»In der Beschränkung zeigt sich erst der Meister« (V13) bedeutet dann auch: Wer alles können will, kann alles nur ein wenig und wird es an keiner Stelle zu einer Meisterschaft bringen. Während nun also die Schule die Wege öffnet, die ein Mensch gehen kann, liegt die Herausforderung darin, dann einen Weg zu gehen, wohl wissend, dass man sich damit gegen viele andere Möglichkeiten entscheidet. Das macht den Menschen aus. Ein Weizenkorn wird immer nur Weizen hervorbringen und aus einer Made wird immer ein Zweiflügler werden. – Der Mensch aber ist durch Kultur und Kunst so sehr von seinen Instinkten unabhängig geworden, dass er wählen kann; aber auch wählen muss, wenn er seine Freiheit wirklich leben will. Goethe - Natur und Kunst - sprachliche Mittel (Deutsch, Gedicht, Analyse). Und diese Wahl macht in Goethes Augen einen Aspekt dessen aus, was Bildung auszeichnet: Zu akzeptieren, dass man sich selbst beschränken muss, um in der eigenen Disziplin »Meisterschaft« zu erlangen. Doch damit verbunden ist implizit zugleich die Fähigkeit, damit umzugehen, dass andere Menschen andere Entscheidungen treffen, andere Rollen übernehmen, andere Wege nehmen.
Goethe: Natur und Kunst Das Gedicht "Natur und Kunst" wurde 1800 von Johann Wolfgang von Goethe verfasst. Goethe, geboren 1749 in Frankfurt und gestorben 1832 in Weimar ist der berühmteste Dichter der deutschen Geschichte. Seine literarischen Handlungen umfassen Gedichte, Dramen, erzählerische Werke sowie kunst- und literarische Texte. Nachdem er mit seinem Werk "Die Leiden des jungen Werthers" 1774 europaweite Berühmtheit erlangte, wandte er sich den Idealen der Antike zu und wurde ab den 1790er Jahren mit Friederich Schiller zum wichtigsten Vertreter der Weimarer Klassik. Die erwähnte Epoche, die in etwa von Goethes Italienreise 1786, bis zu seinem Tod 1832, andauerte hatte viele Ziele und Merkmale. Ein wichtiges Merkmal der Klassik war die intensive Auseinandersetzung mit der Natur des Menschen und dem Kunstideal der Antike und deren Verhältnis zueinander. Deutsch lernen in Frankfurt | Goethe-Institut Frankfurt. In dem Sonett wird Goethes Auffassung dieses Verhältnisses im Jahre 1800 veranschaulicht. Im Gegensatz zu seiner früheren Denkweise ist Goethe kurz vor und nach 1800 nicht mehr der Ansicht, dass Natur und Kunst Gegensätze sind, die sich unüberwindlich gegenüberstehen, sondern sich gegenseitig ergänzen.
Man soll die Wirkung dieser frühen Waldromantik auf den Deutschen nicht unterschätzen, in hundert Liedern und Gedichten nahm er sie auf, und der Wald, der in ihnen vorkam, hieß oft deutsch. " Aus dem Kapitel: Massensymbole der Nationen, in Elias Canetti: Masse und Macht, Fischer 1980 (1960) S. 190f
[2] Schon bald nach seiner Veröffentlichung wurde das Gedicht in einem "Sonettenkrieg" zwischen dem bei Cotta erscheinenden "Morgenblatt" und den Heidelberger Romantikern Arnim, Brentano und Görres als Munition benutzt – ohne Goethes Wissen und Wollen. Denn Goethe war längst infiziert. Im wesentlichem im Dezember 1808 schreibt er einen Zyklus "Sonette", darin das selbstironische "Nemesis", in dem über seine eigene "Sonettenwut", "vier- und dreifach reimend", als eine Art Seuche spottet. Am 22. 6. 1808 schreibt er an seinen Freund Zelter: "Wenn Ihnen das Vossische Sonett zuwider ist, so stimmen wir auch in diesem Puncte völlig überein. Wir haben schon in Deutschland mehrmals den Fall gehabt, daß sehr schöne Talente sich zuletzt in den Pedantismus verloren. Goethe natur und kunst. Und diesem geht's nun auch so. Für lauter Prosodie ist ihm die Poesie ganz entschwunden. Und was soll es nun gar heißen, eine einzelne rhythmische Form, das Sonett z. B., mit Haß und Wuth zu verfolgen, da sie ja nur ein Gefäß ist, in das jeder von Gehalt hineinlegen kann was er vermag.
Neben die Natur, die Kunst und Bildung tritt das Gesetz, welches Freiheit zu bringen vermag. Doch tritt hier nicht eine erneute Widersprüchlichkeit auf den Plan? Schränken Gesetze nicht meist Freiheiten ein und brauchen freie Menschen wirklich Gesetze? In Goethes »Wilhelm Meisters Lehrjahre« steht der Satz: »Der Mensch ist nicht eher glücklich, als bis sein unbedingtes Streben sich selbst seine Begrenzung bestimmt« 1 Damit bringt er das Thema des Gedichts auf den Punkt: Natur und Kunst sind nur scheinbar widersprüchlich, denn Natur ist nur scheinbar so frei, wie man das vermutet und das Streben des Menschen weniger eingeschränkt, als manch einer vermuten mag. Goethe natur und kunst deutsch. Der Mensch will unterschiedlichste Ziele erreichen, zerbricht sich den Kopf über die Möglichkeiten, die er hat, und muss wählen. Anders die Natur: In ihr ist jede Rolle durch den Instinkt geleitet vorgegeben, ist alles Teil eines großen Ganzen, eines Ökosystems, das nur funktioniert, weil in der Vielfalt der Arten und der Lebensformen ein hochgradig komplexes Netz der Verbundenheiten und Abhängigkeiten existiert.