Heiligendamm leuchtet schon in der Ferne, denn es ist vor allem eines: weiß. Und berühmt wegen des G8-Gipfels, der hier 2007 stattgefunden hat. Das Seebad punktet mit seiner besonderen Architektur, sonst gibt es hier nicht viel zu tun. Wir beschließen, etwas zu schummeln und uns nach Kühlungsborn kutschieren zu lassen. Von Molli, der historischen Schmalspurbahn. Sie zuckelt mehrmals täglich zwischen den Orten hin und her. Nordsee vs. Ostsee: Was Urlauber an die Küsten zieht. Während es in Heiligendamm sehr gediegen zuging, ist in Kühlungsborn ordentlich was los. Der Wanderweg verläuft entlang der Strandpromenade - übrigens mit drei Kilometern die längste Deutschlands - führt im Westen ein Stück durch den Ort und dann wieder in die gefühlte Einsamkeit. Vorbei am kleinen Meschendorf, das unbeeindruckt vom Touristenrummel um die Ecke ganz ruhig daliegt, geht der Fernwanderweg als Trampelpfad weiter über Wiesen, durch kleine Wäldchen, entlang von Feldern bis nach Rerik. Gute 20 Kilometer waren es heute, der Magen knurrt und das Grillfest auf dem Campingplatz kommt uns gerade recht.
Warnemünde: Wunderschöne Ostsee: Der Fernwanderweg E9 An der Ostseeküste von Mecklenburg-Vorpommern kann man sich von morgens bis abends den Wind um die Nase wehen lassen - nicht faul am Strand liegend, sondern wandernd, ganz zünftig mit Rucksack. Der Fernwanderweg E9 führt über 400 Kilometer zwischen Ahlbeck auf der Insel Usedom und Travemünde bei Lübeck fast ausschließlich am Meer entlang. Von den insgesamt 40 Kilometer langen Sandstränden Usedoms in die altehrwürdige Hansestadt Greifswald. Weiter geht es nach Stralsund, dessen Altstadt seit 2002 Unesco-Weltkulturerbe ist. Von dort zum Darß mit seinen schönen Stränden und wo sich jedes Jahr im Frühjahr und im Herbst Zehntausende Kraniche in den Bodden versammeln. Über die Hansestadt Rostock und Warnemünde zu den Ostseebädern Heiligendamm, Kühlungsborn und Rerik. Vom zweiten Weltkulturerbe am Wegesrand - der Altstadt von Wismar - nach Boltenhagen. Und schließlich entlang der Steilküste über den Priwall nach Travemünde. Für die gesamte Strecke sollten Wanderer mindestens 15 Tage einplanen.
Einmal stand er zu lange am Wasser, schon kam ein Soldat und fragte, was er denn hier tue. Warum in die Ferne schweifen? Sieh, das Böse steht so nah. Bikini-Gucken bei der Arbeit Die Grenzbrigade Küste überließ nichts dem Zufall, von Jahr zu Jahr baute sie ein perfekteres Kontrollsystem auf: Wachtürme, auf den Dünen Beobachtungsposten und eine mobile Scheinwerferbesatzung. Der Lichtkegel hatte eine Reichweite von bis zu drei Kilometern. Sobald der Abend kam, wurde das Wasser abgeleuchtet. Das Meer vor Boltenhagen kannte lange keine Dunkelheit. Im Sommer waren die Beobachtungsposten auf den Wachtürmen extrem beliebt. Bikini-Gucken bei der Arbeit; es gibt schlimmere Jobs. Aber im Winter waren die Streifgänge mitunter hart. Von der Ostsee wehte ein eisiger Wind, da konnten acht Stunden Patrouille lang werden. "Auch tobten in den Waldstücken Wildschweinhorden herum, die manchmal bedrohlich nah zu hören waren. Mir war es da schon mulmig zumute, und ich habe meine Kaschi bereitgehalten: Falls wir von den Schweinen attackiert worden wären, hätte ich wahrscheinlich ein Magazin geleert", berichtet ein ehemaliger Grenzer in einem NVA-Forum.