"1909" prangte oben über einem großen Portal die Jahreszahl des Baus. Der Sandstein des Portalbogens wies noch eine alte Eingangs-Beschriftung aus Tanzsaal-Zeiten auf, darunter die Aufkleber für Moscheespenden. Ich betrat den Vorraum, huschte ins Treppenhaus und stieg hoch ins Innere eines halb leer stehenden Gebäudes, traf auf einen Bier trinkenden Mönch, neben einem Eingangsschild zum "Gebestraum" (sic! ), Treppenhaustoiletten, eine musizierende Porzellanfigur sowie einen im obersten Stock schlafenden mutmaßlichen Pakistani und schlich ängstlich und mit schlechtem Gewissen (Hausfriedensbruch? ) wieder hinunter. Da sich noch immer niemand zeigte, ging ich in den Hof, fand eine Tür zum großen ehemaligen Conzert-Saal und schaute hinein. Hinter der Tür blickte ich in den ehemaligen Tanzsaal, von dem ich später hörte, dass er in einer ersten Umnutzung jahrelang von einem Kino mit 350 Sitzplätzen genutzt worden war, und befand mich in einer Moschee. Ein Junge wies mich darauf hin, die Schuhe auszuziehen, nachdem ich mich kurz mit dem vorhin fotografierenden Herrn unterhalten hatte, meine Begeisterung über dieses historische Kleinod und die neue Umnutzung äußernd.
Einen Anwohner, der gerade eines der schmuck sanierten kleinen Gebäude dahinter betrat, fragte ich, was es mit dem Gebäude auf sich hat. Er wisse es nicht, aber es würden hier in letzter Zeit viele Leute mit langen Gewändern herumlaufen, so das er sich denken würde, dass da jetzt eine Moschee drin sei. Die Aufkleber "Spende für Moschee" am großen Portal an der Vorderfront hatte ich bereits wahr genommen und mir gedacht, dass man hier wohl eine Moschee einrichten möchte. Da hatte ich den großen hinteren Trakt jedoch noch nicht wahrgenommen und gedacht, dass man wieder einmal gezwungen zu sein scheint, irgendeinen ungenutzten Altbau oder ein Handwerkeratelier zu einer Moschee umzuwandeln. Prompt sah ich dann aber tatsächlich einen pakistanisch oder indonesisch wirkenden Herrn, wie ich kurz zuvor Fotos des Baus machen. Jetzt war ich auf einer spannenden Spur und traute mich auch mit der Kamera näher heran an diese Vorderfront eines Lokals mit knallroter Fensterverkleidung eines sich mit dem Spruch "One for all, all for one" offenbar gerne mafiös-gefährlich gebenden Clubs namens "La Familia", jederzeit wütend sich nähernder Besucher gewahr, denen ich dann etwas von der faszinierenden Architektur hätte erzählen wollen.
Wie wir in Teil 1 erfahren haben, war die Moschee vom Beginn der islamischen Geschichte an der Eckpfeiler der muslimischen Gemeinde. Sie wurde nicht nur als ein Gebetshaus errichtet. Es ist leicht zu dieser Schlussfolgerung zu gelangen, denn Gott machte der Gemeinschaft von Muhammad ein einzigartiges Geschenk. Fast die ganze Erde, bis auf wenige Ausnahmen, ist ein Ort des Gebets. Gebude, Moscheen brauchen diesen Bedarf nicht zu erfllen. "Die (ganze) Erde wurde zu einer Moschee (oder zu einem Ort des Gebets) gemacht und zu einem Mittel der Reinigung fr mich, wo auch immer ein Mann von meiner Umma [1] sich auch befinden mag, wenn die Zeit zum Beten kommt, soll er beten. " [2] Daher kann man annehmen, dass die Moschee mehr ist als eine geschtzte Flche zum Beten. Es ist, dass drfen wir nicht bersehen, ein Ort, wo sich Muslime, ungeachtet ihrer Rasse oder ethnischen Zugehrigkeit, fnfmal tglich versammeln. Dies vermittelt eine subtile Botschaft von der Wichtigkeit zusammenzuhalten, vereint als Gemeinschaft der Muslime.
Unsere Institution ist offen für die Zusammenarbeit mit anderen islamischen und anderen religiösen Institutionen. Die Mitgliedschaft wird vom Vorsitz geregelt. Wer kann Moscheenraum zur Verfügung stellen (für Einschlüsse und Zellen) Jedes Mitglied, das Verpflichtungen gegenüber der Moschee erfüllt Jeder, der kein Mitglied ist, muss Mitglied werden oder einen Mitgliedsbeitrag zahlen. Die Moschee kann von jedem Mitglied der Moschee genutzt werden Personen, die nicht Mitglieder der Moschee sind, müssen Mitglied werden oder den Mitgliedsbeitrag zahlen. Getränke müssen zum festgelegten Preis aus dem Café gebracht werden. All dies sollte dem Leiter der Moschee gemeldet werden. Moscheenbibliothek: In der Bibliothek sind nur religiöse (islamische), nationale, wissenschaftliche und andere Bücher erlaubt, die nicht gegen die islamische Religion und andere Materialien zugunsten der Bibliothek verstoßen. Die Bibliothek ist für die Verwaltung der verschiedenen Bücher und Materialien verantwortlich, die von der Präsidentschaft der Moschee ausgewählt wurden und Ende des Jahres Bericht erstatten.
In Zeiten, in denen in Deutschland Kirchen umgenutzt werden, also nach Schrumpfung oder Auflösung der Gemeinde entweiht und als Wohnhaus, Bürger- und Pflegezentrum oder – wie im Falle der Evangelischen Kirche in der Altstadt von Saarbrücken – als Räumlichkeit der Musikhochschule neu genutzt werden und zugleich wachsende muslimische Gemeinden aus finanziellen oder baurechtlichen Gründen große Schwierigkeiten haben, geeignete Räumlichkeiten für Moscheen zu finden, hat mich mein gestriger "Fund" einer Umnutzung in umgekehrter Weise nicht wirklich überrascht. Oder sagen wir: Nur im ersten Moment. Zunächst faszinierte mich der architektonisch ungewöhnliche und durch seine Patina im Kontrast zu einer sich knallig präsentierenden heutigen Nutzung des vorderen Bereichs interessante Bau eines ehemaligen "Conzert-Saals" hinter dem ebenso historischen "Restaurant Zum Löwen" in der Ackerstraße im Saarbrücker Stadtteil Burbach. Ich bin einmal außen herum, um einige Fotos zu machen. Auf der Rückseite des langgestreckten Gebäudes fielen schon sehr lange zugemauerte Fenster auf.