Rezensionsnotiz zu Süddeutsche Zeitung, 11. 08. 2012 Erfreut stellt Rezensent Burkhard Müller fest, dass Juli Zeh in ihrem neuen Roman "Nullzeit" auf all das verzichtet, was ihn am Vorgängerroman "Schilf" gestört hat: Die Handlung erscheint dem Kritiker hier weniger absurd, die Figuren glaubwürdiger und auch Zehs Sprache sei nicht mehr so "schnörkelig". Und so folgt er gespannt dem Aussteigerpaar Sven und Antje, die Deutschland verlassen haben, um sich auf einer Kanareninsel ganz ihrer Tauchschule zu widmen und deren Ruhe bald empfindlich durch das Auftauchen der ebenso neurotisch-labilen wie aufreizenden Schauspielerin Jola und ihrem Schriftstellerfreund Theo gestört wird. Während der Rezensent das reizvoll geschilderte Zusammentreffen der beiden äußerst unterschiedlichen Paare mit Interesse gelesen hat, muss er leider gestehen, dass der Roman im Laufe der Lektüre an Anziehungskraft verliert. Juli zeh nullzeit inhaltsangabe. Auch Zehs Entscheidung, ihre Erzählung mit Jolas Tagebucheinträgen "rhythmisch" zu unterbrechen, kann der Kritiker, der sich mehr "Schauder" gewünscht hätte, bald nicht mehr viel abgewinnen.
Jetzt rückt ihm Jola zu Leibe und fängt mit ihm einen so heftigen wie offenkundig neurotisch grundierten Flirt an, auf den er sich weder ganz einlässt noch ihn wirklich abwehrt, während Theo ihm schmallippig lächelnd zu seinen vermeintlichen Erfolgen gratuliert. Sobald dieser Punkt erreicht ist, kommt das Buch allerdings nicht mehr recht vom Fleck; die Spannungen vergrößern sich, aber nichts Schlüssiges geschieht. Nullzeit. Dass hier eine gewisse rhythmische Unterbrechung nottut, hat Juli Zeh gespürt und die Ich-Perspektive des geistig und emotional nicht sehr beweglichen Sven mit Auszügen von Jolas Tagebüchern synkopiert. So sehr man die Gründe der Autorin nachvollziehen kann: Diese Entscheidung erweist sich für die Gesamtanlage des Buchs als höchst unglücklich. Nullzeit - Literaturzeitschrift.de. Denn sein Plot lebt weitgehend davon, dass niemand wissen kann, was in Jolas hübschem Köpfchen vor sich geht. Sie ist so süß wie lebensgefährlich, letzteres in einem Grad, den sowohl Theo als auch Sven deutlich unterschätzen. Natürlich muss irgendwie dargetan werden, dass diese Frau an schweren Störungen der Realitätswahrnehmung leidet, dass sie nicht einmal lügt, wenn sie ihre Version der Dinge vorträgt, sondern mit Aplomb ihre Wahrheiten selbst erschafft.
Herausgeberschaften Ein Hund läuft durch die Republik Schöffling & Co., Frankfurt am Main 2004 Anthologie Lesungen auf Literaturport ID: 782
Verteidigung ist in jedem Falle angebracht. Jola und Theo beginnen mit dem nichtsahnenden Sven ein böses Spiel mit tödlichen Absichten. Viel zu schnell erliegt Sven der Exotik der Schauspielerin, die das Gegenteil der braven Antje darstellt und ist gefangen in der bizarr-erotisch aufgeladenen Atmosphäre, die Jola und Theo versprühen. "Ich habe kein Problem damit, wenn du scharf auf Jola bist. Ich rate dir nur, vorsichtig zu sein", sagt Theo zu Sven, als die ménage à trois ins Rollen kommt. Weil Liebe aber bekanntlich blind macht, klappt das mit der Vorsicht nicht so ganz. Unter Wasser verdreht Jola ihrem Lehrer vollends den Kopf: "Ich wollte sie nicht mehr loslassen", beschreibt er den Moment der Symbiose. Juli zeh nullzeit inhaltsangabe ng. "Ich wollte mit ihr dort unten bleiben und gemeinsam Seetiere betrachten, bis zum Jüngsten Tag". Als sie sich lösen, fühlt es sich für ihn an "wie eine Amputation". Die Ästhetik des Bösen ist eine omnipräsente Protagonistin des Romans. Die Episoden, in denen sich Jola und Theo gefährliche Scherze leisten, wenn sie beispielsweise unter Wasser sein Sauerstoffventil zudreht oder er sie von der Klippe zu werfen droht, sind nur das Warm-Up -Programm für den finalen Coup.
Dein Glück, Dein Leben ist auch meins. Autor: Eduard Mörike Kategorie: Geburtstagsgedichte An die Geliebte Wenn ich, von deinem Anschaun tief gestillt, Mich stumm an deinem heilgen Wert vergnüge, Dann hör ich recht die leisen Atemzüge Des Engels, welcher sich in dir verhüllt. An die Geliebte — Mörike. Und ein erstaunt, ein fragend Lächeln quillt Auf meinem Mund, ob mich kein Traum betrüge, Daß nun in dir, zu ewiger Genüge, Mein kühnster Wunsch, mein einzger, sich erfüllt? Von Tiefe dann zu Tiefen stürzt mein Sinn, Ich höre aus der Gottheit nächtger Ferne Die Quellen des Geschicks melodisch rauschen. Betäubt kehr ich den Blick nach oben hin, Zum Himmel auf - da lächeln alle Sterne; Ich kniee, ihrem Lichtgesang zu lauschen. Autor: Eduard Mörike Kategorie: Liebesgedichte Zum Neujahr An tausend Wünsche, federleicht, Wird sich kein Gott noch Engel kehren, Ja, wenn es so viel Flüche wären, Dem Teufel wären sie zu seicht. Doch wenn ein Freund in Lieb und Treu Dem andern den Kalender segnet, So steht ein guter Geist dabei.
Eine Verbindung zwischen Lebenspraxis und Liebe ist unmöglich. Die Verbindung von religiöser Semantik und Liebe hatte Klopstock bereitgestellt. Mit Hilfe des religiösen Inventars kann Liebe autonom begründet und der heteronome Anspruch der Gattung zurückgewiesen werden. Für Werther ist Liebe ein Funktionsäquivalent zur Religion. Wie der Roman zeigt, steigen damit ihre Risiken exorbitant. " Hans-Edwin Friedrich, 2000)
1. und 2. bestehen aus 4 Verse und 3. und 4. aus 3 Verse. Das Reimschema ist in den ersten zwei Strophen abba (Umarmender Reim) und 3. abc. Die Kadenzen sind überwiegend weiblich (11 w und 3 m). Das Metrum ist ein fünfhebiger Jambus. Das Gedicht stammt aus der Epoche der Romantik. In der ersten Strophe erzählt das lyrische Ich über seine geliebte Person. Durch den Ausdruck "heilgen Wert"(V. 2) werden die positiven Eigenschaften der Person hervorgehoben. In den nächsten zwei Versen vergleicht das lyrische Ich seine Person mit einem Engel. Damit unterstreicht das lyrische Ich ihren Wert. Die zweite Strophe beinhaltet ein Enjambement in Vers 5. Damit wird eine Wendung in dem Gedankengang des lyrischen Ichs betont, da das lyrische Ich an deren Realität zweifelt. Das wird untermauert mit der Personifikation "Traum betrüge"(V. 6). In Strophe 3 wird dem lyrischen Ich bewusst, dass die erste Strophe ein Traum war mit der Metapher "Von Tiefe dann zu Tiefen stürzt mein Sinn"(V. 9) und die Realität die Trennung von der geliebten Person ist.