Der Teufel will Faust zu einem belanglosen, sinnlosen Leben verführen, zu einem Leben, in dem Faust seine Zeit mit Spaß vergeudet. So kommt Faust in die Kneipe: "damit du siehst, wie leicht sich's leben läßt, dem Volke hier ist jeder Tag ein Fest! " Die Zecher, die Faust hier antrifft, sind durch Eltern und Obrigkeit gezüchtigte Menschen, die in ein Leben gezwängt wurden, das sie so eigentlich nicht führen möchten. Auerbachs Keller. Vielleicht würde jeder von ihnen am liebsten alle anderen Männer unterjochen, um als Alphamännchen mit vielen Weibchen zu leben. Aber die Zecher würden sich nicht mal trauen, sich einzugestehen, solche Regungen zu haben. Es hat ihnen niemand gezeigt, daß solche Regungen zu haben an sich nicht böse ist und nicht dumm, sondern einfach unsere naturgegebene "Werkseinstellung". Die gilt es mit einer anderen naturgegebenen Anlage zu vermitteln: mit der Vernunft, mit dem Vermögen, die Vielfältigkeit unserer Beweggründe zu erkennen und die relikthafte, evolutionär überholte Triebsteuerung durch Sinnsteuerung zu ersetzen.
(V 2603f) Fassen wir zusammen: Faust will jünger und fitter werden, hat aber absolut keine Lust auf Feldarbeit, muss also auf die Dienste der Hexe zurückgreifen und sich mittels derer Braukünste den Körper verschaffen, den er will. Und während er da wartet, gaukelt ihm ein Zauberspiegel den Anblick der schönsten Frau vor, die er sich vorzustellen vermag. Und das soll aktuell sein? Wir nennen es (als Städter) vielleicht nicht mehr Feldarbeit, aber im Grunde ist das doch nach wie vor der Tipp, der einen am einfachste fit halten könnte. Statt dessen haben wir den Sport erfunden und einen Markt drum herum gebastelt. Statt dessen kann man sich den Künsten der plastischen Chirurgie hingeben. Wer seinen Körper mit Muskelmasse versehen will, schafft sich irgendwelche Dosennahrung (Proteine) in überdimensionierten Pappdosen an. Faust 1 auerbach's keller zusammenfassung hotel. Wen Falten stören, der greift zu dem (hochgiftigen) Botulinumtoxin (Botox). Und auf Werbeplakaten, aus Fernsehbildschirmen, Zeitschriften, im Internet lächeln uns idealisierte, mit dem Computer nachbearbeitete Idealbilder von "Menschen" an, denen manch einer nacheifert, aus welchen Gründen auch immer.