Es ist seine reinste Form. Man darf freilich nicht an früher denken. Früher sang wohl der Wanderbursch sein fröhlich Liedchen von den grünen Linden und den blauäugigen Mägdelein – weil das sein Herz bewegte. Nun, auch dieses Lied singt von dem, was unser Herz bewegt: von den Hypotheken. Hatte früher Walther von der Vogelweide sein "Tandaradei" durch die Lüfte tönen lassen und den Handel den Pfeffersäcken überlassen, so ist es heute an den Kaufleuten, "Tandaradei! " zu blasen, und die Liederdichter befassen sich mit den Hypotheken. Ein deutsches Volkslied. [Kurt Tucholsky zu „Wir versaufen unser Oma ihr klein Häuschen“ von Robert Steidl] | Deutsche Lieder. Bamberger Anthologie. Wenn auch freilich in naiver Weise. Denn es ist dem Liedersänger entgangen, daß die Hypothek selbst ja eine Schuld ist, die man unmöglich vertrinken kann – meint er doch wahrscheinlich die für die eingetragene Hypothek als Darlehn gegebene Summe, die der Schuldner in leichtfertiger Weise verbraucht. So singt das Volk. Hier spricht die Seele deines Volkes. Hier ist es ganz. Es soll uns nicht wunder nehmen, wenn nächstens in einem schlichten Volkslied das Wort ›Teuerungszulage‹ oder ›Weihnachtsgratifikation‹ vorkommt – denn dies allein ist heute echte, unverlogene Lyrik.
Seite nicht gefunden - Der Landsknechtsorden Schinderhannes Leb denn wohl du stilles Haus! Drei König' führet göttlich' Hand Und wer ein faules Grittchen hat Halleluja, Halleluja Gemsjagd Es ist ja kein besser Leben Holde Nacht, dein dunkler Schleier Ihr sollt nicht länger leben Das A B C Hört, ihr Hirten! Häsleins Klage Mein Sonnwald Verkehrte Welt Ei, du feiner Reiter Jung Siegfried war ein stolzer Knab' Willkommen im traulichen Kreise Annamirl, Zuckerschnürl Mein Hans und mein Peter Guter Rat Ach wie ist's möglich Leb wohl, du schöner Wald! Es war'n einmal zwei junge Knab'n Ermuntre dich, mein schwacher Geist Ach wie bald, ach wie bald! Wir versaufen unser oma ihr klein häuschen son. Was woll'n wir auf den Abend tun O wie ist es draußen doch so schön! Kein besser Leben ist auf dieser Welt Prinz Eugen, der edle Ritter Die Fischersbraut Brüderchen, komm, tanz mit mir Wir Jäger ziehn voll Kampfeslust Dies ist der Tag, den Gott gemacht Dort unten in der Mühle In der Heimat ist es schön Zu Bethlehem geboren Ich hört' ein Bächlein rauschen Das Feld ist weiß Das Blumenhaus Die Sonne sank im Westen Drei Laub auf einer Linden Am Sonntag, da ißt der Meister Bohnen Brüder, reicht die Hand zum Bunde!
Dichter umspannen die Welt in brüderlicher Liebe, Poeten sehen Gott in jedem Grashälmchen – das ehrliche Volk aber gibt seinen Gefühlen unverhohlen Ausdruck. Noch lebt es von den Gütern der Alten. Wir versaufen unser oma ihr klein häuschen video. Langsam trägt es Sommerüberzieher, Sofas, Überzeugungen und Religionen auf – neue schafft es zur Zeit nicht an. Was dann geschieht, wenn die alle dahin sind, darüber sagt das Lied nichts. Vorläufig sind sie noch da – und so lange sie noch da sind, lebt das Volk von der Substanz. Und versauft der Oma sein klein Häuschen. Peter Panter