Wie Wowereit 2011 in Berlin gewann auch er 2009 die jüngste Landtagswahl in Brandenburg fast im Alleingang und dank seiner Persönlichkeit, doch nicht mit der mondänen Attitüde des Metropolen-Bürgermeisters, sondern als Typ bodenständiger Arbeiter im Weinberg des Herrn. Diesen Ruf hatte er schon Ende der 90er als damaliger Umweltminister beim Oder-Hochwasser begründet, wo ihm sein Engagement den respektvollen Beinamen "Deichgraf" einbrachte. Bei aller Mitverantwortung mochte er bei "Günther Jauch" aber nicht übermäßig in vergangenem Wühlen. "Das ist jetzt alles vergossene Milch", wischte er Diskussionen um voreilig angesetzte Eröffnungstermine beiseite. Landtagswahl 2014 Platzeck verbindet sein politisches Schicksal mit dem des Flughafens. Porträt: Matthias Platzeck - Hoffnungsträger der SPD - Politik - Tagesspiegel. "Entweder das wird was und das Ding fliegt, oder ich fliege", kündigte er an. Darunter versteht er jedoch nicht einen Rücktritt bei einer möglichen weiteren Verschiebung. Stattdessen sollen ihn die Brandenburger bei der nächsten Landtagswahl 2014 am Fortgang des Projekts messen.
Vor seiner Vertrauensfrage im Landtag gibt sich der designierte Flughafen-Aufsichtsratsvorsitzende bei Jauch demütig. Er will nach vorn gucken. Theoretisch steht sein Schicksal am Montag schon auf der Kippe: Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck. Bild: dapd War das lässig? Oder Chuzpe, den Vorabend einer Vertrauensabstimmung im Sendestudio von "Günter Jauch" zu verbringen? War es wirklich Verantwortungsbewusstsein, das Brandenburgs Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) am Sonntagabend präsentierte, Folge jener preußisch-brandenburgischen Erziehung, von der er sprach? Oder geschickte Strategie, statt des schnell überheblich wirkenden Noch-Aufsichtsratschefs und Berliner Regierungschefs Klaus Wowereit (SPD) den bodenständigen Platzeck ins Studio zu schicken? Beiname Matthias Platzecks nach dem Oderhochwasser CodyCross. Bei Wowereit, beim Bundesverkehrsminister und bei den Flughafen-Vorständen hatte Jauchs Team nach eigenen Angaben mit einer Einladung keinen Erfolg. Von Mitverantwortung beim Flughafen, zu der er stehe, sprach der Mann, der 2006 nach kaum fünf Monaten die Macht als SPD-Parteichef abgab, weil sie ihm gesundheitlich zu sehr zusetzte.
Im Zentrum steht dabei der Kampf gegen die Überalterung der Gesellschaft. Den Reformkurs der rot-grünen Bundesregierung hat Platzeck immer verteidigt, das brachte ihm den Respekt des Kanzlers ein. Gerhard Schröder nennt ihn gern öffentlich seinen Freund. Bei Wahlen kann sich die SPD auf den jugendlich wirkenden Landesvater verlassen: 2004 verhinderte Platzeck trotz heftigen Gegenwinds in Brandenburg knapp einen Sieg der PDS und konnte danach weiterregieren. Der stark auf ihn personalisierte Landeswahlkampf macht Platzeck wohl auch attraktiv als Hoffnungsträger für die Bundes-SPD. Platzeck setzte sich auch trotz der vielen Diskussionen um Hartz IV durch. Bei der Bundestagswahl am 18. September blieb die SPD mit Abstand stärkste Kraft. Platzeck ist geschieden und hat drei Töchter. Bei öffentlichen Auftritten wird er oft von seiner Lebensgefährtin begleitet. Das Studium an der TU Ilmenau schloss er als Diplomingenieur für biomedizinische Kybernetik ab. 1990 war er für Bündnis 90 Mitglied der ersten frei gewählten Volkskammer, später parteilos wurde er schließlich SPD-Mitglied.
Seitdem regiert er gemeinsam mit der Linken. dpa Zur Person Auch wenn er im Umgang immer etwas jungenhaft wirkt, ist Brandenburgs Regierungschef Matthias Platzeck mittlerweile seit mehr als 20 Jahren im Politik-Geschäft. Seine Wurzeln hat der 59-Jährige in der Umweltbewegung. Bei der ersten freien Volkskammerwahl 1990 kandidierte er erfolgreich für die Grüne Partei der DDR. Noch im selben Jahr übernahm er in der von Manfred Stolpe (SPD) geführten Potsdamer Ampelkoalition das Amt des Umweltministers, das er acht Jahre lang ausübte. Hier profilierte sich der gelernte Ingenieur vor allem als Krisenmanager während des Oder-Hochwassers 1997, was ihm den Beinamen "Deichgraf" eintrug. Erst 1995 trat Platzeck in die SPD ein, 2002 übernahm er von Stolpe das Amt des Ministerpräsidenten in Brandenburg und stand bis 2009 an der Spitze einer rot-schwarzen Koalition mit der CDU. Seitdem regiert der bodenständige Politiker, der auch SPD-Landesvorsitzender ist, gemeinsam mit der Linken. Dies brachte ihm vor allem wegen der Stasi-Vergangenheit etlicher Linke-Funktionsträger heftige Kritik ein.
Zuvor war Platzeck vier Jahre Oberbürgermeister von Potsdam, mit einer für dieses Amt ungewöhnlichen bundesweiten Popularität. Denn dank seines unermüdlichen Einsatzes bei der Oderflut 1997 war der junge Umweltminister bereits als "Deichgraf" in die Geschichte eingegangen. Das, was ihn damals schon auszeichnete, prägte seine gesamte politische Laufbahn: Präsent sein, sich auf die Menschen einlassen, zuhören, entscheiden und dazu stehen. So sicherte er sich auch die Sympathie der Medien – ohne sich von ihnen instrumentalisieren zu lassen. Seine Gesundheit zwingt den "Rot-Grünen mit konservativen Zügen" – wie er sich selbst nennt – nun zum endgültigen Rückzug aus der Politik. Seine Stimme wird weiter Gewicht haben.