auch neu sehen kann. Fritz, Walter Helmut, "Kein Widerspruch" Vorgestellt wird eine Art Doppelexistenz von Nähe und Ferne.
2 Scholes, Robert, Kellogg, Robert: Nature of Narrative. London: Oxford University Press 1966. 240. 3 Vogt, Jochen: Aspekte erzählender Prosa. Eine Einführung in Erzähltechnik und Romantheorie. 7. Auflage. Opladen: Westdeutscher Verlag 1990. 49ff. 4 Vogt, Jochen: Aspekte erzählender Prosa. 50. 5 Kunert, Günter: Warum schreiben? Notizen zur Literatur. Berlin: Aufbau Verlag 1976. 228f. 6 Kunert, Günter: Die Beerdigung findet in aller Stille statt. In: Die Schreie der Fledermäuse. Gedichte, Geschichten, Aufsätze. Frankfurt am Main: Ullstein 1981. Günter kunert ein ausflug interprétation tirage. 129.