Den Perspektivwechsel wagen wir nun gleich zweifach. Zunächst die Frage: Was macht andererseits diese Bindungsstile besonders wertvoll in Teams? Die autonomen Vermeider:innen erweisen sich wiederum in Krisensituation als handlungsfähig, während die ambivalenten Unsicheren oft zu wichtigen Resonanzkörpern und Seismographen in Organisationen werden, die sensibel auf Veränderungen und Gefahren reagieren. Und in einem nächsten Schritt versuchen wir, in kleinen Rollenspielen in unterschiedliche Bindungstypen hineinzuschlüpfen -wie fühlt es sich an, mit so einer Brille auf die Welt zu schauen? Das Fazit der Teilnehmenden: Es ist gar nicht einfach, sich in eine Rolle mit abweichendem Bindungsstil zu begeben, aber es hat definitiv für mehr Empathie gesorgt, denn unsichere Bindungsmuster sind in erster Linie ganz schön anstrengend! Die Ernüchterung der Einstiegsphase hat sich am Ende des Labors verflüchtigt. Der Blick ist stattdessen gerichtet auf unterschiedliche Möglichkeiten eines stärkenorientierten Umgangs mit verschiedenen Bindungsstilen in Teams; und auf die Chance, welche die Bindungstheorie bietet als Orientierung und Folie für Teamentwicklung.
Was ist Bindung? Einen Therapeuten finden, um Beziehungen zu stärken
Verschiedene Autoren betonen, dass es eine Parallelität zwischen den Beziehungserfahrungen von Erwachsenen und der Bindungstheorie gibt. Daher gehen Fachleute davon aus, dass es sich bei denjenigen, die einen ambivalenten Stil haben, um Erwachsene handelt, die unsicher und misstrauisch sind, die Angst haben, verlassen zu werden, und denen es schwer fällt, sich auf Beziehungen einzulassen. Einige Studien erwähnen sogar das Auftreten von hypervigilanten Verhaltensweisen. Sie berichten auch über das Vorliegen von Ängsten, ein starkes Bedürfnis nach Nähe und Angst vor Ablehnung und Trennung. Garrido (2006) weist darauf hin, dass Menschen mit ambivalenter Bindung ein hohes Maß an negativem Affekt, Unbehagen und Ärger aufweisen. Gibt es eine Behandlung? Da Bindung mit der Fähigkeit von Eltern und Betreuungspersonen zusammenhängt, die Bedürfnisse von Kindern zu erkennen, schlägt die Forschung Maßnahmen vor, die sich auf das Einfühlungsvermögen beziehen, insbesondere in der frühen Kindheit. Außerdem müssen Spezialisten mit Erwachsenen arbeiten, die Bindungsprobleme haben (ambivalent, desorganisiert oder vermeidend).
Eine sichere Bindung wird immer ein Schutzfaktor für verschiedene Lebensumstände sein. Allerdings gilt es auch zu berücksichtigen, dass dies nicht völlig isoliert ist. Daher muss man sich immer fragen, welche Bedingungen die Entwicklung oder Aufrechterhaltung einer bestimmten Art von Bindung beeinflussen. Bei der Beantwortung der Fragen wird man feststellen, dass die wirtschaftlichen und sozialen Bedingungen oft einen großen Einfluss haben. Wie Bowlby sagte: "Genauso wie Kinder von ihren Eltern abhängig sind, gibt es Eltern, insbesondere Mütter, die von der Gesellschaft abhängig sind, um wirtschaftliche Ressourcen zu erhalten. Wenn eine Gemeinschaft ihre Kinder wertschätzt, muss sie auch ihre Eltern wertschätzen. " Daher bedeutet das Nachdenken über Bindung auch, dass die Betreuungspersonen durch Ressourcen wie elterliche Bildungsprogramme, Vereinbarkeitsregelungen, Familienunterstützung und Beschäftigung und andere Maßnahmen begleitet werden müssen. This might interest you...