Das Eisenbahngleichnis gehört zu den heute noch bekannteren Gedichten, die Erich Kästner für das Kabarett schrieb. Obschon im Titel "Gleichnis" genannt, handelt es sich bei dem Werk genauer gesehen um eine Parabel. Veröffentlichungsgeschichte Eine erste Druckversion erschien am 10. August 1931 in der Zeitschrift Simplicissimus. Die Zeile " Ein feister Herr sitzt stolz " ist hier mit "Ein dicker Mensch sitzt stolz" noch weniger scharf formuliert. Später war es das Eröffnungsgedicht in Doktor Erich Kästners Lyrische Hausapotheke (1936) Gleichnis Kästner vergleicht das Leben und Zusammenleben der Menschen mit einer gemeinsamen Zugfahrt an ein unbekanntes, bzw. nichtvorhandenes Ziel; schließlich steigen nur die Toten aus. Es werden auch Klassenunterschiede berücksichtigt ( Die Mehrheit sitzt auf Holz; auf Holz saß zur Entstehungszeit auf Bahnreisen die Zweite Klasse – die Erste Klasse sei dabei laut Kästner fast leer) oder soziale Problemfelder, wie eine unglückliche Lebensplanung (wir sitzen alle im gleichen Zug/und viele im falschen Coupé) in das Gleichnis mit aufgenommen.
Es ist das erste Gedicht in Erich Kästners Lyrischer Hausapotheke und als Einstieg für unser Team war es gleich zu Anfang eine Herausforderung: "Das Eisenbahngleichnis" – starke Sprache, starke Bilder … Benedikt Kuhn reagierte mit orchestraler Musik – und ich hatte die Vision eines Films im Kopf. Damals ahnte ich noch nicht, dass es dann doch irgendwie anders kommen sollte;-) Ich nahm mir vor, alle Kästner-Illustrationen so anzulegen, dass man sie später als Film zeigen konnte – eine Art visueller Spaziergang durch das Bild zusammen mit Musik und Sprache. Nach dem Erstellen der Zeichnung und der Einfärbung am Rechner, entwickelte ich ein kleines Storyboard als Vorlage für einen späteren Film.
Hier kommt "das Eisenbahngleichnis" welches von Erich Kästner geschrieben wurde im Jahr 1932. Es ist eine Lebensreise und nicht eine physische Reise. Das Eisenbahngleichnis (Erich Kästner, 1932) Wir sitzen alle im gleichen Zug und reisen quer durch die Zeit. Wir sehen hinaus. Wir sahen genug. Wir fahren alle im gleichen Zug. Und keiner weiß, wie weit. Ein Nachbar schläft, ein andrer klagt, ein dritter redet viel. Stationen werden angesagt. Der Zug, der durch die Jahre jagt, kommt niemals an sein Ziel. Wir packen aus. Wir packen ein. Wir finden keinen Sinn. Wo werden wir wohl morgen sein? Der Schaffner schaut zur Tür herein und lächelt vor sich hin. Auch er weiß nicht, wohin er will. Er schweigt und geht hinaus. Da heult die Zugsirene schrill! Der Zug fährt langsam und hält still. Die Toten steigen aus. Ein Kind steigt aus. Die Mutter schreit. Die Toten stehen stumm am Bahnsteig der Vergangenheit. Der Zug fährt weiter, er jagt durch die Zeit, und niemand weiß, warum. Die 1. Klasse ist fast leer.
Wir sitzen alle im gleichen Zug und viele im falschen Coupé.