Vor fünf Jahren war es noch eine Milliarde. Nach Erhebungen des Statistischen Bundesamts liegt die Zahl nicht versicherter Personen in Deutschland bei 80 000. Dabei seien allerdings noch nicht die "ehemals Privaten" berücksichtigt, sagt Zenses. Das alles zusammen mache prozentual etwa ein Drittel der Patienten aus. Hinzu kämen außerdem EU-Migranten und auch Flüchtlinge "die von irgendwoher" kommen. Die Augen zu verschließen, sei die denkbar schlechteste Lösung Eigentlich sollte seit 2007, spätestens seit 2009, jeder krankenversichert sein. Denn mit der schrittweisen Regelung wurde finanzieller Schutz im Krankheitsfall zur Pflicht. Wenn sich ein Versicherter erst längere Zeit nach dem eigentlichen Beginn der Versicherungspflicht bei der Krankenkasse melde, müssten Beiträge nachgezahlt werden – inklusive Strafzinsen, sagt Koppenhagen. "Nur im Ausnahmefall kann davon ganz oder teilweise abgesehen werden. " Entsetzt von der großen Zahl der Menschen, die zur Praxis ohne Grenzen gehen, ist Sozialdezernent Jan Welzel.
Solingen: Arztpraxis hilft auch ohne Versicherung Die "Praxis ohne Grenzen" bietet Menschen ohne Krankenversicherung medizinische Beratung und Versorgung. Die Einrichtung eröffnete gestern in den Räumen der Jugend- und Drogenberatung in Ohligs. Die ersten beiden Patienten waren schon am Donnerstag in die Sprechstunde gekommen. Gestern fiel dann der offizielle Startschuss für die "Praxis ohne Grenzen": Initiator Dr. Christoph Zenses feierte mit Kollegen und Mitstreitern die Eröffnung der neuen Einrichtung. Viele Gratulanten aus Vereinen und Politik tummelten sich in den Räumen an der Hansastraße 45a. Die dort niedergelassene Jugend- und Drogenberatung stellt den nötigen Platz für die Untersuchung und Behandlung zur Verfügung. "Wir haben schnell auf die Anfrage von Dr. Zenses reagiert", berichtete Norbert Schäfer, Leiter der Beratungsstelle, und würdigte die Tatkraft des sozial engagierten Internisten mit einer Anekdote: "Als ich ihm sagte, er könne sich die Zimmer mal ansehen, war er schon da, bevor ich die Pläne meinen Mitarbeitern überhaupt vorstellen konnte. "
Solingen: Praxis ohne Grenzen froh über neuen Standort Vier Monate nach dem Umzug zur Caritas in Ohligs kommen erheblich mehr Patienten in die Einrichtung für Nicht-Versicherte. Die Praxis ohne Grenzen ist angekommen: "Wir sind hier ganz eindeutig an der richtigen Stelle", sagt Dr. Christoph Zenses. Vor genau vier Monaten ist die Einrichtung, die wohnungslose wie sesshafte Menschen ohne Krankenversicherung medizinisch versorgt, von der Hansa- an die Ahrstraße umgezogen und hat dort im Caritas-Zentrum ein neues Domizil gefunden. Dabei sind nicht nur die zentrale Lage im Herzen von Ohligs und die Räumlichkeiten mit kleinem Wartebereich gleich neben dem Behandlungszimmer ideal: "Der Kontakt zu den Diensten der Caritas, die ebenfalls hier angesiedelt sind, unter anderem der Integrations- und Migrations-Beratung, ist sehr gut. Durch die Laufkundschaft, die hier ohnehin ist, kommen deutlich mehr Patienten zu uns. " Waren es zu Beginn der Tätigkeit der Praxis ohne Grenzen vor rund 14 Monaten zwei bis vier Patienten pro Sprechstunde, sind es heute bereits sechs bis acht.
Dabei lässt er sich von der Grundidee "Gesundheit ist ein Menschenrecht" leiten. Er erklärt, arme Menschen würden im Durchschnitt zehn Jahre früher sterben. Dies ist ein weiterer Grund, warum die Praxis benötigt wird. Deshalb ist einer seiner Wünsche, dass der Zugang zu medizinischer Grundversorgung für jeden frei zugänglich ist. Die genaue Adresse der "Praxis ohne Grenzen" ist die Ahrstraße 9 in Solingen-Ohligs. Donnerstags hat sie von 12:30 Uhr bis 13:30 Uhr eine offene Sprechstunde. In dieser Zeit kann dort bei Fragen auch unter 0157/525 88 203 angerufen HTUNG: ZU DIESEM ARTIKEL GIBT ES EIN BILDMOTIV!
30 und 13. 30 Uhr in die Praxis ohne Grenzen im Caritaszentrum an der Ahrstraße 9 kommt. Dort bietet Dr. Christoph Zenses zusammen mit 16 Kollegen wechselweise eine Sprechstunde an für Menschen in besonderen... mehr lesen Unterstützer sind unbezahlbar Ohne Menschen, die ehrenamtlich für die Tafel arbeiten, könnte die Versorgung der Bedürftigen nicht aufrechterhalten werden. Doch auch finanzielle Unterstützung ist nötig, wenn es zum Beispiel um den Unterhalt der Fahrzeuge, die Miete für den Tafelladen und einiges... mehr lesen Ausgezeichnetes Engagement Die Arbeit von Aktiven der Tafel blieb in der Öffentlichkeit nicht verborgen und wurde inzwischen mehrfach ausgezeichnet. Den Anfang machte Vorsitzende Brigitte Funk, die aus den Händen des damaligen NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers den Verdienstorden der... mehr lesen
Ehrenamtlich betreuen mehrere Ärzte die Patienten. Die erhalten, falls nötig, Privatrezepte, die sie in einer von vier Kontaktapotheken kostenfrei einlösen können. Zur Untersuchung gibt es in den Räumen unter anderem ein Ultraschallgerät und ein EKG. Um auch den oftmals gravierenden seelischen Auswirkungen von Armut Rechnung zu tragen, bietet die Einrichtung ebenso eine psychotherapeutische Behandlung an. Für Migranten und Asylanten, die in ihrer Zukunftsangst den Weg in die Praxis finden, organisiert das Haus Übersetzer. Ein Gesundheitsnetzwerk für Bedürftige wie in Solingen sei deutschlandweit einzigartig, sagte Christoph Zenses. "Es geht darum, Menschen unabhängig von Versicherten- und Aufenthaltsstatus zu behandeln", fasste der Internist zusammen - und formulierte ein hohes Ziel: "Wir wollen uns selbst wieder abschaffen. "