Als Gott die Mutter erschuf Als der liebe Gott die Mutter schuf, machte er bereits den sechsten Tag Überstunden. Da erschien ein Erzengel, schaute eine Weile zu und sagte dann: "Lieber Gott, Du bastelst aber schon lange an dieser Figur! " Und Gott sprach: "Hast Du die vielen speziellen Wünsche auf der Bestellung gesehen? Sie soll pflegeleicht, aber nicht aus Plastik sein. Sie soll 160 bewegliche Teile haben, Nerven wie Drahtseile. Einen Schoß, auf dem einige Kinder gleichzeitig sitzen können und trotzdem muss sie auf einem Kindersessel Platz haben. Sie soll einen Rücken haben, auf dem sich alles abladen lässt. Sie soll in einer überwiegend gebückten Haltung leben können, ohne Rückenschmerzen zu bekommen. Ihr Trost soll alles heilen, von der Beule bis zum Seelenschmerz. Sie soll sechs Paar Hände haben…" Da schüttelte der Erzengel den Kopf und meinte: "Sechs Paar Hände, das wird nicht möglich sein. Als gott die mutter schufa. " Der liebe Gott antwortete: "Die sechs Paar Hände machen mir keine Sorgen. Aber die drei Paar Augen, die sie haben muss. "
Der Ball und der Kamm, das Spiel und das Notwendige. Die herzliche Zuneigung der beiden und der ungeduldige Blick des Mdchens, die Frsorglichkeit der Mutter. Die Gegenstze, die sich da auftun, und das Verbindende, das auch da ist. Die Ruhe und die Spannung. Das Dasein und Schonwiederfortwollen. Die Bewegung und das Bleibende. Ja, das Bild zeigt uns, was bleibt: Die Liebe. In die Tat umgesetzte Liebe. Getane Liebe. Freinander getan. Einander gegeben. Geschenkt und genommen. Erhalten und weitergereicht. Ein Bild der Beziehung, der Liebe, der Arbeit, der Frsorglichkeit. Ein Vor-bild jener Liebe, mit der Gott uns Menschen liebt. Im Evangelium (Lukas 21, 18) lesen wir: "Nicht Haar von eurem Haupte wird verloren gehen. Die Legende von der Erschaffung der Altenpflegerin. " Die Hauptsache, die Liebe, und das Detail, das Haar. Auch bei Gott ist es so: er kmmert sich um das Grosse und um das Kleine. Denn er ist der liebe Gott, der liebende Gott. Und es gehrt zum Wesen der Liebe, dass sie das Kleine und das Grosse zusammennimmt. Ihr ist beides wichtig.
Die Zwei erscheinen in fast reinem Profil. So kommt der ungeduldig hinausstrebende Blick des Kindes lebendig zum Sprechen. Das Motiv war unter den damaligen Malern gelufig und beliebt. Vielleicht hat Terborch hier - wie bei anderen Bildern - seinen damals sieben Jahre alten Halbbruder Moses als Modell fr das Kind genommen, das er freilich als Mdchen darstellt. Als Vorbild fr die Frau hat wohl seine damals etwa 45-jhrige Stiefmutter Wiesken Matthys gedient. Getreu dem Leitsatz 'Huslichkeit ist die Zierde der Frau' werden Fleiss und husliche Tugend veranschaulicht, weshalb das Bild gelegentlich auch mit 'Mtterliche Sorgen' betitelt wurde. Dem Motiv des Kammes begegnet man in jener Zeit nicht selten unter dem Spruch: "Er reinigt und schmckt. " An einer Stelle lesen wir: "Der Kamm ist wunderbar von Nutzen, der Kamm ist wunderbar fein. / Der Kamm ist der, der den Kopf in bessere Ordnung setzt. " Vielleicht gefllt mir dieses Bild deshalb, weil es das Detail mit der Hauptsache verbindet, das Kleine mit dem Grossen.