Jens Kastner ist Soziologe und Kunsthistoriker, er unterrichtet an der Akademie der bildenden Künste Wien. Zuletzt erschien von ihm (gemeinsam mit Lea Susemichel) (Hg. ) Unbedingte Solidarität (Münster 2021). Dieser Text erscheint in Bildpunkt. Zeitschrift der IG Bildende Kunst (Wien), Nr. 59, Winter 2021/22, "Der Wert der Kunst". Luc Boltanski/ Arnaud Esquerre: Bereicherung. Eine Kritik der Ware. Berlin 2019 (Suhrkamp Verlag). Mariana Mazzucato: Wie kommt der Wert in die Welt? Von Schöpfern und Abschöpfern. Frankfurt am Main/ New York 2019 (Campus Verlag). Christian Saehrendt/ Stehen T. Kittl: Ist das Kunst oder kann das weg? : Vom wahren Wert der Kunst. Köln 2016 (Dumont Verlag). Andreas Tacke (Hg. ): Kunstmärkte zwischen Stadt und Hof: Prozesse der Preisbildung in der europäischen Vormoderne. Petersberg 2017 (Michael Imhof Verlag). Franz Schultheis/ Erwin Single/ Stephan Egger/ Thomas Mazzurana: Kunst und Kapital. Begegnungen auf der Art Basel. Köln 2015 (Verlag der Buchhandlung Walther König).
Walser gilt nicht zu Unrecht als das Gewissen Deutschlands. Der Literat gehört nach wie vor zu den einflussreichsten deutschen Intellektuellen der Gegenwart. Die 7. Berlin Biennale wollte gerne politisch sein – statt einer klaren Agenda aber präsentiert man quasi-religiöse Exponate und umarmt Aktivisten von außen im eigenen Haus. Der so propagierte Glaube an "Substanz" ist vor allem eins: sehr katholisch. Kultur entstand aus dem Kultus. Doch scheint in der Kunst der Kult um das Geld den Kult um einen Gott ersetzt zu haben. Kunst für den kirchlichen Raum lässt ein Bild dorthin zurückkehren, wo es hergekommen ist. Es erhält für den Betrachter wieder eine echte Relevanz, hinter der der Künstler zu Was wirklich zählt, will man einem Kunstwerk einen bestimmten Wert zuschreiben, ist dessen künstlerische Qualität. Jedoch muss die Kunst auch in ihrem Kontext gesehen werden, um eine solche Einschätzung vornehmen zu können. Kunst darf unterschiedliche Gefühle hervorrufen. Sie darf unansehnlich
"Ich kann nichts dafür, dass meine Bilder sich nicht verkaufen lassen. Aber es wird die Zeit kommen, da die Menschen erkennen, dass sie mehr wert sind als das Geld für die Farbe. " Vincent van Gogh" Und er hatte so Recht, denn heute sind seine Gemälde fast unbezahlbar. Hoffen wir, dass es anderen Künstler schon zu Lebzeiten gelingt, einen guten Preis zu erreichen, um davon auch Leben zu können. Während zu Beginn des Mittelalters der Künstler noch der Zunft der Handwerker angehörte und dabei lediglich die Kosten für Materialien und Arbeitszeit gedeckt wurden, begann sich bereits gegen Ende ein erster Kunsthandel zu etablieren. Die Maler begaben sich auf Reisen, um zum einen von fremden Einflüssen zu profitieren, zum anderen um ihre Werke einem breiteren Publikum anbieten zu können und sich international einen Namen zu machen. Infolge des Aufkommens einer neuen reichen Bürgerschicht im Paris des beginnenden 18. Jahrhunderts, entfaltete sich ein neues Verständnis von Kunst und die Anforderungen an jene, losgelöst von strengen akademischen Vorgaben.