Netzwerkkoordination LVG & AFS, pro familia Landesverband Niedersachsen e. V., Paritätischer Wohlfahrtsverband Niedersachsen e.
Menschen mit einer schweren Behinderung und der oft damit einhergehenden Pflegebedürftigkeit sind ebenso Wesen mit sexuellen Bedürfnissen. Diese Erkenntnis findet allmählich Eingang in die Gesellschaft – und so auch in die Pflegetätigkeit. Sexualität wird in unserer Gesellschaft immer mehr enttabuisiert. Dennoch gibt es nach wie vor Bereiche, in denen sie kaum noch ein Thema ist – wie etwa im Pflegebereich. Denn die Pflege von Menschen mit schweren Behinderungen, ob ambulant oder im Heim, ob als Angehöriger oder als Fremder, stellt eine körperintensive, mitunter gar intime Angelegenheit dar. Umgang mit sexualität in der pflege. Denn laut der Gesellschaft für medizinische Intensivpflege "haben pflegerisches und sexuelles Handeln durchaus viel gemeinsam. " Weil der pflegebedürftige Mensch gewaschen, angezogen oder getragen werden muss, entsteht regelmäßig ein enger körperlicher Kontakt. Hinzu kommt, dass Menschen mit einer Schwerbehinderung teilweise eingeschränkte Möglichkeiten haben, ihre Sexualität auszuleben – aufgrund der motorischen Einschränkungen, aber auch aufgrund gesellschaftlicher Vorbehalte sowie eventueller Schwierigkeiten bei der Partnersuche.
Patienten/innen sind Individuen und bedürfen individueller Pflege. Sie gehören verschiedenen Altersgruppen an, unterscheiden sich in der Fülle der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt und in ihrer kulturellen Herkunft. Eine weitere Rolle spielt die Art der Erkrankung: körperlich oder geistig, somatisch oder psychisch. Dass es diese Vielfalt gibt, ist Fakt. Die Menschenrechte, besonders das Antidiskriminierungsgesetz, verordnen, dass alle Menschen gleich behandelt werden müssen, egal, in wen sie sich verlieben oder welchem Geschlecht sie sich zugehörig fühlen. Ein Basiswissen über die multiplexen Möglichkeiten der geschlechtlichen und sexuellen Vielfalt ist von Vorteil, um eine individuelle Pflege gewährleisten zu können. Berühren und berührt werden Berührung ist ein wesentliches Element des Pflegealltages. Sexualität in der Pflege alter Menschen. Es ist von zentraler Bedeutung, ob die Berührung von den Pflegenden bewusst oder unbewusst ausgeführt wird und welche Qualität sie hat. Unsere christlich-abendländische Gesellschaft setzt enge Grenzen für gesellschaftliche akzeptable Berührungen, jedoch werden gerade in der Pflege diese Intimitätsgrenzen oftmals überschritten, ohne dass dies von den Pflegepersonen erkannt wird (vgl. Schulze-Rostek et al., 2001).