Jörg Bohn Der Markt hat immer Recht! 04. 02. 2010, 10:56 Uhr Werden Aktien weiter steigen? Verhageln die Rohstoffe den Dividendentiteln 2010 die Show? Wann drohen steigende Zinsen, die der Wirtschaft schaden könnten? Mit fundamentalen Fragen wie diesen quälen sich Tag für Tag Tausende von Anlegern, die davon ihre Investitionsentscheidungen abhängig machen oder sich fragen, ob es nicht an der Zeit wäre, jetzt auszusteigen. Beeinflusst werden sie von den Machern von Finanzpublikationen, für die die Spekulationen über den künftigen Verlauf der Märkte das tägliche Brot darstellen. Doch um erfolgreich zu investieren, brauchen Anleger weder eine Glaskugel noch vermeintlich sichere Antworten. Nötig ist vielmehr "nur" zweierlei: Demut vor dem Markt und eine Strategie, um dem Markttrend effektiv zu folgen. "Ist der Begriff Demut bei der Geldanlage nicht deplatziert? ", wird der eine oder andere fragen. Nein, denn Demut ist an den Kapitalmärkten die bei weitem gesündeste Haltung: Wer anerkennt, dass der Markt immer Recht hat, leidet nicht nur weniger psychische Qualen, wenn der Trend gegen die eigene Position läuft, sondern erspart sich auch herbe Verluste, weil er rechtzeitig die Reißlinie zieht.
Die letzten Wochen – zeig mir die Tendenz! Als ich noch nicht investiert war, meinte ich mehr oder weniger, ein paar Prozent rauf und ein paar runter! Die Sache ist eine andere, wenn man Geld in den Aktien hat! Die letzten Wochen waren aber auch ein gutes Beispiel dafür wie oft der Markt drehen kann. Ich dachte der Kurs macht die News, doch in letzter Zeit kommt es mir umgekehrt vor. Jede Nachricht, so bedeutend oder auch nicht, kann den Markt völlig in die andere Richtung bringen! Was macht den Unterschied aus? Der Ansatz von Buy & Hold machte doch in den letzten Monaten und Jahren doch eine gute Figur. Wie ich auf das komme? Es gab bei den Indizes keinen grossen Rückschlag seit Anfang 2020. In diesem relativ kurzem oder höchsten mittelfristigen Zeitraum, war es aus meiner Sicht, das beste im Markt zu bleiben und immer wieder nachzukaufen, falls man die Möglichkeit hatte. Bei den einzelnen Aktien gab es aber extreme Abschläge, trotzdem hat der Markt immer recht! Stimmt diese Aussage wirklich?
Ob Anleihen, Aktien, Beteiligungen, Kunst, Immobilien oder Fonds, sie alle mögen heute toll aussehen und schöne Erträge versprechen. Die tatsächliche Entwicklung aber kann ganz anders sein, sowohl besser als auch schlechter. Und hier geht es mir nicht um die vielen, unseriösen und betrügerischen Anleihen und Beteiligungen, mit denen zwielichtige Betrüger Anleger vorsätzlich um ihr Geld bringen. Sondern es geht um Anlagen, die bei Emission oder Auflage durchaus ernst und gut gemeint waren. Doch selbst zunächst solide und gut durchdachte Angebote können sich nachträglich als Fehler herausstellen. So wie Zertifikate auf Portfolien aus US-amerikanischen Lebensversicherungen, die Anlegern vor etwa 10 Jahren angeboten wurden. Die Idee dahinter war gut. Was weder Anleger noch Fondsmanager vorhergesehen hatten, war die längere Lebenserwartung der versicherten Personen, die durch medizinischen Fortschritt und ein besseres Leben entstanden war, und auf die in den statistischen Zahlen zuvor nichts hingedeutet hatte.