Wir Sind Eins - Reinhard Mey Wir sind eins Ich seh uns eng umschlungen auf dem Kino-Parkplatz stehn, Wir konnten uns nicht trennen und mußten dennoch gehen. Ein Sommerregentag, wir war'n bis auf die Haut durchnässt Und hielten wie Ertrinkende uns aneinander fest. So eine große Liebe trotzt doch lächelnd jedem Wetter! Wir lachten und wir reimten und zupften Akazienblätter: Wir sind eins, Dein Glück ist meins, Mein Los ist deins, Das ist, so scheint's, Das Einmaleins, Der Sinn des Seins. Wir sind eins. Wir haben uns gefunden, voneinander nie entfernt, In Sturm und glatter See miteinander leben gelernt, Manch Plan ging auf und mancher zerbrach an der Wirklichkeit Wir lieben uns, und immer noch sprühn Funken seit der Zeit Und geht einer von uns die Tür zuschlagend aus dem Zimmer, Er kommt wieder zurück, der alte Zauberspruch wirkt immer: Wir sind eins,... Du kennst all meine Kunststücke, ich kenn dein rotes Tuch, Du kennst meine Geheimnisse, du bist mein offnes Buch. Nichts andres will ich lesen und nichts andres brauch ich mehr Als dich an meiner Seite - alles was ich begehr!
Laß uns zusammenrücken und in den bitterkalten Rauhreifmorgen uns aneinander wärmen und festhalten Durch die Akazienblätter weht ein eisiger Wind aus Norden Wir sind knorrig, wir sind alt wir sind tatsächlich eins geworden Wir sind eins Writer(s): Reinhard Mey Last activities
Wir sind eins Ich seh uns eng umschlungen auf dem Kino-Parkplatz stehn, Wir konnten uns nicht trennen und mußten dennoch gehen. Ein Sommerregentag, wir war'n bis auf die Haut durchnässt Und hielten wie Ertrinkende uns aneinander fest. So eine große Liebe trotzt doch lächelnd jedem Wetter! Wir lachten und wir reimten und zupften Akazienblätter: Wir sind eins, Dein Glück ist meins, Mein Los ist deins, Das ist, so scheint's, Das Einmaleins, Der Sinn des Seins. Wir sind eins. Wir haben uns gefunden, voneinander nie entfernt, In Sturm und glatter See miteinander leben gelernt, Manch Plan ging auf und mancher zerbrach an der Wirklichkeit Wir lieben uns, und immer noch sprühn Funken seit der Zeit Und geht einer von uns die Tür zuschlagend aus dem Zimmer, Er kommt wieder zurück, der alte Zauberspruch wirkt immer: Wir sind eins,... Du kennst all meine Kunststücke, ich kenn dein rotes Tuch, Du kennst meine Geheimnisse, du bist mein offnes Buch. Nichts andres will ich lesen und nichts andres brauch ich mehr Als dich an meiner Seite - alles was ich begehr!
Ich mag die beiden gern am Dahlienbeet In ihrem Garten im herbstlichen Nachmittagslicht die Blumen hegen seh'n wie sie bedächtig arbeitend die Dämmerung erwarten, die Schürze uberm Arm, wenn's kühl wird, in die Stube geh'n. Bald dringt ein Lichtschein durch die Zweige, die im Herbstwind schwanken, so friedlich, wie Erntefeuer, in die Nacht hinaus, ich ahn' sie beleinandersitzen, seh' sie in Gedanken, die beiden alten Leute in dem stillen Haus. Die Jahreszeiten eines Lebens haben die zwei vorübergeh'n seh'n. Die Zeit zu säen, die Zeit zu ernten, ohne die Zeit, sich auch nur einmal umzudrehen. Die Zeit hat ihre Schritte nun langsamer werden lassen, und ihre Gesten zögernd beinah', unsicher und schwach, wenn sie einander stützen und sich helfend unterfassen, ihr Gang mag müd' geworden sein, ihr Blick ist doch hellwach und immer voller Zärtlichkeit füreinander geblieben, und mehr denn je ein Weg, einander wortlos zu versteh'n. Ich glaub', die Zeit läßt Menschen, die einander so lang' lieben, so ähnlich fühlen, daß sie sich einander ähnlich seh'n.