All das ist in seinen Texten zu spüren. Die Gelassenheit, das Besonnene, aber auch die Warmherzigkeit und die Geborgenheit ziehen sich als roter Faden durch die Gebete im ersten Kapitel. In "Lob des höchsten Gottes" kommt dies besonders klar zur Geltung: "Du bist die Mäßigung und Gerechtigkeit, du bist all unsere Fülle bis zur Genüge. Du bist unser Beschützer, du unser Wächter und Verteidiger; du bist unsere Stärke, du unsere Erquickung" Die Gebete und auch die Briefe und Weisungen sind in ihrer Klarheit radikal und lassen an Eindeutigkeit nicht zu wünschen übrig. Damit sind sie wahrlich keine leichte Kost, die man liest und gleich darauf wieder beiseite legt. Die Forderungen, die Franziskus an sich und seine Brüder stellt, sind anspruchsvoll und elementar. Sandammeer - Die virtuelle Literaturzeitschrift. Ein weiterer Kernaspekt der Texte ist der Fokus auf die Lobpreisung Gottes. In den Briefen an Brüder und den Orden gibt Franz von Assisi klare Anweisungen. Die Themen sind vielfältig und betreffen jeden: Nachfolge des Herrn, Hochmut, Neid, Nächstenliebe oder Eitelkeit.
Franziskus hatte also gewusst, was es heißt, ein sorgloses, harmloses Leben zu führen, das keinerlei Probleme auszulösen schien. Zu seiner Zeit kam der Geldhandel (das soll die einzige geschichtliche Komponente sein, die an dieser Stelle eine Rolle spielt, da sie zur Gegenwart einen starken Bezug aufweist) ins Rollen; und diesem stellte der spätere "Heilige" ein konträres, die gesamte Schöpfung involvierendes Prinzip entgegen. Materialismus war damals bei weitem nicht so alles-bestimmend wie heutzutage. Gebet franz von assisi sonnengesang und. Hätte Franziskus gewusst, dass der Kapitalismus nunmehr eine Form von "Religion" darstellt, der unzählige Menschen, blind geworden, folgen; er wäre wohl "aus der Haut gefahren". Denn genau darum war er bemüht: Aus dieser anerzogenen Haut zu fahren, die als Mittelpunkt des Kosmos den Menschen auserkoren hat. Der Anthropozentrismus konnte nicht der Weisheit letzter Schluss sein. Franz wagte es, über seine Nasenspitze hinauszuschauen und dann jene Dinge zu spüren und zu sehen, die seinen "Sonnengesang" so einzigartig machen.
"Selig der Knecht, der seinen kranken Bruder, der es ihm nicht vergelten kann, so sehr liebt, als wenn er gesund wäre und es ihm vergelten könnte" Das Buch ist zwar klein und es braucht nur wenige Stunden, es zu lesen, die Texte aber jedoch bleiben lange im Gedächtnis. Vieles davon klingt visionär und manchmal auch etwas lebensfremd. Aber genau das macht die Kraft der Gebete und Briefe aus: Ihre Umsetzung mag strapaziös und unrealistisch erscheinen – doch die positive Kraft, die aus den Lobpreisungen spricht, macht Mut. Gebet franz von assisi sonnengesang assisi. Einige der Texte aus "Sonnengebete", vor allem im Kapitel Ordensregeln, sind für den Franziskus-Anfänger sicher zu etwas zu detailliert und wirken ohne Wissen um den Lebenslauf Franziskus´ und die Zeit, in der er lebte, nicht immer verständlich oder nachvollziehbar. Trotzdem kann man das Buch jedem ans Herz legen, der sich mit der Gedankenwelt des Heiligen, seiner Demut, seinem Frohsinn und seinem Verhältnis zu Regeln und Schöpfung auseinander setzen will. Ein echter und wahrhafter Ansporn, das eigene Tun zu hinterfragen!
Gelobt seist Du, mein Herr, durch jene, welche aus Liebe zu Dir Verzeihung üben, Mühsal mit Geduld und Betrübnis mit Fröhlichkeit des Geistes tragen. Selig jene, die ausharren in Frieden, denn von Dir, o Höchster, werden sie die Krone empfangen. Gelobt seist Du, mein Herr, durch unseren Bruder, den leiblichen Tod, welchem kein Lebender entfliehen kann. Weh denen, die in schweren Sünden sterben. Doch selig jene, die er antrifft bei der Erfüllung Deines heiligsten Willens, denn der zweite Tod wird ihnen nichts anhaben. Lobet und preiset meinen Herrn und saget ihm Dank und dienet ihm in großer Demut. Sonnengesang. Fürchtet Gott und gebt ihm die Ehre! Würdig ist der Herr, zu empfangen Lob und Ehre! Alle, die ihr den Herrn fürchtet, lobet ihn! Gegrüßet seist du, Maria, voll der Gnade, der Herr ist mit dir! Lobet ihn, Himmel und Erde! Lobet, alle Flüsse, den Herrn! Preiset, Kinder Gottes, den Herrn! Dies ist der Tag, den der Herr gemacht hat, frohlocken und freuen wir uns an ihm. Halleluja, halleluja, halleluja!