Von Carolin Werthmann Um 600 n. Aber warum ausgerechnet diese beiden, und warum hielten sie seither - und wahrscheinlich schon vorher - Einzug in jede Krippendarstellung? Der geduldige Esel war das Reittier der Könige und Karawanenführer Natürlich ist der Ochse ein gängiges Opfertier der Zeit und kündigt insofern das Opfer Christi schon an, wohingegen der Esel das Reittier der Könige und der Karawanenführer war. Auf einem Eselsfüllen zieht Jesus ja auch wie ein König umjubelt an Palmsonntag in Jerusalem ein, was neben der"Krönung" des Erlösers auch eine Friedensbotschaft enthält. Waffenklirrend reiten aggressive Feldherren stets zu Pferde, während anerkannte Handelsherren in der Levante den genügsamen, trittsicheren und geduldigen Esel, eben kein hektisches Fluchttier, bevorzugen. Insofern deuten Ochs und Esel schon die gesamte Geschichte Jesu durch ihre Anwesenheit an der Krippe an. Ochs und Esel - Heilsarmee Aktuell. Sie waren den Frühchristen wichtiger selbst als Mutter Maria und Zimmermann Josef, die erst im 6. Jahrhundert als unverzichtbares Krippenpersonal hinzustießen.
«Schaf und Ziege wurden vor etwa 11'000 Jahren domestiziert, das Rind und das Schwein ungefähr 1000 Jahre später», erklärt Werner Müller, Archäozoologe an der Universität Neuenburg. Als nächstes folgte vor etwa 5000 Jahren der Esel und das Kamel, beziehungsweise das Dromedar wurde vor 3000 Jahren domestiziert. Den Wildformen ähnlich Viele von ihnen sahen allerdings noch nicht so aus, wie wir sie heute kennen. «Zu dieser Zeit dürften die domestizierten Formen von Schwein und Rind äusserlich den Wildformen sehr ähnlich gesehen haben», sagt Müller. Bei den Wildformen handelt es sich beim Schwein wahrscheinlich um das Anatolische Wildschwein, eine Unterart unseres Wildschweins und beim Rind um den bereits 1627 ausgerotteten Auerochsen. Beim Schaf dürfte es aber schon so etwas wie eine Rasse gegeben haben: «Das Wollschaf wurde wahrscheinlich schon vor 6000 bis vielleicht 8000 Jahren gezüchtet», so Werner Müller. Das bedeutet, dass man aktiv eine Reduktion der Borstenhaare herbeigezüchtet hat.
Nur mit einem Esel an der Spitze einer Karawane konnte man auch die oft steinigen Wüstenpassagen sicheren Schrittes durchqueren und dessen feines Witterungsvermögen für Wasser und Quellen optimal nutzen. Der Musikwissenschaftler Martin Vogel verfolgt in seiner Studie über die Kulturgeschichte und die Domestizierung des Esels in"Onos Lyras" (Der Esel mit der Leier) das gleichzeitige Aufkommen der Metallverarbeitung, des Fernhandels und der Musik eingebettet in monotheistische Kulte um den Aufstieg Jahwes"vom Eselsgott zum Herrn der Welt", wie eine spätere Darstellung der Kultur der"Eselsmänner" von ihm betitelt ist. Kains Nachfahren Jubal, Tubal und Jabal werden in Genesis 4 je als Stammväter der Musik, der Metallverarbeitung und des nomadischen Lebens vorgestellt, und jedes Mal spielten die Esel dabei eine wichtige Rolle. Ihre Bedeutung wird auch dadurch unterstrichen, dass ihre Erstgeburt alttestamentarisch nicht geopfert werden durfte. Auch in der griechischen Mythologie haben die Esel Spuren hinterlassen, sei es als Lichtgott"Apollon Onos", der Eselsartige, oder in Gestalt der Kentauren, die nicht immer Pferdemenschen sind, sondern manchmal auch Eselkörper haben.