Den Wolf kennt man aus vielen Märchen und Geschichten oft nur als den "bösen Wolf". Sei es nun Rotkäppchen, Die sieben Geißlein oder Peter und der Wolf. Auch in der Fabel kommt der Wolf meist nicht gut weg – Eigenschaften wie listig, gierig oder dumm werden ihm zugeschrieben. Über diesen schlechten Ruf ist der Wolf in Mei Matsuokas Kinderbuch "Vom Wolf, der lieb sein wollte" einfach nur empört. Es ist an der Zeit, dass sich das ändert… Vom Wolf, der lieb sein wollte Es ist Winter und draußen schneit es dicke Schneeflocken. Der Wolf sitzt gemütlich in seiner warmen Stube am Kamin. Er hat es sich bequem gemacht und möchte gern ein Buch lesen. Premiere in Oschatz: Kindertheater bringt die Geschichte von Peter Pan auf die Bühne. Doch in seinem Bücherregal finden sich nur Geschichten, in denen der Wolf als böse, gierig und gruselig dargestellt wird. Das gefällt dem Wolf gar nicht. Kurzerhand beschließt er, eine Geschichte über einen lieben Wolf zu schreiben. Gesagt, seiner Erzählung geht Herr Lieber-Wolf durch die Winterlandschaft spazieren. Er ist auf der Suche nach Fußspuren im Schnee, er hofft einen Freund zu finden.
Nur nach Hause gehen sie nicht. Vielleicht aber in die zweite Liga, vielleicht nach Sandhausen, deren Stadion nach Auskunft der HSV-Fans übrigens sehr schön sei. Es liege idyllisch im Wald. Vielleicht ist es ja genau das, was Hertha BSC braucht. Nach all den Überdrehungen, den Überhitzungen, nach all den Aufgeregtheiten, muss Hertha vielleicht einfach mal in den Wald.
Lucas Tousart macht eine typische Hertha-Geste Foto: Filip Singer / EPA In der S-Bahn Richtung Olympiastadion erkundigten sich schon vor dem Spiel die Fans von Hertha BSC bei ihren Sitznachbarn, die eindeutig als HSV-Anhänger erkennbar waren: »Wie ist denn so das Stadion in Sandhausen? Peter und der wolf geschichte zum vorlesen full. « Mit der Vorahnung, dass sie künftig die Reisen in die Zweitligaorte antreten müssen, die die leidgeprüften Hamburger in den vergangenen vier Jahren kennenlernten. Fans haben ein gutes Gespür für die Stimmung rund um den Verein, und die gedrückte Atmosphäre in der S-Bahn war ein Anzeichen dafür, dass zuletzt Anflüge von Resignation den Berliner Noch-Erstligisten anwehten – statt wilder Entschlossenheit, wie es vor einem so brisanten und wegweisenden Relegationsduell mit dem Hamburger SV angebracht gewesen wäre. Die dann folgenden 90 Minuten, das frustrierende 0:1 im eigenen Stadion gegen den Zweitliga-Dritten, war dann die Zusammenfassung dieser Stimmung, ein Panoptikum der gesamten Saison. Spiegelbild einer kompletten Verunsicherung.
Ein Team, das keine Kraft mehr aufbrachte, sich zu wehren, das nur noch in Richtung Abstieg stolpern kann. Magath macht weiter in Zuversicht »Wir fahren dennoch nicht chancenlos nach Hamburg. Ich glaube noch daran, dass wir es in Hamburg biegen können«, fuhr Hertha-Trainer Felix Magath auch nach dem Abpfiff die Strategie, die er seit Tagen in der Öffentlichkeit vorführt. Was ihn so optimistisch stimmte, dürfte sein gut gehütetes Geheimnis sein. Die Vorstellung seiner Mannschaft kann ihm keinen großen Anlass dazu gegeben haben. Peter und der wolf geschichte zum vorlesen 1. Auch Stevan Jovetić kann das alles nicht fassen Harmlos in der Offensive, konfus im Mittelfeld, selbst nach dem Rückstand ohne erkennbares Anrennen, mit Jungspunden in der Mannschaft, die mit der Größe dieser Aufgabe überfordert schienen. Der dänische Torwart Oliver Christensen musste ausgerechnet in diesem Millionenspiel sein Debüt geben, weil alle drei in der Hierarchie vor ihm rangierenden Schlussmänner ausfielen. Dass er bei dem einzigen Treffer des Abends durch den Hamburger Ludovit Reis, den man ebenso als gewollten Geniestreich wie als abgerutschte Flanke interpretieren kann, nicht glücklich aussah – wer mag ihm dafür die Schuld geben?
Typisch Relegation Man kann den Spielern ohnehin wenig vorwerfen, dem HSV sowieso nicht, der sich nach dem Vorsprung sogar zeitweilig in Fußball versuchte. Aber über weite Strecken war es ein schwaches, sogar sehr schwaches Spiel, teilweise nur schwer mitanzusehen. Ein Spiel, wie es die Relegation in Reihe produziert. Weil die Angst vor dem Verlieren in diesen Duellen, in denen so viel auf dem Spiel steht, jegliche Kreativität auffrisst. Noch am Samstag bei der Hertha-Partie in Dortmund hatte Magath nach eigenem Bekunden »zwei Bundesligisten gesehen«. Diesmal sah er zwei Zweitligisten. Wie Peter Feldmann den Eintracht-Empfang beinahe ruinierte. »Völlig losgelöst von der Erde« hatte der Stadion-DJ vor der Partie aufgelegt, aber Peter Schillings »Major Tom« war der falscheste Titel, den man spielen konnte. Den Spielern schienen kleine kalte Klötze aus Blei an den Beinen zu hängen, die alle Spielfreude hemmten, das Gegenteil von losgelöst. HSV-Fans nahmen ihre alten Plätze ein Und während zeitgleich in Frankfurt mit den Europa-League-Siegern am Römer die vermutlich größte Fußballsause in Deutschland seit dem WM-Erfolg 2014 gefeiert wurde, erinnerte parallel die Partie in Berlin daran, dass es im Fußball nicht nur Heldengeschichten, sondern auch die anderen Dinge gibt: Biederkeit, Handwerk, Gebolze.
Mehr dazu in unserer Datenschutzerklärung. Als das Spiel vorbei war, schickten die Hertha-Fans ihr trotziges »Nur nach Hause gehen wir nicht« in den Berliner Nachthimmel. Mit solcher Inbrunst, dass dem Erfinder der Vereinshymne, Frank Zander, die Tränen in den Augen gestanden haben müssen. Und so laut, dass es auch all die noch von Weitem hörten, die vor Enttäuschung schon nach Hause gegangen waren. In ihren Trikots mit den Namen der alten Helden: Marko Pantelić, Gilberto, Sebastian Deisler, »ja, den hätten wa heute gebraucht«, es waren Spieler mit dem gewissen Extra, das der heutige Kader so gut wie gar nicht mehr zu bieten hat. Noch einmal die Hymne Noch einmal war das Stadion mit 75. 000 Zuschauerinnen und Zuschauern voll, dieses Olympiastadion, das dann so eindrucksvoll wirkt, wenn es entweder ganz leer oder ganz voll ist. Hertha BSC droht der Abstieg: Dieser Klub hat keine Kraft mehr - DER SPIEGEL. Aber in dieser Stadt der tausend Partys kann es vorerst die letzte für Hertha gewesen sein. Wenn es schlecht läuft, füllt künftig der Stadtrivale Union das Stadion, wenn er dort feixend seine Europapokalabende feiert.
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