Die 1947 veröffentlichte Kurzgeschichte »Nachts schlafen die Ratten doch« spielt am Ende des Zweiten Weltkriegs in den Trümmern einer deutschen Großstadt. Der Autor Wolfgang Borchert schildert die Begegnung zwischen dem neunjährigen Jürgen und einem älteren Mann. Das vom Krieg traumatisierte Kind wird von dem Mann behutsam ins Leben zurückgeführt. Genaue Angaben zu Ort und Zeit der Handlung werden nicht gemacht. In einer vom Krieg verwüsteten deutschen Stadt sitzt der neunjährige Jürgen zwischen Mauerresten. Ein älterer Mann spricht ihn an und erfährt, dass der Junge seit mehreren Tagen auf etwas aufpasse. Mehr will er nicht verraten. Der Mann weist auf den Korb mit dem Grünfutter in seiner Hand und lädt Jürgen ein, sich seine siebenundzwanzig Kaninchen anzusehen. Interpretation: “Nachts schlafen die Ratten doch” von Wolfgang Borchert – Hausaufgabenweb. Jürgen ist verunsichert, beharrt aber darauf, seine Wache nicht unterbrechen zu können. Er hat Essen und Tabak bei sich. Bedauernd nimmt der Mann seinen Korb und macht Anstalten weiterzugehen. Daraufhin beginnt Jürgen zu erzählen, dass er wegen der Ratten hier sei.
Mit einmal wurde es noch dunkler. Er merkte, dass jemand gekommen war und nun vor ihm stand, dunkel, leise. Jetzt haben sie mich! dachte er. Aber als er ein bisschen blinzelte, sah er nur zwei etwas rmlich behoste Beine. Die standen ziemlich krumm vor ihm, dass er zwischen ihnen hindurchsehen konnte. Nachts schlafen die Ratten doch in Deutsch | Schülerlexikon | Lernhelfer. Er riskierte ein kleines Geblinzel an den Hosenbeinen hoch und erkannte einen lteren Mann. Der hatte ein Messer und einen Korb in der Hand. Und etwas Erde an den Fingerspitzen. Textsorte Kurzgeschichte: unvermittelter Beginn, offener Schluss; Alltäglichkeit der Sprache, des Ortes, der Personen; Kürze; Punktualität der Zeit, des Ortes, der Personen, der Handlung Gert Egle, zuletzt bearbeitet am: 05. 09. 2020
Ein Großteil im Text ist der Dialog zwischen Jürgen und dem alten Mann, ab und zu wird auch von Jürgens Gedanken und Gefühlen erzählt. Ab Zeile 124 endet die Geschichte, wie sie begonnen hat, mit einem Erzählerbericht. Beim Vergleich von Anfang und Ende werden Wiederholungen erkennbar, wie die rote Abendsonne (Z. 2; 126), die krummen Beine des alten Mannes und der Korb mit Kaninchenfutter. Allerdings mit kleinen Veränderungen: ( Z. 9" Die standen ziemlich krumm vor ihm" / Z. 124-125 "Er lief mit seinen krummen Beinen auf die Abendsonne zu"); (Z. 13 "Der hatte einen Korb in der Hand"/ Z. 128-129 "Und der Korb schwenkte aufgeregt hin und her"). Dadurch entsteht zwar eine gewisse Melancholie, aber auch ein schönes Gefühl der Geborgenheit und das Wissen, das sich etwas verändert/bessert. Fazit Die Kurzgeschichte ist sehr passend zur Biographie des Autors Wolfgang Borchert (1921-1947), der zur Zeit des Nazionalsozialismus kritische Gedanken äußerte. Meiner Meinung nach zählt auch diese Geschichte zu diesen "Gedanken", da an dem armen, kleinen Jungen, der an seinem zerstörten Haus versucht, den Tod seines kleinen Bruders durch einen Bombenanschlag zu verarbeiten, indem er Tag und Nacht über ihn wacht, eine durchaus mögliche Situation im zweiten Weltkrieg gezeigt wird.
Auch mit derselben Stilfigur in Z. 22 "… sah von oben auf das Haargestrüpp herunter. " zeigt er die Ungepflegtheit des Junges. Aber beide Symbole zeigen die Schlaffheit, die Auswirkungen und auch die Folgen des Krieges. Dazu war es den Bürgern damals z. nicht möglich, sich unter diesen Umständen besser zu pflegen. In der Z. 74 kann man eine sinngemäße Wiederholung erkennen: "Nachts auch. Immerzu. Immer. " Diese werden auch als Ellipsen genutzt und zeigen kurz und knapp zusammengefasst, dass es für den Jungen nie eine Ausnahme gab. Denn seit den Bombenanschlag saß er inmitten der Trümmerwüste und hat in all den schlechten Verhältnissen ununterbrochen seinen Bruder beschützt. Es ist für ihn nie in Frage gekommen, seine Wache aufzugeben. Durch die Metapher "Lauter kleiner Betten sind das … alles kleine Betten. 132f und " Lauter kleine Kaninchen. Weiße, graue, weißgraue. 142f zeigt der Autor die Träume und Wünsche des Jungens und wie gedankenverloren er wirkt, wenn er daran denkt. Und durch das Wiederholen, betont der Verfasser, wie sehr sich Jürgen schon danach gesehnt hatte.
Der alte Mann fühlt sich verantwortlich für den Jungen, auch wenn er nur zufällig vorbeigekommen ist, deshalb scheint eine Art Ersatzvater für Jürgen zu sein, auch aus dem Grund, dass dessen eigener Vater es nicht für nötig hält, seinen Kind davon abzubringen, den toten Leichnam zu bewachen. Dadurch erkennt man, dass der Bruder für Jürgen sehr wichtig war und dass sie eine enge Beziehung hatten, weil er sonst nicht so stur auf den Körper aufpassen würde. 87-93) will der Herr dann weiterhin auf ihn Acht geben und mit dem Vater reden (vgl. 156-159). Die Geschichte ist in der Personalen Perspektive, d. h. in der "Er-Form" aus der Perspektive des Jungen erzählt. Die Gedanken des Jungen, z. "Jetzt haben sie mich" (Z. 9f), werden deutlich gemacht. Allerdings wird die Perspektive nicht durchgehalten, die auktoriale Sicht taucht zweimal auf. Das zeigt sich einmal am Anfang: Die Trümmerwüste wird kurz dargestellt, dadurch sehen wir den Ort durch die Augen des Erzählers (vgl. Z 1-19). Und auch dann am Schluss, zeigt uns der Autor, wie der Junge den alten Mann mit seinem Korb beim Weggehen beobachtet (vgl. Z 165-175).
In einer unmenschlichen Trümmerwüste, umgeben von Tod und Hoffnungslosigkeit, ist dem kleinen Jungen ein Stück Menschlichkeit und ein Schimmer Lebensfreude in der Gestalt des älteren Mannes mit den krummen Beinen und dem grünen Kaninchenfutter begegnet. Dieser Mann will den Jungen abbringen von seiner sinnlosen, selbst gewählten Aufgabe, den kleinen toten Bruder vor den Ratten bewahren zu wollen, indem er seine Aufmerksamkeit von den aasfressenden Ratten auf etwas Lebendiges, Freudvolles, in die Zukunft Weisendes lenkt, ein kleines Kaninchen. Geschehen Das Geschehen in dieser Kurzgeschichte entfaltet sich in Schüben – so zögernd wie der Junge sich dem älteren Mann anvertraut. Stück für Stück kann sich der Leser ein Bild von den Personen machen und sich die Beweggründe des Jungen und die Absichten des Mannes erschließen. Dadurch wird die Spannung die ganze Geschichte hindurch bis über den offenen Schluss hinaus gehalten. Schritt für Schritt findet der Junge auch aus seiner Verschlossenheit und Abwehrhaltung heraus und kann sich am Ende ganz wie ein kleiner Junge der Vorfreude auf ein Kaninchen hingeben.