Dargeboten auf einem zerschnittenen Leinwandtuch erzählen die Dokumente, zusammengesetzt aus den Texten in Originalsprache (mit Übersetzung) und Porträtaufnahmen der Frauen, vom Alltag und der Sehnsucht in der Unfreiheit. Eine bringt ihre Freude über ein Waschbecken in der Zelle zum Ausdruck, eine andere beschreibt den blauen Himmel hinter einem kleinen Fester. Derweil sehnt sich eine Insassin nach Noten. Während sie von Bachs Goldberg-Variationen und – passend zum Wunsch nach einem selbstbestimmten Dasein – vom Gefangenenchor in Verdis Nabucco schwärmt, hält man sich andernorts hinter verschlossenen Riegeln mit der Vergegenwärtigung einst geliebter Düfte aufrecht. Die Erinnerung ist das letzte, was den weggesperrten Rebellinnen geblieben ist. Sie bildet auch den zweiten Erzählstrang von Mikhalchuks Bühnencollage, der sich mit den Filmminiaturen abwechselt. Hierbei greift die in Belarus geborene Regisseurin auf Passagen aus Volha Hapeyevas Debütroman Camel Travel von 2021 zurück. Die großen Erzählungen von Kafka, Franz (Buch) - Buch24.de. Obgleich manche Ausschnitte dieses autobiografischen Romans über eine Kindheit im Minsk der 1980er- und 90er-Jahre ein wenig banal wirken, weiß Schauspielerin Therese Dörr sie stets mit Bedeutung aufzuladen.
Man kann dieses Hohelied auf die Fantasie für naiv halten. Und gewiss trägt das schultheatermäßige Bühnenarrangement nicht gerade dazu bei, den angedeuteten Illusionsraum ernst zu nehmen. Gleichwohl ergibt es Sinn. Denn die Work-in-progress-Szenerie mit wenigen Kisten und Utensilien lässt anders als die statische Form von Unrechtsstaaten eine elementare Offenheit zu. In der strafkolonie zusammenfassung von. Sowohl die Geschichte der Frauen, darunter Khrystyna Dovbysh, Tetiana Humeniuk und Iryna Iusukhno, als auch jene von Hapeyevas Protagonistin sind noch nicht zu Ende. Und so klingt auch die Inszenierung mit einem bestechenden Video aus. Man wird belarussischer Frauen gewahr, die mit friedlichem Protest ein Lied über Blumen, das Widerstandssymbol der belarussischen Opposition, anstimmen. Eine bessere Zeit wird kommen, hoffentlich. In Stuttgart wirbt man nun für das Träumen. Zu Recht, denn nur daraus entsteht der Mut, sich eine Zukunft hinter all dem Fatalismus dieser Tage auszumalen. 18 Briefe und eine Fabel aus Belarus Maryna Mikhalchuk Schauspiel Stuttgart
Kronzeuge der Untersuchung ist Franz Kafka - für kulturhistorische Forschungen zu medienparadigmatischen Fragestellungen am Beginn des 20. Jahrhunderts führt offenbar kein Weg an ihm vorbei. In der Strafkolonie von Kafka, Franz (Buch) - Buch24.de. Müller baut das Fundament für seine Untersuchung von Goethe her auf und entwirft aus theoretischen Überlegungen der Zeit und literarischen "Hörbeispielen" ein Bild vom zeittypischen Verständnis des Vortrags. Die Grenzlinie des Geschmacks verläuft zwischen dem Mimen, dessen Fach die dramatische Vergegenwärtigung ist, und dem Rhapsoden, der "als ein höheres Wesen in seinem Gedicht nicht selbst erscheinen" soll, sondern am besten gleich hinter einem Vorhang lese, "so daß man von aller Persönlichkeit abstrahierte und nur die Musen im allgemeinen zu hören glaubte". So heißt es in Goethes 1797 gemeinsam mit Schiller erarbeiteten Abhandlung "Über epische und dramatische Dichtung". Darin schwingt Goethes prinzipielle Skepsis gegen die Schauspielkunst seiner Zeit mit, deren beklagenswerten Zustand er im "Wilhelm Meister" - durchaus und auch zu Lasten der Titelfigur - ausführlich darstellt.
Müller rahmt seine Untersuchung anekdotisch mit Kafkas Bericht von der nächtlicher Begegnung mit einem verwirrten Rezitator; das Prinzip einer gut durchkomponierten, aber auch gefälligen Präsentation trägt ebenso zu einer lustvollen Lektüre bei wie die komplexe Sprache, die nur selten ein wenig ins zu Gewollte kippt, und die gediegene Ausstattung des Bandes in gewohnter Wagenach-Qualität. Evelyne Polt-Heinzl 9. Zeugnisse eines Gulag-Autors - Berichte aus einer Hölle, die bis heute lodert - Kultur - SRF. Oktober 2007 Originalbeitrag Für die Rezensionen sind die jeweiligen Verfasser verantwortlich. Sie geben nicht notwendig die Meinung der Redaktion wieder.