Die Haftstrafe dafür betrug nur 4 Jahre, da das Gericht seine aussichtslose Lage ansah und ihn als Opfer der Gesellschaft betrachtete, der versuchte, sich ehrlich seinen Lebensunterhalt zu verdienen, aber als Vorbestrafter keine Gelegenheit dazu hatte. Da die Allgemeinheit den Raub sehr erheiternd fand und Voigt damit an Beliebtheit gewann, wurde er sogar vorzeitig vom Kaiser begnadigt. Nach seiner Freilassung erlangte Voigt eine gewisse Berühmtheit und verstand es zunächst, seine Geschichte zu vermarkten. Für eine Grammophonaufnahme erhielt er bspw. 200 Mark. Auch im Wachsfigurenkabinett gab es eine Figur von ihm, natürlich in Uniform. Auf Jahrmärkten spielte er weiterhin seine Rolle als "Hauptmann von Köpenick" und veröffentlichte 1909 eine Autiobiografie "Wie ich Hauptmann von Köpenick wurde. " 2010 wollte er sogar eine Tournee mit einem Circus in den USA starten. Durch seine Auftritte schaffte es Voigt tatsächlich zu etwas Wohlstand und kaufte ein Haus in Luxemburg, wo er bis zu seinem Tod wohnte.
11 / 15 Abschied von Deutschland: Als früherer Häftling war Voigt stets der Willkür der Behörden ausgesetzt. Frei fühlte er sich in seinem Land nicht. Schließlich übersiedelte er nach Luxemburg. Durch die geschickte Vermarktung seines Streiches brachte er es vorübergehend zu Wohlstand. So gehörte er zu den Ersten, die sich in dem Großherzogtum ein Auto leisten konnten. 12 / 15 In Armut gestorben: Durch den Ersten Weltkrieg und die Inflation verlor Wilhelm Voigt das Vermögen, das er durch seine Auftritte in Zirkussen und Varietétheatern verdient hatte. 1922 erlag er mit 72 Jahren einem Lungenleiden. Französische Soldaten erwiesen ihm bei seinem Begräbnis die letzte Ehre, weil sie irrtümlich annahmen, es handele sich um einen echten Hauptmann - so hat Voigt bis in den Tod alle genarrt. 13 / 15 Der Hausherr lässt grüßen: Vor dem Hauptportal des Rathauses von Köpenick erinnert seit 1996 eine lebensgroße Bronzestatue an Voigts Posse. 14 / 15 Kassenräuber verhaftet: Die Ergreifung Voigts am 26. Oktober 1906 sorgte nicht nur in Köpenick für Schlagzeilen.
Überhaupt fiel die "Cöpenickiade" in eine Zeit, da der Gedanke der Resozialisierung von Straftätern langsam um sich griff. Dass dieser auch bei Kaiser Wilhelms Amnestie, durch die Voigt gut ein Jahr nach seiner Verurteilung zu vier Jahren freikam, eine Rolle spielte, ist eher unwahrscheinlich. Der Monarch war wohl eher begeistert von der Chuzpedes Schusters, und von der - eigentlich ja blinden - Disziplin seiner Soldaten ("das macht uns kein Volk der Welt nach", soll er gesagt haben). Wieder in Freiheit, wurde der falsche Hauptmann nicht mehr straffällig. Warum auch? Er ließ sich feiern (unser Foto), verdiente erkleckliches Geld in Varietés und anderen öffentlichen Auftritten, bisweilen sogar mit einigen "seiner" Soldaten von Köpenick, auch mit seinen signierten Konterfeis. Auch andere verdienten an ihm, mehrere Theaterstücke, 13Filme, sieben Hörspiele, unzählige Monografien widmeten sich seinem Coup. Gerade steht Carl Zuckmayers Stück in einer Fassung von Jan Bosse und Davis Heiligers im Deutschen Theater Berlin auf dem Spielplan.
Im Sommer erfindet Ralph Samuelson auf dem Lake Pepin in Minnesota die Sportart Wasserski und Jonny Weissmüller stellt in Kalifornien in 58, 6 Sekunden einen neuen Weltrekord über 100 Meter Freistil-Schwimmen auf. 7. September: Grundsteinlegung für die zukünftige brasilianische Hauptstadt Brasília. Ursprünglich war das 1549 gegründete heutige Salvador da Bahia, ab 1763 dann Rio de Janeiro die Hauptstadt Brasiliens. Im Oktober beginnt mit dem sogenannten Marsch auf Rom die Machtübernahme Benito Mussolinis und der von ihm geführten faschistischen Bewegung in Italien. Weiterlesen nach der Anzeige Weiterlesen nach der Anzeige 4. November: Howard Carter entdeckt das Grab des Pharaos Tutanchamun im Tal der Könige in West-Theben. Am 22. November öffnet er das Grab im Beisein von George Herbert, 5. Earl of Carnarvon. 30. Dezember: Gründung der Sowjetunion durch die Bolschewiki. Geboren werden 1922 unter anderem der Politiker und Friedensnobelpreisträger Jitzchak Rabin, der Physiker und Nobelpreisträger Aage Niels Bohr, der Modeschöpfer Pierre Cardin, der Schriftsteller und Satiriker Hansgeorg Stengel, der Leichtathlet Emil Zátopek, die Schauspieler Doris Day, Helga Göring, Judy Garland, Ava Gardner, Telly Savalas, Christopher Lee und Fred Delmare und Filmproduzent Horst Wendlandt.
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Die Stadtverwaltung fiel auf einen Betrüger herein Die Geschichte ist bekannt. Voigt besorgte sich eine Uniform, die gewisse Ähnlichkeit mit der eines Hauptmanns hatte, befahl einem Trupp Infanteristen, der ihm gerade über den Weg lief, ihm, dem gänzlich Unbekannten in Uniform, zu folgen, fuhr mit den Männern nach Köpenick, und gab ihnen dort erst einmal ein Bier aus. Er selbst trank Kognak. Anschließend ging er ins Postamt, ließ dort bis auf Weiteres sämtliche Telefonate zwischen Köpenick und Berlin verbieten, besetzte mit seinem Trupp das Rathaus und ließ dort unter dem Vorwurf der Veruntreuung Bürgermeister Langerhans verhaften ("Machen Sie mir bei der Erfüllung meiner peinlichen Pflicht bitte keine Schwierigkeiten"). Die Kasse selbst müsse er natürlich requirieren. Zuletzt ließ er das Stadtoberhaupt in Droschken nach Berlin zur Neuen Wache überstellen, unter Bewachung durch seinen Haufen und nicht ohne Langerhans das Ehrenwort abzunehmen, dass er keinen Fluchtversuch unternehme. Er selbst ging mit den eingezogenen 4000 Mark ins nächste Wirtshaus und trank dort ein Bier.
Voigt wurde etwa durch Heinz Rühmann und Harald Juhnke verkörpert, wobei die erste Fassung von 1931 mit Max Adalbert unschlagbare Maßstäbe gesetzt haben dürfte. In der literarischen Ausschmückung wird Voigts Schicksal etwas romantisiert, danach sei es das eigentliche Anliegen des "Hauptmanns" gewesen, an einen ihm von den Behörden verweigerten Pass zu gelangen – was wohl mit der historischen Sachlage nicht so recht in Einklang zu bringen ist. Allerdings: Kaiser Wilhelm II., der ihn dann auch begnadigte, war von der Aktion äußerst angetan. Da behaupte noch einmal jemand, Majestät hätten keinen Sinn für Humor gehabt. Die immer wieder hervorgehobene Pointe der "Köpenickiade" war, dass alle Beteiligen den Anweisungen des "Hauptmanns" Folge leisteten – ausschließlich aufgrund seiner Offiziersuniform, unterstützt durch die Art seines Auftretens. Eine weitere Legitimation erwies sich nicht als erforderlich. Einen Grund für die Besetzung des Rathauses, die Verhaftungen oder den Einzug der Stadtkasse musste er nicht angeben.