München - "Ich habe mein Zeichen gegeben, dass ich bereit wäre", meinte Bayern-Kapitän Effenberg in einem Interview mit der Tageszeitung "Die Welt", "darüber hinaus werde ich jetzt nicht jeden Tag Uli Hoeneß anrufen und sagen: Bitte, verlängert meinen Vertrag! Das habe ich nicht nötig. Und ewig werde ich auf dieses Gespräch nicht warten. Da könnte der FC Bayern einen sehr großen Fehler machen. " England oder Gladbach In der Sommerpause will sich Effenberg, der einen Vertrag bis 2002 besitzt, über seine Zukunft Gedanken machen und sich dabei auch mit einem möglichen Transfer beschäftigen. "Das ist doch normal. Und natürlich gibt's auch Anfragen anderer Vereine. Effenberg red ich mit directory. Keine Angebote. Noch keine", so der Ex-Nationalspieler. "Wenn ich Bayern in einem Jahr verlassen sollte, dann, denke ich, in Richtung England. Innerhalb der Bundesliga käme nur Mönchengladbach in Frage. " Der Verein sei für ihn eine "Sache des Herzens". Nach Ansicht von Effenberg kommen die Bayern zudem nicht daran vorbei, bald einen Topstar zu verpflichten: "Mit Sicherheit muss der FC Bayern in der kürzeren Zukunft etwas machen, das ist klar.
Dem " Pfau, dem Superpfau, dem Effenberg" (O‑Ton Andreas Herzog) war das freilich egal, in der Kabine des FC Hollywood war er der der Star unter Stars. Wo sich Matthäus auswechseln ließ, blieb Effe auf dem Platz. Und wenn der ganze Kahn dann doch mal absoff, so wie 1999, dann war der Kapitän (der er nicht war) wenigstens an Bord geblieben. Effenberg war auch deswegen so oft der beste, weil er das immer als selbstverständlich vorraussetzte. " Ich bin der Effenberg. Effenberg red ich mit dir der. Ich will hier sitzen. Verpisst Euch! " Die große Tragik ist dabei, dass Effe die Silberrückenmentalität nie in der Kabine lassen konnte. Legendär, wie er arglose Medienvertreter zurechtrückte, als wären sie verschüchterte A‑Jugendliche, die ihm im Training nicht den Ball zugespielt hatten. " Red ich mit dir? Na also". Von Alkoholfahrten über Ehezoff bis hin zu Kneipenschubsereien und Gerichtsverfahren waren abseits des Platzes eigentlich alle ganz großen Klassiker des unsteten Fußballdiva-Lebenswandels dabei.
Und weil er diesen Hass stolz vor sich hertrug, wie einen Orden auf der Brust. Als er beim legendären Bundesligaspiel zwischen Borussia Dortmund und Bayern München im April 2001, dem mit 13 Karten kartenreichsten Spiel der Bundesligageschichte, mit Gelb-Rot vom Platz flog, warf er dem geifernden Publikum auf dem Weg in die Kabine Handküsse entgegen. 80. 000 gegen einen, Effenberg sah sich in diesem Moment dennoch auf Augenhöhe, und verdammt, vielleicht war er das auch. Live im TV: Disput zwischen Stefan Effenberg und Werder-Boss Frank Baumann. Die Grätsche als Kunstform Mitunter nervten seine Ecken und Kanten, die fiesen Interviews, das ständige Balzverhalten, die hässlichen Fouls. Allein: In seiner Art war Effenberg immer kompromisslos ehrlich, mitunter schmerzhaft, außerdem unglaublich erfolgreich. Eben weil er so war, wie er war. Etwa die Fouls. Effe erhob die wohltemperierte Dominanz-Grätsche zur Kunstform. Als sich im Champions-League-Finale 2001 der Spanier Gaizka Mendieta anschickte, das Spiel seines Lebens zu machen, zog ihm Effenberg nach zehn Minuten mit einer ordentlichen Sense den Stecker.
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