Menü Villingen-Schwenningen 05. Dezember 2016, 15:04 Uhr Die Wärmestube durfte von der neuapostolischen Kirche eine Spende über 1500 Euro entgegennehmen. Seit mehreren Jahren unterstützt die Kirche Projekte zum Thema Essen für Bedürftige. Die neuapostolische Kirchengemeinde übergibt eine Spende von 1500 Euro an die Wärmestube in Schwenningen. | Bild: Kirchengemeinde Die Wärmestube wurde sonst immer mit 1000 Euro bedacht, dieses Jahr gab es zusätzlich einen Jubiläumsbonus von 500 Euro. Villingen-Schwenningen: Fusion zu neuer Gemeinde - Villingen-Schwenningen & Umgebung - Schwarzwälder Bote. Seit zehn Jahren erhalten Bedürftige von Montag bis Freitag in der Talstraße 26 im Stadtbezirk Schwenningen warme Mahlzeiten für 1, 50 Euro. Die Küchentruppe aus Ehrenamtlichen und geringfügig Beschäftigten kocht täglich frisch. Neben der Geldspende gab es noch eine Sachspende: Der Wärmestube gehen die Tassen so langsam aus. Ein Gemeindemitglied spendete spontan drei Kartons Kaffeetassen. Das könnte Sie auch interessieren Meist gelesen Neueste Artikel
"Heute alles anders" Bei der Neuapostolischen Kirche selbst zeigt man sich erstaunt über die mittlerweile mehr als 250 Zuschriften an. "Was dort berichtet wird, ist sicherlich nicht erfunden", sagt Frank Schuldt, Sprecher der Neuapostolischen Kirche in NRW, aber das seien eher Einzelfälle gewesen und doch alles heute nicht mehr so. Er selber, 33 Jahre alt und in einer Aachener NAK -Gemeinde aufgewachsen, könne sich an keinerlei Druck oder Verbote in seiner Kindheit erinnern. Kinzigtal Erste Neuapostolische Gemeinde Nachrichten der Ortenau - Offenburger Tageblatt. "Vielleicht hing das auch von einzelnen Familien ab, welcher Ton und welche Strenge dort herrschte", meint er. Auch die Spenden seien freiwillig, sagt Schuldt und es würde nicht kontrolliert, wer wie viel spendet. "Ja", räumt er auf Nachfrage ein, während der Gottesdienste sei das Opfer und auch die empfohlenen zehn Prozent regelmäßig Thema. Bei Religionswissenschaftlern, bei den Sektenbeauftragten der evangelischen und der katholischen Kirche und auch des Landes NRW galt die Neuapostolische Kirche wegen ihrer weltabgewandten Haltung noch bis vor einigen Jahren als Sekte.
Immer, wenn es in Bonn eine Kirmes gibt, bekommt Birgit Schmoll Bauchschmerzen. Ihrem kleinen Sohn verspricht sie zwar, dass er Karussell fahren darf - aber insgeheim ist der Kirmesbesuch für die Mutter von acht Kindern eine Qual. "In dem Moment, wo ich meinen Fuß auf das Gelände setze, fange ich an zu zittern, kann nicht mehr richtig atmen", sagt sie. Als Kind waren ihr Kirmesbesuche – genauso wie Kino, Fernsehen oder später die Disco – streng verboten. Statt dessen: "Dreimal in der Woche Gottesdienst, kirchliche Veranstaltungen an fast allen anderen Tagen. " Birgit Schmoll wuchs in einer neuapostolischen Familie auf, nach deren Glauben die Wiederkehr Jesus' in naher Zukunft zu erwarten ist. Neuapostolische kirche schwenningen in 1. Auf der Kirmes aber, so wurde ihr gesagt, hätte Jesus sie nicht finden können - und nicht in den Himmel mitgenommen, sondern in einer Welt zurücklassen, in der fortan der "Satan" regieren würde. Der Rat des Seelsorgers: Eine Tracht Prügel "Ich bin kaputt gemacht worden", sagt Birgit Schmoll, "mein Leben bestand aus Angst und völliger Willenlosigkeit".
Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst durch einen Chor, der sich aus allen eingeladenen Gemeinden zusammensetzte und dem Orchester des Kirchenbezirkes Villingen-Schwenningen. Der Gottesdienst wurde per Internet nach Schwenningen übertragen, wohin die Gemeinden Trossingen, Spaichingen, Rottweil und Villingendorf eingeladen waren.
Alle beschreiben die strengen Tabus, die sie als Kinder zu verlachten Außenseitern machten, die große Angst davor, von Jesus in der Welt eines Satans zurückgelassen zu werden, die totale Kontrolle auch des Privatlebens durch die "Aposteln" der Gemeinde, die völlige Willenlosigkeit bei der Gestaltung des eigenen Lebens. "Viele von uns fühlen sich um ihre Kindheit und Jugend betrogen", sagt Aussteigerin Birgit Schmoll. Zweifelsgedanken ausmerzen "Es gab nichts Wichtigeres als diese Vereinigung und das 'Dabeisein' bei der Wiederkunft Christi", erinnert sich auch die heute 54-jährige Kornelia H.. Ihr seien Abitur und Studium verwehrt worden, "weil es sich wegen der Naherwartung des Herrn nicht rentiert hätte". Aktuelles - Neuapostolische Kirche Kirchenbezirk Dornhan/Villingen-Schwenningen. Als sie ihre Zweifel mit anderen Frauen aus ihrer Gemeinde besprechen wollte, sei die Antwort gewesen, "dass man für mich beten würde, damit die Zweifelsgedanken ausgemerzt würden". Viele Jahre habe sie Mut sammeln müssen, um schließlich 2011 den Austritt aus der NAK zu wagen. "Da begann für mich eine fast noch schwerere Zeit", sagt sie, denn plötzlich war sie völlig allein.
Die Kirche habe die totale Überwachung auch über das Familienleben gehabt, "wenn wir Kinder nicht gespurt haben, bekamen wir zu Hause 'Familienbesuch'". Das war der sogenannte Seelsorger der Gemeinde, auch "Familienpriester" genannt. Hatten die Kinder aus Sicht der Kirche etwas falsch gemacht, kam er ins Haus, um den Eltern Erziehungsnachhilfe zu geben. Oft – auch wenn das Mädchen Birgit mal wieder Essstörungen hatte – lautete der Rat: eine ordentliche Tracht Prügel. "Verboten war eigentlich alles, was zu einer normalen Jugend dazugehörte", sagt Birgit Schmoll, selbst auf den Stil der Kleidung habe die Gemeinde massiv Einfluss genommen. "In der Schule war ich dadurch immer eine Außenseiterin, wurde ständig ausgelacht. Neuapostolische kirche schwenningen in de. " Auch der Berufswunsch musste von der Gemeinde abgesegnet werden. Mit ihrem Wunsch, Krankenschwester zu werden, hatte Birgit Schmoll Glück – sie durfte. Was sie aber nicht durfte: Nach der Verlobung war es ihr verboten, in einem Auto mit ihrem zukünftigen Ehemann zu fahren.