Fast 40 Jahre hat Isabel Allende den Stoff für ihren Roman "Dieser weite Weg" mit sich herumgetragen. Wie in ihrem Welterfolg der 1980er-Jahre "Das Geisterhaus" verwebt sie darin ein Stück politische Zeitgeschichte mit der Chronik einer Familie. Durch den Spanischen Bürgerkrieg verändert sich das Leben der Dalmaus grundlegend. Der Medizinstudent Victor und die Frau seines verstorbenen Bruders, die schwangere Pianistin Roser Bruguera, müssen nach Francos Militärputsch aus Barcelona fliehen. Dieser weite Weg von Isabel Allende (Rezension) | Bücher Rezensionen. In Frankreich angekommen, werden sie mit Tausenden anderen Asylsuchenden in einem Auffanglager interniert. Sie haben das Glück, mit 2000 anderen Flüchtlingen nach Südamerika emigrieren zu dürfen. Organisiert wird der Transport von Pablo Neruda. In ihrer facettenreichen Lesung lässt die Schauspielerin Wiebke Puls diese wenig bekannten Fakten über den chilenischen Dichter ebenso lebendig werden wie den Lebensweg von Allendes Protagonisten, die noch ein weiteres Mal fliehen müssen. Während die Schriftstellerin sich manchmal ihren Gefühlen überlässt, gelingt es Wiebke Puls mit klarer Stimme, nicht in Sentimentalität abzugleiten.
Neruda kommt im Buch immer wieder vor. Einige der Protagonisten hielten bis zu seinem Tod freundschaftlichen Kontakt zu ihm. Flucht Die Beschreibung der Flucht, vor allem aus Spanien nach Frankreich und die Zustände im Flüchtlingslager haben sehr konkrete Ähnlichkeiten zur heutigen Situation. Bleiben die Menschen in ihrer Heimat, werden sie gefoltert und getötet. Dieser weite weg recension de l'ouvrage. Fliehen sie, will sie keiner haben. Schon damals hätten die Menschen ohne die vielen Helfer in Menschenrechtsorganisationen keine Chance gehabt. In diesem Buch wird vor allem eine Frau erwähnt, die es schafft Geld für ein Geburtshaus zu organisieren, so dass zumindest die Schwangeren aus dem Flüchtlingstreck die Möglichkeit haben ihr Kind in einer sicheren Umgebung zur Welt zu bringen. Dieses Haus stand dann auch im zweiten Weltkrieg jüdischen Müttern zu Verfügung. Ich nehme an, auch hierfür gab es eine hsitorische Vorlage. Chile Doch auch in Chile kamen die Dalmaus (und viele andere) nicht zur Ruhe. Auch hier gab es Unruhen und später einen Putsch.
Anhand der Familiengeschichte erzählt Allende die Ereignisse sehr anschaulich und verständlich. Flucht aus Europa Um Plätze auf dem Flüchtlingsschiff Winnipeg zu ergattern heiratet Victor seine Schwägerin Roser und gab damit seinem Neffen Marcel einen Vater. Tausende kamen dicht gedrängt auf das Schiff und wagten die Überfahrt nach Südamerika ohne zu wissen, was sie dort erwarten würde. Aber ebenso viele fanden auch keinen Platz mehr auf diesem Hoffnungsschiff. Dieser weite Weg. Ähnliche Geschichten gibt es auch über andere Schiffe ein paar Jahre später. Vollbesetzt mit Menschen, die vor dem dritten Reich flüchten wollten. Wie zum Beispiel die St. Louis, ein Kreuzfahrtschiff. Wir haben dazu schon zwei Bücher rezensiert: Das Erbe der Rosenthals und Alma. Das Schiff Winnipeg, Quelle: Wikimedia Commons Pablo Neruda Der chilenische Dichter machte es erst möglich, dass Spanier nach Chile flüchten konnten. Er hat durch Spenden, die er aufgrund seines Namens und diplomatischen Geschickes auftreiben konnte, das Schiff Winnipeg als Flüchtlingsschiff organisiert.
Ein auktorialer Erzähler blickt zurück bis in die Dreißigerjahre und berichtet chronologisch, was sich damals und bis ins Jahr 1994 im Leben des (fiktionalen) Protagonisten, des Mediziners Víctor Dalmau, und vieler weiterer Figuren ereignet hat: Sieg des Faschismus in Europa, Flucht nach Übersee, Leben im Exil, Putsch in Chile, erneute Flucht und Exil in Venezuela, schließlich kurze Rückkehr nach Spanien und Seelenfrieden in Chile. Für Überraschung sorgen immer wieder die vielfältigen, bisweilen komplizierten emotionalen Beziehungen, die hier nicht verraten werden sollen. Der Protagonist hat ein reales Vorbild. Isabel Allende: Dieser weite Weg | SL Leselust. Den spanischen Ingenieur Víctor Pey Casado (1915-2018) hat die Autorin Ende der Siebzigerjahre in Venezuela kennengelernt, wo beide nach dem Pinochet-Putsch im Exil lebten, und sie hat seine Geschichte in engem Kontakt mit dem Hochbetagten gestaltet. Dass Flüchtende oftmals auf heftige Ressentiments treffen und abgewiesen oder in Lagern isoliert werden, ist nicht erst ein Phänomen unserer Tage.
Isabel Allende ist ohne Zweifel eine herausragende Schriftstellerin, die verdientermaßen weltweit Erfolge feiert. Seit ihrem Debüt »Das Geisterhaus« hat sie über zwanzig Werke verfasst, die in viele Sprachen übersetzt wurden. Dieser weite weg rezensionen. Dass sich Themen und Stoffe darin wiederholen, tut ihrer Beliebtheit keinen Abbruch. Immer wieder hat sie spannende Dramen von Flucht- und Freiheitsbewegungen, von politischer Verfolgung und brutaler Unterdrückung gestaltet und geschickt mit ergreifenden Schicksalen von Liebe und Leid verwoben, ohne je in die Nähe von Kitsch zu geraten. All ihren Büchern gehen umfängliche, sorgfältige Recherchen voraus, doch zudem kann sie sich meist auf persönliche Erfahrungen und Quellen aus ihrem unglaublich prallen und wendungsreichen Leben stützen. Als Tochter eines chilenischen Diplomaten 1942 in Lima (Peru) geboren, lebte sie in Arabien, Europa, Nord- und Südamerika und arbeitete als poltisch und sozial engagierte Journalistin für Zeitschriften und das Fernsehen.