Medizinseiten im Internet haben Konjunktur. Immer mehr Patienten informieren sich hier über Krankheiten. Aber Seriöse Beratung ist oft nur einen Mausklick von gefährlicher Quacksalberei entfernt, wie ein stern-Test zeigt. Von Beate Wagner Die Stirn glüht, der Magen krampft - eigentlich gehört der geschwächte Körper ins Bett. Aber Hilfe gibt's beim Doktor, und das heißt: auf den Stuhl im überfüllten Wartezimmer. In den USA ersparen sich heute schon Tausende Patienten das lange Warten: Sie sitzen stattdessen mit Tee, Wärmflasche und Laptop im Bett und mailen ihrem Arzt, welche Beschwerden sie quälen. Innerhalb weniger Stunden landen die medizinischen Tipps des Doktors im Postfach; das Rezept ist gleich angehängt. Vor zwei Jahren gingen die amerikanischen Onlinevisiten in einem Pilotprojekt an den Start. Seitdem werden sie bei Ärzten und Patienten immer beliebter. Methode Wie getestet wurde Der stern stellte elf Fragen aus unterschiedlichen medizinischen Bereichen wie Kinderheilkunde, innere Medizin, Impfungen oder akute Notfälle an vier Portale, die persönlichen ärztlichen Rat anbieten.
Die meisten Schweizer Mütter und Väter konsultieren digitale Ratgeber zur Kindergesundheit. Wird das Kind aber tatsächlich krank, vertrauen sie primär auf ärztlichen Rat. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie der Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften ZHAW. Für die Studie wurden rund 750 Elternpaare mit Kindern im Alter bis zu zwei Jahren online befragt, wie die ZHAW am Montag mitteilte. Zudem wurden eine Auswahl dieser Eltern sowie Ärztinnen und Ärzte interviewt. Die Antworten zeigen: Online informieren sich Eltern hauptsächlich zu allgemeinen Gesundheitsthemen. Digitale Medien dienen zudem als erste Orientierung und in Bagatell-Fällen werden «Grossmutters Rezepte» gesucht. Zudem konsultiert ungefähr die Hälfte der Eltern digitale Medien vor einem Kinderarztbesuch und ein Viertel nach dem Arztbesuch. Digitale Ratgeber werden quasi für eine Zweitmeinung genutzt. Welche Schlussfolgerungen die Studie zulässt, und ob die Entwicklung bedrohlich ist, im Beitrag von RADIO TOP: audio Wird es ernst, geht man zum Arzt Wird es aber ernst, zählt fast nur die ärztliche Meinung.
Dazu gibt es Medizinlexika, Selbsttests sowie Links und Adressen von Instituten und Selbsthilfegruppen. Suchmaschinen helfen, Ärzte, Kliniken oder Apotheken in der Heimatregion zu finden (siehe Übersicht Seite 144/145). Mehrere Portale verfügen außerdem über kostenlose Diskussionsforen, in denen sich Patienten miteinander austauschen. Einige wenige bieten auch betreute Foren an, in denen Ärzte verschiedener Fachrichtungen Fragen beantworten. Wie brauchbar dieser kostenlose Expertenservice der einzelnen Anbieter wirklich ist, hat der stern getestet. Die Ergebnisse sind eher ernüchternd (siehe Kasten Seite 143). So hält der Cybermediziner Gunther Eysenbach, Experte für alles Ärztliche im Internet, sämtliche getesteten Portale für verbesserungswürdig. "Besonders mangelhaft ist die Tatsache, dass es nicht einen einzigen Link zu weiterführenden Informationen gab", kritisiert Eysenbach, der an den Universitäten Toronto und Heidelberg das Verhalten von Internetnutzern und die Qualität von Websites untersucht.
Die Antworten wurden bewertet von Prof. Dr. Peter Mitznegg, Leiter der Allgemeinmedizin der Charité Berlin und Dr. Gunther Eysenbach, Sozialmediziner und Cybermedizin-Forscher. Sie überprüften die für sie anonymisierten Portale auf verschiedene Kriterien hin - etwa Richtigkeit und Vollständigkeit der Antworten. Für jede Frage konnten pro Kriterium bis zu zehn Punkte vergeben werden, also konnte jedes Portal pro Kriterium maximal 110 Punkte erreichen. Null Punkte gab es, wenn die Antwort dem Kriterium gar nicht gerecht wurde, zehn Punkte, wenn sie perfekt war. Testzeitraum war August/September 2004. Die meisten Anfragen wurden innerhalb von ein bis vier Tagen bearbeitet, einige jedoch gar nicht. Natürlich sind die Ergebnisse eine Momentaufnahme der Portale mit den gerade antwortenden Ärzten. Sie lassen kein Pauschalurteil über den jeweiligen Anbieter zu. Fazit: Die ärztlichen Ratschläge aller Diskussionsforen waren mit Vorsicht zu genießen. Am besten schnitt Lifeline ab, am schlechtesten Qualimedic/Gesundheitsberatung.
Stehen wir als Fußgänger z. B. vor einer roten Fußgängerampel, dann wissen wir aus Erfahrung, dass die Autos an uns vorbeifahren und wir besser nicht die Straße kreuzen sollten. Darüber denken wir nicht nach, wir handeln einfach und bleiben stehen bis unsere Ampel auf Grün schaltet. Dieses ist ein sinnvolles Vorurteil in einer einfachen Lebenssituation. In komplexeren Lebenssituation können Vorurteile auch täuschen, und das tun sie jeden Tag, denn unsere menschliche Psychologie versucht Komplexität zu vermeiden, kurzum bevorzugt sie Vereinfachung. Wenn Sie z. das Vorurteil haben, dass Luftnot eine Störung der Lunge ist, dann werden Sie, wenn Sie Luftnot bei sich selber bemerken, denken, dass Sie in erster Linie ein Problem mit der Lunge, z. eine Lungenentzündung haben. Luftnot kann z. aber auch ein Symptom der Herzschwäche, einer Stoffwechselstörung oder einer generalisierten Entzündung des Körpers sein. Kurzum, weil Ihre Großmutter es an der Lunge hatte, müssen Sie nicht auch an einer Lungenerkrankung leiden, nur weil Sie dieselben Symptome haben.