Den Zuckerrohrschnaps Soro muss er in "Suff und Sühne" gegen Pillen tauschen und Injektionen gibt es noch obendrauf. Man glaubt ja gar nicht, wie progressiv ein Entzug auf Haiti so vonstatten geht. In Azémars Wohnung, einem Saustall, dämmert der Inspektor Cold Turkey vor sich hin. Seine Haushälterin verabreicht ihm die vom Arzt verschriebene Medikation, während er die letzten Flaschenverstecke verlassen weiß. Er kotzt, er deliriert, die Tage schleppen sich dahin. Lacan spiegelverkehrt Kein Wunder, dass der Gute etwas durcheinander gerät. Kaum kommt er zu einem Mandat, Privatauftrag einer solventen Frau, deren Vater, ein UN-General, mörderisch verstarb. Sie hat es zunächst auf das Leben des Inspektors abgesehen, aber der windet sich (pars pro toto) aus dem sicheren Ende hinaus. Schon ist die Aufgabe wieder weg, die Auftraggeberin obendrein noch tot. Jetzt soll er, Dieuswalwe, ein Mörder sein. Donnerlittchen, das hatten wir doch schon mal, als der Inspektor sich in dem Vorgängerroman "Soro" selbst suchen sollte.
Jedes nur mögliche Verbrechen kommt hier vor. Mord, Entführung, Geiselnahme, Folter, ach, der Autor könnte ewig so weiter machen. Manche Schriftsteller würden sich am Eklektischen übernehmen, nicht so Victor. Er liebt das Spiel mit den Gegensätzen. Zum Beispiel in bildschöner Sprache bekotzte Teppiche zu beschreiben. Inwiefern unterscheidet sich Voodoo noch von der Sci-Fi-Implantationschirurgie? Was ist "Schuld und Sühne", was "Suff und Sühne" und wie spiegeln die beiden Romane sich? Heureka: Die Toten erstehen wieder auf. Dostojewski rührt sich im Grab und Raskolnikow tritt auf, weil diese weite Bühne, dieses wilde Spektakel es erlaubt. Am Rande der Wahrscheinlichkeit Wer sich beschwert, dass die Glaubwürdigkeit leidet, muss sich wieder setzen, weil die Realität so dehnbar ist, Grausamkeiten möglich sind und der Leser diesem Abenteurer des Verbrechens alles verzeiht. Passiert also ständig, dass man Verrückte trifft, denen Chips implantiert wurden und, naja, für die Konsequenzen ihres Verhaltens können sie dann nichts.
Joggerinnen das Gesicht zertrümmert - und sich am Ende als doch eher einfallsarme Variante aus dem Psychopathenfundus erweist. Edens Partner in der Mordkommission von Sydney, Frank Bennett, ist nicht nur als Ich-Erzähler am Rande der Überforderung, weshalb wir öfter ohne sonderlichen literarischen Gewinn die Perspektiven wechseln müssen, um einen Rest an Plausibilität zu wahren. Zum Glück sind wir jetzt aber jenseits von Eden, und Candice Fox ist schon unterwegs zu einem neuen Ermittlerduo. PETER KÖRTE Alle Rechte vorbehalten. © F. A. Z. GmbH, Frankfurt am Main …mehr
Interessant: Während die These des "edlen Wilden", des von Natur aus guten Menschen, der erst von der Gesellschaft verdorben wurde, zu Rousseaus Zeiten auch von den Kirchen abgelehnt wurden, sind es heute vor allem auch die katholischen Christen, die besonders häufig der Meinung sind, das der Mensch im Grunde gut sei. 66 Prozent von ihnen vertreten diese These, 19 Prozent sagen, der Mensch sei von Natur aus schlecht. Auch die Meinung, dass die menschliche Natur eher flexibel ist, ist in höheren Altersgruppen weiter verbreitet: 75 Prozent der Über-55-Jährigen sind dieser Meinung, aber nur 57 Prozent der 18- bis 24-Jährigen. Auch in den USA und Großbritannien wurde in YouGov-Umfragen nach der "Natur des Menschen" gefragt. Und: Schon im Oktober hatten in einer YouGov-Umfrage besonders hierzulande viele Befragte gesagt, dass es ihrer Meinung nach mehr gute als schlechte Menschen auf der Welt - und auch in Deutschland - gibt. Auf Basis des YouGov Omnibus wurden 1310 Personen im Zeitraum vom 4. bis 8. YouGov | Mehrheit: Der Mensch ist von Natur aus gut. März 2016 repräsentativ befragt.
Der Jäger kann den Wolf nicht als Regulator im Ökosystem ersetzen. In unseren Wäldern gibt es zu viel Schalenwild, Verbissschäden behindern die Entwicklung des Jungwaldes. Der Wolf wird helfen, Rehe und Hirsche entscheidend zu dezimieren. Das bedeutet: Wölfe fressen zum Vorteil der Natur. Der Wolf findet in Deutschland gute Lebensbedingungen. Besonders geeignet sind der Alpenraum und die Mittelgebirge. Bis zu 450 Rudel könnten hier Platz finden. Wölfe erbeuten nicht nur Wild-, sondern auch Haustiere. Es gibt jedoch wirksame Schutzmaßnahmen wie Spezialzäune für Schafherden und speziell ausgebildete Herdenschutzhunde. Wenn Schafe und andere Haustiere gerissen werden, muss der Besitzer Entschädigung erhalten. So werden Konflikte entschärft. "Zu viel Wolf ist nicht gut für Deutschland! " - Bauern und Jäger fürchten den Räuber Bauern und Jäger sehen sich in der Tradition einer Jahrhunderte langen Nutzung der Natur durch den Menschen. Sie wollen sich die Kontrolle nicht von einem großen Beutegreifer aus der Hand nehmen lassen, Herren der Wälder bleiben und selbst über "Regulierungsmaßnahmen" entscheiden.
Grammatik der Moral Auch die Naturwissenschaften haben versucht, Gut und Böse zu ergründen. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts untersuchte der italienische Gefängnisarzt Cesare Lombroso die Schädelform von Schwerkriminellen und leitete daraus den "homo delinquens" ab. Er glaubte, Verbrechern wohne das Böse von Geburt aus inne und man könne es ihnen bereits an ihrem Äußeren ansehen. Typische Merkmale des geborenen Verbrechers seien ein gewaltiger Unterkiefer, große Augenhöhlen und eine fliehende Stirn. Auch meinte er, unterscheiden zu können: Sexualstraftäter hätten wuchernde Lippen, Diebe dagegen krumme Nasen. Einige Jahrzehnte später konnte die Nationalsozialistische Rassenlehre dieser Theorie durchaus einiges abgewinnen.