Drei – Zwei – Eins: Meins! – Dieser Werbeslogan ist eingängig und vermittelt schnellen Erfolg beim Kaufen. Endlich gehört es mir. Ohne große Anstrengung. Nun kann ich mich drüber freuen. Drei – Zwei – Eins: Meins! Wenn das mit der Freude auch so einfach wäre! Klick – und sie ist da! - Klick! – Und ich stehe drüber. Klick! – Und ich komme damit besser klar. – Denn Freude ist so nötig: Wenn der Alltag trist und grau ist. Wenn mich ein Unglück heimsucht. Wenn ich mich einsam fühle. Wichtig dabei ist allerdings die Qualität solcher Freude. Keine flüchtige, oberflächliche schafft da sinnvoll Hilfe. Es muss eine Freude sein, die richtig verortet ist. Freude, die unsere Stärke ist; in aller Schwachheit und Not. Freude, die durchträgt. Freude, die mich mit meinem Kummer nicht allein lässt: "Seid nicht bekümmert, denn: - die Freude am Herrn ist eure Stärke! " heißt es bei Nehemia (8, 10). Aha – Freude am Herrn ist also das Geheimnis. Doch – was ist das: Freude am Herrn? Wie geht das? Es ist zunächst ein Zulassen von zielführenden Gedanken.
Liebe Missionsfreunde, wann haben Sie zuletzt Freude im Leben verspürt? Die letzten Monate waren alles andere als leicht für jeden von uns. Viele ältere Geschwister gingen durch einsame Stunden im Lockdown und auch die Jüngeren litten sehr stark unter den sozialen Einschränkungen. So manch einer von uns musste mit starken finanziellen Einbußen zurechtkommen. Vielleicht stimmt der Satz: "Die Freude im Leben weiß man erst zu schätzen, wenn man durch leidvolle Zeiten gegangen ist". Viele Kinder haben sich wieder über den normalen Schulbetrieb gefreut, obwohl sie sich sonst nur über die Ferien freuen. In unseren Gemeinden kehrt langsam wieder der gewohnte Ablauf zurück und man freut sich über die wieder gewonnene Gemeinschaft untereinander. Im Buch Nehemia wird beschrieben, wie schwer die Wiederaufbauphase der Stadtmauer des zerstörten Jerusalems war. Das Volk Israel hatte viele Herausforderungen zu bewältigen. Oft wehte Nehemia und dem Volk der Gegenwind eiskalt ins Gesicht. Wie leuchtet uns, in Kapitel 8 des Buches Nehemia, der Vers 10 mit seiner Aussage entgegen: Seid nicht bekümmert, denn die Freude am Herrn ist eure Stärke!
Vor Allem auch die Freude am Herrn? Freude geht meines Erachtens immer auch mit Dankbarkeit einher. Ich habe selten jemanden gesehen, der undankbar war und aus dieser Undankbarkeit heraus eine Freude ausgestrahlt hat. Anders herum habe ich selten dankbare Menschen erlebt, die deprimiert und pessimistisch durchs Leben gegangen sind. Ein chinesisches Sprichwort sagt: "Es ist besser, ein Licht anzuzünden, als über die Finsternis zu schimpfen. " Unser Licht ist die Freude am Herrn. Wo leuchtet sie bei uns? Ich erlebe immer wieder Christen, die sich über viele Dinge empören, sie verurteilen und sich über Missstände ereifern. Aber wo zünden wir wirklich ein Licht an, um die Finsternis zu erhellen? Nur ein dankbarer Mensch kann liebevoll mit der Wirklichkeit umgehen. Auf was lege ich also meinen Fokus? Ich beobachte es immer wieder bei mir selber, wie sehr ich von meinen eigenen Hoffnungen, Wünschen und Erwartungen getrieben werde. Wenn die nicht erfüllt werden, bin ich schnell unzufrieden und stehe in der Gefahr, zu resignieren.
Welche Erfahrungen hat die Bevölkerung Tiddisches mit denen gemacht, die sich in der Barwedeler Straße 10 zum Beten treffen? Was sagen und denken sie über uns? Hinterlassen wir ein positives oder eher negatives Bild? An vielen Stellen wird mir immer wieder gewahr, wie groß unsere Verantwortung als Christen ist. Oftmals reicht ja eine schlechte Erfahrung mit einer Person aus und der Stempel ist tief eingebrannt. Wenn in einem großen Laden ein Mitarbeiter mich nicht so behandelt, wie ich mir das vorgestellt habe, sage ich: In den Laden gehe ich nie wieder einkaufen. Obwohl es vielleicht ein Geschäft mit mehreren 1000 Mitarbeitern deutschlandweit ist. Aber wegen einer schlechten Erfahrung mit einem einzigen Menschen nehme ich Abstand und gehe zur "Konkurrenz. " Jeder Angestellte ist eben ein gutes Stück weit auch Repräsentant seines Unternehmens. An ihm messen wir, wie gut, wie zuverlässig und authentisch ein Unternehmen ist. So ist es bei uns Christen auch. An uns messen die Menschen um uns herum, ob sie sich auf Jesus verlassen können und ob es sich lohnt, Jesus nachzufolgen.
Zum Glück gibt es diese Gute Nachricht. Und die haben wir im Evangelium, als der Guten Nachricht schlechthin. Und das Wunderbare: Dahinter steckt kein leerer Wahn, und das sind keine "frommen Phrasen" und kein "Opium fürs Volk", wie manche vielleicht glauben mögen. Und dafür gibt es ganz konkrete Beispiele. Da sind nicht nur Paulus und Silas im Gefängnis, die im Block gefesselt, Gott lobten und priesen, wovon die Apostelgeschichte berichtet, sondern auch die jüdische Christin, Etty Hilesum, die im Vernichtungslager Auschwitz, kurz bevor sie umgebracht wurde, voll tiefer Dankbarkeit Gott lobte und von dem großen Reichtum schrieb, der ihr durch Gott zuteil wurde. Ich denke an den Deutschen, der kurz vor seiner Erschießung stand und ob eines Bibelwortes, von so tiefer und großer Freude erfüllt wurde, dass er hätte die ganz Welt umarmen können. Er kam mit dem Leben davon und konnte später darüber berichten. Solche Erfahrungen von Freude im Angesicht des Todes sind keine Einzelfälle. In solchen Lebenslagen Freude zu empfinden, widerspricht völlig unserer menschlichen Natur.
Das ist ein großartiges Wort! "Freude! " — "Stärke! " — ja, danach schreit unser trübes und oft kraftloses Herz. Nun müssen wir aber darauf achten, in welchem Zusammenhang dieses großartige Wort gesagt wurde. Dann wissen wir auch, wie wir zu "Kraft" und "Freude" kommen können. Nehemia schildert uns eine gewaltige Stunde: Vor dem Wassertor in Jerusalem ist das ganze Volk Israel "wie ein Mann" versammelt. Alle lauschen in atemloser Spannung dem Priester Esra, der auf einem erhöhten Platz steht. In der Hand hält er eine Buchrolle. Aus der liest er vor. Was für ein Buch ist es, das die Tausende so fesselt? Es ist das Gesetz Gottes. Esra liest Gottes Gesetz vor. Er predigt nicht. Er erklärt nicht. Er sagt nicht seine eigenen Gedanken zu der Sache. Er teilt nur geradezu sachlich den Willen Gottes mit. Und nun geschieht etwas Seltsames: Ein Schrecken fällt auf die Leute. Es erschrecken die Leichtsinnigen, denn sie merken, daß es Gott ernst ist mit Seinem Gesetz. Es erschrecken die Selbstgerechten.