Der Vater reist voraus, ihm droht die unmittelbarste Gefahr: Er bezog öffentlich Partei gegen die Nationalsozialisten. Und er ist Jude. Für Anna und ihren Bruder Max beginnt nun eine lange Reise. Die Flucht führt sie in die Schweiz, schließlich nach Paris, zuletzt nach London. Annas rosa Kaninchen ist in Berlin geblieben: Nur ein Spielzeug durfte jedes der Geschwister mitnehmen. Schon 1978 wurde Annas wahre Geschichte verfilmt, unter der Regie von Ilse Hofmann, für das Fernsehen. Caroline Link, die deutsche Regisseurin, die 2003 für ihren Film "Nirgendwo in Afrika" mit einem Oscar ausgezeichnet wurde, erzählt sie nun auf der großen Leinwand. "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl" ist Mainstream-Kino im allerbesten Sinne, ein schön gestalteter Film, nachdenklich und gefühlvoll, vorzüglich besetztes Schauspielerkino für Jung und Alt. Ungewöhnliche Perspektive Das Mädchen, das im Film Anna heißt, neun Jahre alt zu Beginn der Handlung, hieß in Wirklichkeit Judith Kerr und war die Tochter des berühmten Theaterkritikers Alfred Kerr.
Es ist ein Klassiker der Jugendliteratur zu Flucht und Exil: Judith Kerrs "Als Hitler das rosa Kaninchen stahl". Jetzt hat die Oscarpreisträgerin Caroline Link das weltberühmte Kinderbuch einfühlsam verfilmt. Seit Weihnachten ist er in den Stuttgarter Kinos zu sehen. Von Thomas Morawitzky 25. 12. 2019 - 18:30 Uhr Stuttgart - Gleich in der ersten Szene des Film s taucht es auf, das rosa Kaninchen. Da ist Fasching an der Schule, die Kinder haben sich verkleidet, einige tragen das Kostüm der Nazipartei. Die Nazis allerdings sind echt und sehr gemein. Anna verteidigt ihr rosa Kaninchen; als ein junger Nazi ihr das Stofftier wegnimmt, ruft sie: "Ich will mein Kaninchen wiederhaben! " Und sie holt es sich. Kein Kind, das leicht einzuschüchtern wäre, diese Anna. Aber schließlich wird sie sich doch verabschieden müssen. Aus dem Spiel wird Ernst. Ihre Familie verlässt Deutschland noch vor der Reichstagswahl im März 1933. Der Vater reist voraus, ihm droht die unmittelbarste Gefahr: Er bezog öffentlich Partei gegen die Nationalsozialisten.
Berlin (dpa) - Eine schöne Kindheit mit Freunden, Spielsachen und einer liebevollen Familie - für Anna viele Jahre lang ganz normal. Doch plötzlich muss sie ihr Zuhause in Berlin verlassen. Adolf Hitler kommt an die Macht und die jüdische Familie muss fliehen. Zurück bleibt ein Stoffkaninchen, das keinen Platz mehr im eilig zusammengesuchten Gepäck hat. «Als Hitler das rosa Kaninchen stahl» heißt der Film von Oscarpreisträgerin Caroline Link nach dem gleichnamigen Jugendroman von Judith Kerr. Oliver Masucci und Carla Juri spielen die Eltern, die versuchen, ihren Kindern Anna und Max in der Fremde trotz vieler Entbehrungen ein Zuhause zu bieten. Die Hauptrolle der neunjährigen Anna spielt Riva Krymalowski. Die Schriftstellerin Kerr hatte sich über das Projekt gefreut, starb jedoch im Mai. Den fertigen Film, der auch auf ihrer eigenen Lebensgeschichte beruht, konnte sie deshalb nicht mehr sehen. Als Hitler das rosa Kaninchen stahl, Deutschland/Schweiz 2019, 119 Min., FSK ab 0, von Caroline Link, mit Oliver Masucci, Carla Juri, Riva Krymalowski Startseite
Carla Juri ist Dorothea, Annas Mutter, Marinus Hohmann Max, ihr Bruder. Anna und ihre Familie müssen all ihren Besitz in Berlin zurücklassen. Arthur findet im Ausland erst keine, dann nur wenig Arbeit; die Familie gleitet vom bürgerlichen Leben in die Armut ab. Aber Anna lässt sich in alldem das Recht auf ihre Kindheit nicht nehmen: Sie betrachtet ihre Umgebung immer neugierig, aufgeschlossen, frech und ein wenig verträumt, schließt neue Freundschaften. Neun Tage vor dem Kinostart kam Caroline Link nach Ludwigsburg, um dort im Scala ihren Film vorzustellen. Mit ihr kam Riva Krymalowski, ihre Hauptdarstellerin. Sie wurde 2008 in Zürich geboren, wuchs in Berlin auf. Judith Kerr, das erzählte sie auf der Bühne des Scala sehr stolz, hatte als Mädchen dieselbe Schule wie sie besucht; Kerrs Buch gehört dort heute noch zur Schullektüre. "Eigentlich", sagt Riva, "lesen wir es erst in der sechsten Klasse, aber meine Mama hat es mir schon in der vierten gegeben. Ich habe es gelesen, und dann kam die Anfrage. "