Das folgende Beispiel von Lamnek soll diesen Sachverhalt verdeutlichen: Der Studierende, der seinen Kommilitonen beim Spicken beobachtet, sieht sich der Verhaltenserwartung seitens des Kommilitonen gegenüber, diesen nicht zu denunzieren, seitens des Aufsicht führenden Personals jedoch würde sicherlich erwartet werden (wie auch bezüglich der allgemeinen Norm der Ehrlichkeit), dass der Unterschleif des Studierenden unterbunden wird [4]. Es lässt sich nicht festlegen, welche konkreten Verhaltenserwartungen, d. h. von welcher Person oder Personengruppe in der gegebenen Situation, zur Definition des abweichenden Verhaltens herangezogen werden sollen. Eine rein sanktionsorientierte Definition ist noch enger gefasst als eine rein normorientierte Begriffsabgrenzung, denn nach ihr lege abweichendes Verhalten nur bei bestraften Devianzen vor. Eine solche Betrachtung vernachlässigt jedoch, dass im Alltagsverständnis auch solche Handlungen als abweichend gelten, die nicht sanktioniert werden (können), weil sie beispielsweise unentdeckt bleiben oder nicht hinreichend nachgewiesen werden können.
Diese Schwierigkeiten resultieren meist aus einem hohen Erwartungsdruck, da man durch die soziale Herkunft meist in einer Gesellschaftsklasse gefangen bleibt und den gesellschaftlichen Ansprüchen nicht zu genügen scheint. (Vgl. This page(s) are not visible in the preview. Please click on download. Kriminalität wird dabei zugeschrieben. Im Englischen wird der Etikettierungsansatz als " Labeling approach" bezeichnet (übersetzt: Definitions- oder Etikettierungsansatz) (Vgl. 1-3 bzw. Vgl. Buch: "Theorien abweichendes Verhaltens I" von Siegfried Lamnek, 6. 2 Primäre und sekundäre Devianz, S. 277 Z. 1-3) Strafgesetze sind demnach nicht objektiv und von vorn hinein festgelegt, sondern sind Menschen gemacht, sodass Kriminalität davon abhängt, was als kriminell angesehen wird. Es wird daher weniger von Kriminalität gesprochen, sondern von gesellschaftlich "abweichendem Verhalten", da es in jeder Gesellschaft unterschiedlich definiert ist, w elche Taten kriminell sind und unter die Rubrik "Kriminalität" fallen.
Der Etikettierte ist nun aufgefordert, sein Verhalten der Norm entsprechend zu ändern, um als nicht mehr kriminell eingestuft zu werden. Diese Verhaltensreaktion bezeichnet Edwin M. Lemert als sekundäre Devianz. 1-9) This page(s) are not visible in the preview. Der/Die Verurteilte muss sein Verhalten anpassen und diese Anpassung wird als sekundäre Devianz bezeichnet. 30-37) 2. 2 radikaler Ansatz nach Fritz Sack Der Ansatz l aut Fritz Sack ist noch radikaler als der Etikettierungsansatz nach Lemert: Er beschreibt Kriminalität als "Zuschreibungsprozess". ; Wirken und Werdegang: Z. 14-18) Diese Etikettierung ist demnach die einzige Ursache, dass abweichendes Verhalten überhaupt als solches gesehen wird. Damit wird Zuschreibung zur einzigen Ursache von Kriminalität erklärt. Sack bezieht sich zudem auf die Macht eines Staates oder eines Herrschers: Diese Macht bestimmt wie über das Etikettieren bestimmter Handlungen entschieden wird. Sack geht davon aus, dass Kriminalität ein Phänomen ist, das komplett durch Zuschreibungen erklärt werden kann.
Es stellt sich also somit die Frage: Was sind die Ursachen für Abweichendes Verhalten und welche Funktionen sollen non- konforme Verhaltensweisen haben? Im folgenden wird sich zeigen, dass es keine allumfassende Theorie zu dieser Frage gibt. Das kommt daher, weil jeder Wissenschaftler, der sich mit dieser Thematik befasst, selbst Teil der Gesellschaft ist, sodass die Objektivität wie bei jeder wissenschaftlichen Untersuchung eingeschränkt wird. Kurz um, es gibt eine Vielzahl theoretischer Ansätze zum Thema "abweichendes Verhalten". Nachfolgend soll es jedoch nur darauf ankommen, die soziologisch bedeutendsten herauszustellen. 2. Begriffserklärung " Abweichendes Verhalten" Bevor auf die unterschiedlichen Theorien abweichenden Verhaltens eingegangen werden kann, ist es notwendig den Begriff des abweichenden Verhaltens (auch "Devianz" genannt) zu definieren. Auch hierbei sind in der Literatur unterschiedliche Ansätze zu finden. In der Soziologie sind die folgenden vier Definitionen am bekanntesten und gebräuchlichsten.
Das bedeutet normkonformes Verhalten wird belohnt und normabweichendes Verhalten wird bestraft [3]. Natürlich stellt sich die Frage nach der Funktion abweichenden Verhaltens. Laut Lamnek ist Devianz "nicht in jedem Falle mit sozialer Desorganisation gleichzusetzen", das heißt also unter gewissen Umständen "kann abweichendes Verhalten einen positiven Beitrag zur Lebensfähigkeit und Effektivität eines sozialen Systems leisten [4] ". Devianz kann beispielsweise in manchen Fällen als Normstütze fungieren oder aber ein Merkmal für Normwandel innerhalb einer Gesellschaft sein. Als eine weitere Funktion gilt der Erhalt und die Förderung von Gruppenstrukturen. [5] Somit zeigt sich, dass "abweichendes Verhalten nicht grundsätzlich mit dem Odium der Schändlichkeit und Dysfunktionalität belastet sein muss [6]. " 3. Theorien abweichenden Verhaltens Bevor auf die Anomietheorie von Merton eingegangen werden kann, ist es notwendig den zentralen Begriff der "Anomie" zu erläutern: Anomie ist (laut Merton) der " Zusammenbruch der kulturellen Ordnung in Form des Auseinanderklaffens von kulturell vorgegebenen Zielen und Werten einerseits und den sozial erlaubten Möglichkeiten, diese Ziele und Werte zu erreichen andererseits.
Hausarbeit, 2020 16 Seiten, Note: 2, 0 Inhaltsangabe oder Einleitung Die folgende Hausarbeit befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen abweichendem Verhalten von Jugendlichen und der Jugendkriminalität. Zunächst betrachten wir abweichendes, deviantes und delinquentes Verhalten. Dazu befassen wir uns mit den verschiedenen Formen von Devianz und dem Klassifikationsmodell jugendlicher Delinquenz von Terrie Moffitt. Des Weiteren setzen wir uns mit sozialen Problemlagen und dem Thematisierungsmodell nach Giesen auseinander. Außerdem greifen wir die Grundlagen der Jugendkriminalität auf und beschreiben die neun Thesen zu den Gründen kriminellen Verhaltens nach Sutherland. Ein zentraler Punkt unserer Hausarbeit ist das Entstehen sozialer Problemlagen aufgrund abweichenden Verhaltens von Jugendlichen. Hierzu nehmen wir Bezug auf die Theorien abweichenden Verhaltens nach Bernd Dollinger und Jürgen Raithel und bearbeiten die Frage, in welchem Einfluss Peer-Groups und Subkulturen im Zusammenhang mit abweichendem Verhalten und der Jugendkriminalität stehen.