Bei dem literarischen Werk "Im Krebsgang" handelt es sich um eine Novelle, welche im Jahre 2002 vom deutschen Schriftsteller Günter Grass verfasst und veröffentlicht worden ist. Günter Grass befasst sich in dieser Novelle ausführlich mit der Wirkung von vergangenen Ereignissen auf die Gegenwart sowie mit der Verarbeitung dieser Ereignisse. Innerhalb der Novelle verknüpft Günter Grass verschiedene Handlungsstränge ineinander und somit auch Realität und Fiktion. Handlung und Erzählstruktur Günter Grass bedient sich bei der Novelle "Im Krebsgang" eines Ich – Erzählers. Dieser ist der Journalist Paul Pokriefke, der am 30. Januar 1945 geboren worden ist. Seine Mutter Tulla Pokriefke war Passagierin des Kraft – durch – Freude Schiffes, welches durch ein sowjetisches U – Boot versenkt wurde. Die sehr junge und hochschwangere Frau konnte beim Untergang des Schiffes gerettet werden, und brachte anschließend ihren Sohn, auf dem Torpedoboot "Löwe" zur Welt. Obwohl das Unglück weit zurück liegt, drängt seine Mutter Tulla ihn immer wieder, die Ereignisse schriftstellerisch wiederzugeben, weil sie der Meinung ist, dass dies die Pflicht ihres Sohnes ist.
3 Angaben und Erläuterungen zu wesentlichen Werken 3. 1 Entstehung und Quellen 3. 2 Inhaltsangabe 3. 3 Aufbau Eine klassische Novelle Möglichkeiten des Erzählens Erzählen im Krebsgang 3. 4 Personenkonstellation und Charakteristiken Tulla Pokriefke Paul Pokriefke Konrad Pokriefke Jenny Brunies Wolfgang (David) Stremplin Jemand (bzw. der Alte) 3. 5 Sachliche und sprachliche Erläuterungen 3. 6 Stil und Sprache Der erste Satz Dichtung und Journalismus Die Unzulänglichkeiten der sprachlich-stilistischen Gestaltung Symbol- und Motivgeflecht, Internet-Vokabular, Reste der Mundart und LTI-Begriffe 3. 7 Interpretationsansätze Verschiedene Lesarten möglich Literarische Bezüge Kritik am Sensationsjournalismus Ein Text über deutsche Opfer oder über den wieder erstarkenden Antisemitismus? Wertungen nicht literarischer, sondern politischer Natur Darstellung deutscher Opfer – ein Tabubruch? Die Leistung von Günter Grass Lagerbildungen in der Literaturkritik Internationale Reaktionen (Updike, Coetzee) Tiefpunkte der Debatte (Heidenreich, Beutin) Literarische Qualität bestätigt
Wie bewertet Konrad seine Schuld im Hinblick auf den Mord? Die Szene ist in erlebter Rede zeitdehnend verfasst. In der Gerichtsverhandlung gibt es viele verschiedene Meinungen darüber, wer den Mord zu verantworten hat. Die Gutachter halten es für die Problematik "Jugend ohne Vater" (S. 193, Mitte). Der damit beschuldigte Paul empfindet seine Mutter Tulla als schuldig und der Verteidiger macht seinen Job, alle Schuld von Konrad abzuwenden. Konrad selbst beschreibt seine Tat als von "rein sachlicher Art" (S. 194, unten). Das zeigt, dass er keinerlei Reue besitzt und es als rationale Aktion darstellt. Er bemängelt sogar an seiner eigenen Tat, er hätte gerne "einen Revolver zur Verfügung gehabt" (S. 194, unten), da David Frankfurter Wilhelm Gustloff mit einem solchen erschossen hat. Dass er sich Gedanken um das Verbesserungspotential der Geschehnisse macht, beweist, dass er stolz auf den Mord ist und die volle Verantwortung dafür übernimmt. Auch der personale Erzähler Paul beschreibt Konrads Ausstrahlung als "Verantwortungsträger" (S.
Nur mit viel Glück ist das eigenwillige Danziger Mädchen Tulla Pokriefke dem Untergang entronnen. Obwohl sie es noch über die eiskalte Ostsee geschafft hatte, war so viel Glück tausenden anderen Passagieren des Kdf-Dampfers 'Wilhelm Gustloff' am 30. Januar 1945 nicht mehr beschieden. In die Nacht ihrer Rettung fällt auch die Geburtsstunde ihres Sohnes Paul. Aber erst, nachdem Paul Journalist geworden ist, versucht er, das hintergründige Geschehen jener Katastrophe zu beleuchten. Dabei wird er von seiner Mutter angestachelt, die ihm wiederholt klar macht, sie lebe nur dafür, dass ihr Sohn eines Tages Zeugnis ablege. Als ostdeutsche Genossin hätte sie eigentlich jeglichen Westkontakt vermeiden müssen, doch den republikflüchtigen Sohn treffen ihre bedingungslosen Ermahnungen immer wieder. Mit dem Ergebnis, dass Paul, der ein abgebrochenes Studium hinter sich gelassen und nun ein Volontariat bei der Zeitung begonnen hat, das Nachdenken und Nachforschen quasi aufgezwungen werden, zumal die Mutter zu alledem selbst nur vage Erinnerungen hat.
Unter dem Schlagwort »Kameradschaft Schwerin« kanonisieren dort offenbar rechte User wie einst die Nazis den ermordeten Wilhelm Gustloff als »Blutzeugen der Bewegung«. Insbesondere wird der Ich-Erzähler Zeuge virtueller Auseinandersetzungen zwischen dem User »Wilhelm« und dessen Gegenspieler, einem selbsterklärten Juden, genannt »David«. Sprünge in die Vergangenheit erzählen von der Beerdigung Wilhelm Gustloffs und der Entstehungsgeschichte des nach ihm benannten Kreuzfahrtschiffes der nationalsozialistischen Organisation »Kraft durch Freude«. Des Weiteren erfährt der Leser von der gescheiterten Ehe Pauls und der distanzierten Beziehung zu seinem Sohn Konrad. Im dritten Teil wird angedeutet, dass Tulla Pokriefke, für die das Thema Gustloff ihr Leben lang von überragender Bedeutung blieb, in vielerlei Hinsicht großen Einfluss auf ihren Enkel Konrad gehabt zu haben scheint. Ich-Erzähler Paul beginnt zu ahnen, wer hinter der Seite »« steckt. Ein erneuter Abstecher in die Vergangenheit im nächsten Kapitel verfolgt, wie die Gustloff zu Beginn des Krieges vom Ausflugs- zum Lazarettschiff umfunktioniert wird.
Obwohl Paul ein unzuverlässiger Erzähler ist, ist es recht glaubwürdig, dass man Konrad als "Ankläger seiner selbst" (S. 194-195) sehen kann. Dies manifestiert sich auch darin, dass er "[ablehnt], die Mitschuld seiner Eltern zu akzeptieren" (S. 195, oben). Er möchte voll zurechnungsfähig und entschlossen wirken. Womöglich um die Anerkennung zu erhalten, die er von seinen Eltern nicht bekommen hat. Diese Entschlossenheit bezieht sich aber auch auf seine Meinungen zu bestimmten Personengruppen und Themen. Paul nennt Konrads Abneigung gegenüber Juden "versachlichten Hass" (S. 195, oben), da es ein sehr konstanter und aus Konrads Sicht begründeter Sachverhalt ist. Konrad selbst sagt, er "habe [. ] nichts gegen Juden" (S. 196, oben), jedoch bezeichnet er sie als "Fremdkörper" (S. 196, oben). Er stellt seine Meinung scheinbar logisch dar und sogar Paul denkt, es "rede einzig [sein] Sohn Klartext" (S. 196, Mitte), da alle Anderen seine Schuld widerlegen wollen. Er sieht seine Schuld als Einziger ein und beharrt darauf, ernstgenommen zu werden.