Mitunter verlässt die Autoren die doch gerade hier notwendige Nüchternheit, sie werden polemisch und urteilen voller Spott über ignorante "Wessis" damals in Bonn, jetzt in Berlin. Dabei sprechen doch die mitunter haarsträubenden Fakten für sich; freilich sind sie inzwischen so zum Alltag, so zur Gewohnheit geworden, dass man an eine Änderung kaum noch glauben kann. DIRK KLOSE Uwe Müller/Grit Hartmann: Vorwärts und vergessen! Kader, Spitzel und Komplizen: Das gefährliche Erbe der SED-Diktatur. Rowohlt Berlin, Berlin 2009. 316 S., 16, 90 [Euro]. Alle Rechte vorbehalten. © F. A. Z. GmbH, Frankfurt am Main …mehr
So wirkt das Erbe der SED-Herrschaft auf fatale Weise fort: Die Linke, die als Nachfolgerin der Diktaturpartei erneut Gleichheitsideale propagiert, feiert Wahlerfolge im ganzen Land – und der Westen droht zu verosten. Eine schockierende Bilanz nach zwanzig Jahren Einheit. E-Book 9, 99 € Bibliographie Coverdownload Verlag: Rowohlt E-Book Erscheinungstermin: 01. 04. 2011 Lieferstatus: Verfügbar 320 Seiten ISBN: 978-3-644-10851-6 Vorwärts und vergessen! Bitte beachten Sie, dass das Cover ausschließlich in seiner Originalgestaltung verwendet werden darf. Ausschnitte und Verzerrungen sind urheberrechtlich nicht erlaubt. Cover Print Cover Web Bücher mit verwandten Themen Ihnen haben bestimmte Themen und Aspekte in diesem Buch besonders gefallen? Klicken Sie auf das für Sie spannende Thema und lassen Sie sich von unseren Empfehlungen inspirieren!
Auf ihr Völker dieser Erde, einigt euch in diesem Sinn, daß sie jetzt die eure werde, und die große Nährerin. Schwarzer, Weißer, Brauner, Gelber! Endet ihre Schlächterei'n! Reden erst die Völker selber, werden sie schnell einig sein. Wollen wir es schnell erreichen, brauchen wir noch dich und dich. Wer im Stich läßt seinesgleichen, läßt ja nur sich selbst im Stich. Unsre Herrn, wer sie auch seien, sehen unsre Zwietracht gern, denn solang sie uns entzweien, bleiben sie doch unsre Herrn. Proletarier aller Länder, einigt euch und ihr seid frei. Eure großen Regimenter brechen jede Tyrannei! Letzter Refrain: Vorwärts und nicht vergessen und die Frage konkret gestellt beim Hungern und beim Essen: Wessen Morgen ist der Morgen? Wessen Welt ist die Welt? Verwendung Kuhle Wampe, oder: Wem gehört die Welt? (Film, 1932) Hannes Wader singt Arbeiterlieder (LP, 1977) Das vorwärts Liederbuch (Hg. Klaus Wettig, Hans-Peter Bartels, Dennis Mitterer u. a., Berlin 2011), Nr. 32 Einzelnachweise
Beim Hungern und beim Essen Vorwärts, nie vergessen: Die Solidarität! [Strophe 5] Proletarier aller Länder Einigt euch und ihr seid frei Eure großen Regimenter Brechen jede Tyrannei! [Refrain] Vorwärts und nie vergessen Und die Frage konkret gestellt Beim Hungern und beim Essen: Wessen Straße ist die Straße? Wessen Welt ist die Welt?
Auch die Folgen, die ein »positiver Befund« der Behörde des Joachim Gauck haben könnte, sind nicht festgelegt. Schließlich hat die frühere Stasi-Tätigkeit nicht einmal den abgesetzten Rektor der Berliner Humboldt-Universität Heinrich Fink (IM »Heiner") von der Bundestagskandidatur abhalten können. Fink ist nicht der einzige IM, den die PDS im Bundestag stellt. Demnächst wollen die Genossen Bundestagsabgeordneten ihrer eigenen Klientel noch ein Geschenk bereiten und den Schlußstrich auch juristisch vollenden. Als eine der ersten Initiativen seiner Fraktion hat Gysi bereits ein Gesetz zur Beendigung der Strafverfolgung von früheren DDR-Bürgern angekündigt. Es wird sich wenig von dem Antrag unterscheiden, den die PDS in der letzten Legislaturperiode eingebracht hat. Im damaligen Entwurf für ein »Strafverfolgungsbeendigungsgesetz« beklagten die SED-Nachfolger den »Einsatz des Strafrechts als Instrument politischer Verfolgung«. Aus Anlaß des »fünften Jahrestages« des Beitritts der DDR formulierte die PDS damals: »Bürger der DDR, die in Ausübung hoheitlicher Aufgaben für die DDR und ihre Behörden tätig wurden, werden mit Inkrafttreten dieses Gesetzes für diese Tätigkeiten nicht mehr strafrechtlich verfolgt« - eine Generalamnestie für die Schließer in Bautzen oder die Schützen an der Mauer.
Die Zahlen der Toten, der Todesurteile der vierzig Jahre und deren Begründungen, erschütterten die Zuhörer. Immer wieder kam die Frage nach Tätern und Opfern auf, ohne unzulässige Pauschalurteile zu fällen. Die Gesprächspartner waren sich einig, dass den Opfern erwiesenen Unrechts in den zwei Jahrzehnten deutscher Einheit zu wenig Rechtfertigung und Beachtung geschenkt wurde. Teilweise unterlag diese Diskussion einem unverständlichen Konkurrenzstreit der Parteien. Zahlreiche Beispiele eigenen Erlebens kamen zu Gehör, spezielle Fragen mussten offen bleiben, eine Gesprächsrunde ist kein Gericht. Miteinander zu reden hilft, Zeit und Aktionsmöglichkeiten zu erkennen. Dafür war dieser Abend hilfreich.
Gegründet 1876: Der "vorwärts" feiert seinen 140. Geburtstag. Die beiden Chefredakteure und Gründungsväter des "vorwärts", Wilhelm Liebknecht und Wilhelm Hasenclever, mögen anderer Ansicht als der damalige Parteivorsitzende August Bebel gewesen sein, für den war die Sache auf jeden Fall klar: Die Parteizeitung ist Sprachrohr. Dass diese Frage noch 130 Jahre später aktuell sein wird, zeigt der Beitrag des SPD-Parteivorsitzenden Kurt Beck im Jahre 2006 anlässlich einer Sonderausgabe zum damaligen vorwärts-Jubiläum: "Auch Gegenmeinungen werden ihren Platz im "vorwärts" haben", heißt es da. Publikationsverbot durch die Bismarckschen Sozialistengesetze Konträre Ansichten zu vertreten war dem "vorwärts" nie fremd. "Dissidentische Machenschaften" wurden den Redakteuren immer wieder vorgeworfen – mit mäßigem Erfolg. Mehrmals versuchten die Herrschenden den "vorwärts" mundtot zu machen, etwa im Kaiserreich durch die Bismarckschen Sozialistengesetze von 1878 bis 1890. Die Folge war ein Publikationsverbot, was jedoch nur kurz währte.