Doppelbiografie Die Geisteswissenschaften feiern den Philosophen Walter Benjamin, bekannt für seine "Berliner Chronik", sein "Moskauer Tagebuch" und vor allem das epochale "Passagen-Werk", gern als hehre Lichtgestalt. Ein neues Buch rückt Benjamins Ehefrau Dora ins Zentrum der Betrachtung. "Das Echo Deiner Frage. Dora und Walter Benjamin - Biographie einer Beziehung" zeigt nicht nur Doras Bedeutung als Journalistin in der Weimarer Republik, sondern auch die Schattenseiten eines berühmten Philosophen. 11. Oktober 2020, 12:00 Zur Sendung Morgenjournal | 25 04 2020 Korrektur einer Schieflage "Ich fand es empörend, dass Dora Benjamin, beziehungsweise Dora Sophie Kellner durchwegs als dumme Gans, Klatschbase und dergleichen bezeichnet wird. Und dass selbst moderne Benjamin-Biografen überhaupt nichts unternommen haben, um dieses Bild zu korrigieren", sagt die Germanistin Eva Weissweiler. Sie hat die Geschichte dieser schwierigen Beziehung vom ersten Kennenlernen an nachgezeichnet. Das fand 1913 im sogenannten "Sprechsaal" statt, einer Diskussionsrunde von Studenten, jungen Intellektuellen und Künstlern.
Dora Benjamin (geboren am 30. April 1901 in Berlin; gestorben am 1. Juni 1946 in Zürich) war eine deutsche Nationalökonomin, Sozialwissenschaftlerin und Psychologin. Sie war die jüngere Schwester von Georg und Walter Benjamin. Leben und Werk [ Bearbeiten | Quelltext bearbeiten] Dora Benjamin entstammte einem deutsch-jüdischen assimilierten Haushalt in Berlin. Sie wuchs ebenso wie ihre beiden älteren Brüder Georg und Walter in einer behüteten und großbürgerlichen Umgebung in Berlin-Grunewald auf. Ihr Vater Emil Benjamin (1856–1926) war Antiquitäten- und Kunsthändler, ihre Mutter Pauline (1869–1930) eine geborene Schoenflies. Nach einem Studium der Nationalökonomie an der Universität Greifswald promovierte sie dort über Die soziale Lage der Berliner Konfektionsarbeiterinnen. Anschließend wandte sie sich mehr und mehr den pädagogisch-psychologischen Themen des Elends der Frauen und Kinder aus sozial schwachem Umfeld zu. Hierzu war sie insbesondere durch ihre Tätigkeiten und Forschungen in der Arztpraxis ihres Bruders Georg in Berlin-Wedding gekommen.
Darüber sprechen Dora und Max Pollak mit ihren jugendbewegten Freunden. Die Chemiestudentin Dora hat ständigen Umgang mit Fritz Haber, dem Direktor des Kaiser-Wilhelm-Instituts für physikalische Forschung, "der die wissenschaftliche Verantwortung für das ganze Kampfgaswesen" trägt. Haber befeuert eine Konkurrenz der Toxizität in totaler Missachtung der Haager Landkriegsordnung. Eva Weissweiler, Das Echo deiner Frage. Dora und Walter Benjamin - Biographie einer Beziehung, Hoffmann und Campe, 364 Seiten, 24, - Dora verweigert der Kriegsbegeisterung ihre Gefolgschaft auf der ganzen Linie. Nicht nur Haber ist ein Kriegstreiber. Auch der Weggefährte Theodor Herzls und Doras Vater Leon Kellner erklärt im patriotischen Plural, wie es soweit kommen konnte: "Wir waren von Feinden umstellt, man ließ uns durch ein Jahrzehnt nicht zur Ruhe kommen, unsere Bevölkerung wurde systematisch aufgehetzt". Gershom Scholem hält in Walter Benjamins Philosophenklause dagegen: "Ihr seid Juden und Menschen, nicht Deutsche und Dekadente. "