So geschieht die gelegentliche Ansprache an das Publikum einfach Bühnenrand und im Zuschauerraum geht so lange das Licht an. Einer der größten Kritiker des Dramatikers Bertolt Brecht war vielleicht Marcel Reich-Ranicki, gleichzeitig größter Bewunderer des Lyrikers Bertholt Brecht. Sein Urteil gipfelt in dem Spruch: "Bertolt Brecht war ein begnadeter Lyriker, der auch ein paar Theaterstücke geschrieben hat. " In der Tat bilden die Musikelemente in Brechts Stücken gelungene lyrische Kontrapunkte zum bisweilen auch trockenen erzieherischen Handlungsverlauf. Der gute Mensch von Sezuan | Theater tri-bühne Stuttgart. Die Musik für "Der gute Mensch von Sezuan", schrieb Paul Dessau. In der Aufführung am Ernst-Deutsch-Theater kam der musikalisch Teil nicht gut zur Geltung. Dem Privathaus fehlen dafür die Mittel, nicht zuletzt ein Orchester. Eine Lösung für die Frage, wie man in einer widrigen Welt die ethischen Forderungen der Götter erfüllen kann, will Brecht in seinem Stück nicht anbieten. Das Dilemma wird am Ende des Stückes in einem durch berühmt gewordenen Zitat offensiv angesprochen: "Wir stehen selbst enttäuscht und sehen betroffen / Den Vorhang zu und alle Fragen offen. "
Dieser soll den dreien Unterkunft für die Nacht gewähren. Die Prostituierte Shen Te ist als Einzige bereit, die drei Götter aufzunehmen, obwohl ihr damit ihre nächtlichen Einnahmen entgehen. Als Dank stiften ihr die Himmlischen das Startkapital für einen kleinen Tabakladen. Theaterstück von brecht der gute von sezuan de. Aber Shen Te ist eine schlechte Unternehmerin: Ihre Bereitschaft zu helfen, indem sie ihren Besitz teilt und verschenkt, wird radikal ausgenutzt – von ihrer Kundschaft wie von ihrem Geliebten. Um ihr Unternehmen zu retten, weiß sich Shen Te nicht anders zu helfen, als ein Alter Ego zu erfinden. Als skrupelloser Vetter Shui Ta baut sie den verschuldeten Laden zu einem ausbeuterischen wie prosperierenden Tabakimperium aus. Doch lange hält sie dem Druck ihrer doppelten Identität nicht stand... Brechts Parabel "Der gute Mensch von Sezuan" (1943) erzählt anschaulich, wie die Ausbeutung des Menschen durch den Menschen nicht nur die geschäftlichen Lebensbereiche, sondern auch die Privatsphäre durchdringt. Ist es in einer neoliberalen Gesellschaft naiv, an der Idee "gut zu sein und doch zu leben" festzuhalten?
Dietrich Lutz hat die Songs mit der Musik von Paul Dessau schräg verfremdet arrangiert, doch für Edith Koerbers Inszenierung gilt detailgenaues Spiel hinter allen Masken: mit seinen knapp drei Stunden ein spannender Abend in der Tri-Bühne, der mit Beniashvili-Zeds beschwörendem Appell an alle Theaterbesucher endet…«