Es scheint manchmal wie verhext. Ihr*e Patient*in entwickelt sich zufriedenstellend und äußert sich selbst ebenfalls so, dass Sie den Eindruck gewinnen, als wären Sie miteinander auf einem guten Weg. Die Psychotherapie könnte zu einem guten Ende gelangen. Doch immer wieder erleben Sie Rückschläge, die genau in dem Moment auftreten, in dem Sie bei anderen Patient*innen einen Fortschritt feststellen. Es scheint, als wenn es einen inneren Widerstand gegen die eigentlich angestrebte Veränderung geben würde. Ihr*e Patient*in klagt erneut über dieselben Beschwerden wie zu Anfang der Psychotherapie. Negative therapeutische reaktion in de. Eine unerklärliche Spannung zwischen Ihnen und Ihre*r Patient*in taucht auf, und macht die Stunden ermüdend und zäh. Was eine mögliche Ursache für dieses Phänomen sein könnte, nennen wir Psychoanalytiker eine negative therapeutische Reaktion. Die negative therapeutische Reaktion Charakteristikum einer solchen Reaktion ist das unerwartete Auftreten und die überraschende Wende eines ansonsten positiven Behandlungsverlaufs.
Sonst müsste ich wohl erkennen, wie groß Ihre Schuld und wie unentrinnbar die sich daran anschließende Strafe ist. Damit steht die Besserung Ihrer Beschwerden auf einer Seite mit dem Unverständnis, und es kann nicht wirklich gut werden, weil es etwas für Sie sehr wichtiges, zentrales ausser Acht zu lassen scheint. " Mitunter ist es jedoch auch erforderlich, einen Affekt zu benennen, der in nicht seltenen Fällen in diesen Situationen mitschwingt: die Verzweiflung. Es kann dann helfen, diesen Affekt in Verbindung mit den vorher offenkundigen Bemühungen des Patienten (und des Therapeuten) zu bringen, und damit auch zu der Vorstellung überzuleiten, dass es vielleicht eine Erklärung für diese Entwicklung geben könnte. Probleme in der Therapie. Dabei würde helfen, wenn sie an den Ursprung der Schuldgefühle in der Behandlung zurückkehrten, und die bisher geleistete Arbeit zu würdigen, die nun noch einmal genauer untersucht werden müsste. Dann könnte es womöglich gelingen, das Unverstandene besser verstehen zu lernen. Zusammenhänge zwischen Reaktion und zugrunde liegender Psychodynamik Womöglich hat sich bereits in der bisherigen Arbeit mit Ihrem Patienten ein erster Anhaltspunkt dafür gefunden, dass es in der Biografie eine Neid- und/oder Schuldthematik gibt, die die Persönlichkeitsentwicklung des Patienten beeinflusst hat.
Das könnte sich äußern in Form einer altruistischen Abtretung eigener Bedürfnisse einer Wendung gegen das Selbst, die als häufiger Abwehrmechanismus ausgeprägter Angst vor aggressiven Affekten gelten kann oder in einer betont moralischen Haltung, die jedoch nicht selten von erheblichen Brüchen durchzogen ist. Vielleicht ergibt sich an dieser Stelle eine Möglichkeit, mit Ihrem Patienten zu überlegen, in welcher Weise es für ihn eine reale oder phantasierte, negative Konsequenz haben könnte, wenn sich sein Zustand verbessern sollte. Es handelt sich dann bei diesem Phänomen der negativen therapeutischen Reaktion mit ihrer Wendung ins Gegenteil um eine unbewusst antizipierte Schuld, die zur "Bestrafung durch Verschlechterung des Zustandes" führt.
Oft tritt diese Reaktion bei Patienten auf, die unter Ich-strukturellen Beeinträchtigungen leiden, deren Kernproblem in der Affektregulierung oder einer Regulierungsstörung des Selbst-Objekt-Bezugs liegt. Diese Patient*innen wirken unsicher in der Selbsteinschätzung, scheinen oft von Schuldgefühlen geplagt, haben nicht selten depressive Störungen und neigen dann zu Selbstvorwürfen und zu Versagensgefühlen und -ängsten. Bei ihnen ist eine positive Entwicklung oft besonders erfreulich, und wird dankbar begrüßt. Doch dann erscheint die Wendung ins Gegenteil wie ein Fluch – als wenn es nichts Gutes geben dürfte. Und genau das kann als Leitidee gelten. In aller Kürze: die Fakten Im Zentrum der negativen therapeutischen Reaktion steht häufig ein Schuldgefühl, das sich dann einstellt, wenn es dem Patienten gut geht. Wenn Therapien nicht helfen : zur Psychodynamik der "negativen therapeutischen Reaktion". Ein unbewusstes Strafbedürfnis wendet sich gegen jede Freude und gegen den Therapieerfolg. Das hat zur Konsequenz, dass jeder Erfolg letztlich doch zunichte gemacht werden muss. Zur Entstehung des Begriffs der negativen therapeutischen Reaktion Den Ursprung dieses in der psychoanalytischen Theorie verankerten Begriffs finden wir in Sigmund Freuds Arbeit "Das Ich und das Es" von 1923.