Home Politik Rechtsextremismus Neonazis attackieren Lokalzeitung: "Lügenpresse halt die Fresse" 15. Mai 2012, 17:11 Uhr Lesezeit: 2 min Die Redakteure der "Lausitzer Rundschau" in Spremberg berichten seit Jahren über die Aktivitäten der Neonazis in Brandenburg. Die schickten eine klare Botschaft: Sie hängten die Eingeweide eines toten Tieres an die Tür und beschmierten die Scheiben der Redaktion. Die Redakteure wollen trotzdem weitermachen. Constanze von Bullion Der Anblick war nicht erbaulich, die Botschaft unmissverständlich. Lügenpresse halt die fresse und nerv nicht. In der Nacht zum 1. Mai haben Unbekannte - wieder einmal - die Lausitzer Rundschau in Spremberg aufgesucht. Diesmal hängten sie die Eingeweide eines frisch geschlachteten Tieres, vermutlich eines Schweins, über das Logo der Brandenburger Lokalzeitung. Das Tierblut sammelte sich auf dem Boden, noch am nächsten Morgen waren die Scheiben rot verschmiert. Auch auf dem Briefkasten lagen Innereien. "Lügenpresse halt die Fresse", hatte jemand auf die Scheiben der Redaktion geschmiert.
Doch nach wie vor taucht der Begriff regelmäßig in der Medienwelt auf. Das liegt unter anderem an den Möglichkeiten des Internets. Web 2. 0 bietet eine rege Diskussionsplattform und spielt vor allem bei der Meinungsbildung junger Menschen eine wichtige Rolle. Weil im Internet jeder veröffentlichen kann, was er will, können Pegida, AfD und Rechtspopulisten es gezielt als politisches Kampfmittel gegen angebliche Versäumnisse der Politik einsetzen. Dass viele Bundesbürger den Parolen unkritisch folgen, zeigen die Wahlerfolge und die Umfrageergebnisse für die AfD. Dies ist eine klare Gefahr, die das Internet birgt. Familie Ritter (Lügen presse halt die Fresse/Earrape) - YouTube. Doch nicht zu vergessen sind auch die damit einhergehenden Chancen: Gegner und Aufklärer der "Lügenpresse" können online ebenfalls das Wort ergreifen – ein Beispiel dafür ist dieser Blog.
Damit ist jedoch die (noch) geringe, aber wachsende Gefahr solcher Netzwerke nur oberflächlich beschrieben. Wolfgang Storz befürchtet nichts weniger als eine Demontage von qualifizierter Öffentlichkeit und Demokratie als kontraproduktive Nebenwirkung von Netzwerken, die sich der technologischen Entwicklung bemächtigen und medienpolitisch agil unterwegs sind. In dem Maße, wie sich durch die mediale Dynamik Information gleichsam totalisiert und potenziell jeder und jede zum medialen Informationskanal werden kann, verschwindet die Öffentlichkeit, weil jeder seinen diffusen Meinungskosmos als Öffentlichkeit präsentiert oder schlicht auf jene vertraut, die ihn umwerben. Kontroverse Debatten und Quellenüberprüfungen sind in solchen Pseudoöffentlichkeiten nicht mehr vorgesehen. Die Gefahr der Demokratie Deutlich wird deren Gefahr in Storz' inhaltlicher Analyse des politischen Konzepts der "Querfront" des rechten Netzwerks. Für die totale Konfrontation? | PI-NEWS. Es versteht sich als jenseits von links und rechts, wirbt für die aktuelle Politik des Kremls und für die AfD, agitiert gegen die EU, Israel und die Westorientierung der BRD und warnt vor dem "moralisch-kulturellen Zerfall" der Demokratie infolge der Zuwanderung von Muslimen und des Sexualunterrichts in den Schulen und infolge des Abbaus nationaler Souveränität.
In bester "Aktuelle Kamera"-Manier wurde das Problem angegangen. Denn die Lizenz zum Lügen verdienen sich die möchtegernintellektuellen Berufslügner der Medien nicht umsonst. Wenn kein Demonstrationsteilnehmer mit einem Reporter reden möchte, redet einfach der Reporter als Demonstrationsteilnehmer! Gesagt, getan. Lügenpresse halt die fresselines. So kam es dazu, daß der RTL -Reporter Felix Reichstein dem NDR Panorama Magazin als Pegida -Teilnehmer ein "rassistisches" Interview gab, was dann prompt zu neuer Hetze gegen Pegida genutzt wurde. So ein Pech, dass der ganze Trug jetzt aufgeflogen ist (Siehe: NDR interviewte falschen Pegida-Demonstranten). Auch auf der Trauerkundgebung letzten Sonntag in Paris führten angeblich über 50 führende Politiker, darunter auch die Bundesmutti Angela Merkel, den Trauerzug an. Die Realität zeigt aber ein ganz anderes Bild. In einer Seitenstraße wurden ein gestelltes Bild unter Polizeischutz, weit weg vom gemeinen Volk, von und für die Presse arrangiert. Die Bilder, die um die Welt gingen, sollten den Eindruck erwecken, daß die politische Führung Europas vereint mit den Volksmassen auf die Straße gehen würde.
Der Publizist Wolfgang Storz hat Medien rechter Gruppen untersucht. Er befürchtet die Demontage der demokratischen Öffentlichkeit. Die politischen Akteure verstehen sich als Antwort auf "die" Politik. Foto: dpa Der mediale Betrieb wird geprägt von begrifflichen Unschärfen. Von zentraler Bedeutung für kommunikative Wirrnisse sind Begriffe wie "Populismus" und "Querfront". Der Publizist, langjährige Redakteur und Kommunikationsberater Wolfgang Storz hat für die Otto-Brenner-Stiftung eine Kurzstudie erstellt, die auf diesem Feld für etwas mehr Klarheit sorgt: "'Querfront'. Karriere eines politisch-publizistischen Netzwerks". Kiepenkerl-Blog: Lügenpresse – halt die Fresse! • Westfalen erleben. Die empirische Grundlage für die von dem Autor als "Recherche-Studie" verstandene Arbeit bildet ein rundum rechtslastiges Netzwerk, das sich selbst ebenso jenseits des Links-rechts-Schemas ansiedelt wie jenseits aller Institutionen (Parteien, Verbände, Interessengruppen) und medialen Einrichtungen. Die politischen Akteure verstehen sich als Sprachrohr des "Volkes" bzw. als Antwort auf "die" Politik, "die" Parteien, "die" Presse und "die" Medien, mit denen man nichts mehr zu tun haben wolle.
Ursachen der Popularität Warum ist diese Form der undifferenzierten Medienschelte so populär? Zum einen können bestimmte Formen der »Medienkritik« als ein Katalysator für allgemein reaktionäre Tendenzen in einem Teil der Gesellschaft betrachtet werden, die sich nun manifestiert und organisiert haben. Viele RezipientInnen behaupten zudem, dass ihre eigene Lebensrealität und Meinung sich nicht mehr in der Berichterstattung der Leitmedien wiederfindet. Gleichzeitig haben diese Zugriff auf ein riesiges Informationsangebot im Internet, wo sich vermehrt selbstreferentielle Teilöffentlichkeiten entwickelt haben. Bestimmte Ereignisse und deren mediale Rezeption haben darüber hinaus relevante Teile des Publikums misstrauisch gegen die Darstellungen gemacht und sie speziell in den Online-Medien nach Alternativen suchen lassen. Lügenpresse halt die fresse ich bin nicht frech. Zum Teil berechtigte Kritik am journalistischen Arbeiten wird hierbei verabsolutiert, mit reaktionären Positionen vermischt und durch das Wirken »geheimer Kräfte« erklärt.
Doch seit Beginn der militärischen russischen Intervention gibt es kein Halten mehr in der Redaktion in Frankfurt. Als unerträglich wird dort allerdings empfunden, dass die USA und NATO noch immer nicht offensiver und kampfbereiter gegen Putin in Stellung gehen. Und mit kaum verborgener Sorge wird in der FAZ registriert, wie groß die Zahl der Staaten ist, die keineswegs bereit sind, sich den für Europa selbstzerstörerischen Isolations- und Sanktionskurs gegen Russland anzuschließen. Dagegen können auch die Zeitungsredakteure nichts machen. Doch wenigstens im eigenen deutschen Beritt soll jetzt für die richtige Haltung gesorgt werden: Wer Verständnis für Russlands Vorgehen zeigt, wird aus der "Mitte der Gesellschaft" ausgegrenzt, ist ein Paria, der sich in großzügig geschenkter Gnade einstweilen noch im Netz austoben darf. Den deutschen "Eliten", die von der FAZ immer noch wirksam beeinflusst und positioniert werden, wird eingeimpft: "Putins Regime bedroht auch uns… Die Ukrainer kämpfen auch für unsere Freiheit. "